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Der Inn - Von der Quelle bis zur Mündung

Der Inn - Von der Quelle bis zur Mündung

Da verschmelzen die felsigen Joche und die ewigen Gletscher mit dem zarten Duft der Triften und dem tiefen Grün der Archenwälder. In dieser n dem Maler Giovanni Segantini beschriebenen romantischen Landschaft des Malojapasses im Schweizer Engadin entspringt der Inn. Als klassischer Gebirgsbach beginnt er seinen Lauf. Segantini war nicht der einzige Künstler, der sich n dieser Landschaft, ihrer frischen Gebirgsluft und dem klaren Licht hat inspirieren lassen. Friedrich Nietzsche liebte es, die Sommer am Silser See zu verbringen, dem ersten n drei Seen, die der Inn im Oberengadin auf seinem Lauf durchströmt. Es folgen der Silvaer See und der St. Moritzersee, an dessen Ufer der Nobelskiort St. Moritz mit nobler Hotellerie und Sonnenschein an durchschnittlich 322 Tagen im Jahr aufwartet.

Ein anderer Schweizer Künstler hat in Zuoz seine Spuren hinterlassen: Die Glasfenster in der reformierten Kirche schuf August Giacometti zwischen 1929 und 1933. Die 1901 n dem Schweizer Konstrukteur Robert Maillart Stahlbetonbrücke über den Inn war eine technische Innovation, deren Bauweise wegweisend für ähnliche Konstruktionen wurde. Von S-chanf bis Zernez fließt der Inn entlang des Schweizerischen Nationalparks, dem mit 172 Quadratkilometern größten Schutzgebiet der Schweiz, in dem die Natur sich völlig ohne Eingriffe des Menschen entwickeln kann. Im Nationalparkhaus in Zernez kann man sich über das Schutzgebiet und die vielfältigen Wandermöglichkeiten informieren.



Zwischen Zernez und der Grenze zu Österreich erstreckt sich das waldreiche Unterengadin auf einer Meereshöhe zwischen 1600 und 1000 Metern. Dementsprechend wild zeigt sich der Inn auf seinem Lauf durch dieses enge Tal. Das hoch über dem Inntal gelegene Guarda gilt als eines der schönsten Dörfer der Schweiz. Zahlreiche Häuser sind mit den für das Engadin typischen Sgraffiti geschmückt. Scuol lockt mit 25 Heilquellen und einem ausgedehnten Kurkomplex. Nahebei liegt Schloss Tarasp, "eine der imposantesten Burgen der Alpentäler, in unvergleichlicher, das Tal beherrschender Lage (Kunstführer durch die Schweiz). Die Burg kann bei Führungen besichtigt werden.

Gleich hinter der österreichischen Grenze bietet sich dem Besucher eines der spektakulärsten Naturerlebnisse am Inn: die enge Finstermünzschlucht. Die n Erzherzog Sigismund im 15. Jahrhundert errichtete Zollfeste ist teilweise in den Hang hinein gebaut. Eine hölzerne Brücke über den Inn führt zu einem der Wachtürme. Spektakulär ist auch die weitere Abfahrt durch bedrohlich aufsteigende Felsriesen in das Tiroler Inntal, das in Landeck erreicht wird. Größte Sehenswürdigkeit des tief eingeschnittenen Tals ist das Zisterzienserkloster Stift Stams. Die ursprüngliche romanische Stiftskirche wurde im 18. Jahrhundert barockisiert; die Stukkaturen stammen n dem Wessobrunner Meister Franz Xaver Feichtmayr.
Die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck liegt eindrucksll am Fuß der Stubaier Alpen und bietet eine Fülle n Sehenswürdigkeiten. Die prunkllen Kaiserappartements der Hofburg stammen überwiegend aus der Zeit Maria Theresias. In der Hofkirche, einer spätgotischen, dreischifen Hallenkirche zieht das n 28 überlebensgroßen Bronzeuren umstandene Grabdenkmal Kaiser Maximilians I. die Blicke auf sich. Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum besitzt reiche Sammlungen zu Kunst und Geschichte Tirols. Meist fotografierte Sehenswürdigkeit Innsbrucks ist das Goldene Dachl, ein mit 2657 vergoldeten Kupferschindeln gedeckter Erker, den Kaiser Maximilian I. als Loge für sich und seinen Hofstaat erbauen ließ, n dem er Turniere und andere Feste anschauen konnte. Vor den Toren Innsbrucks lohnen das Schloss Ambras (mit Kunst- und Wunderkammer, Rüstkammern und Habsburger Porträtgalerie) sowie das Prämonstratenser-Chorherrenstift Wüten den Besuch.

Die Geschichte n Hall und Schwaz war gleichermaßen m Bergbau bestimmt, in Hall wurde Salz abgebaut, in Schwaz Silber und Kupfer. Die beiden am Fuß des Karwendelgebirges gelegenen Städte besitzen gleichermaßen viel historische Bausubstanz. Das zweite wirtschaftliche Standbein Halls war die in der Burg Hasegg eingerichtete Münzstätte. Zugleich wurde die Burganlage genutzt, um den Schiffverkehr auf dem Inn zu überwachen. Herzstück des Münztechnischen Museums in der Burg Hasegg ist die Rekonstruktion einer Walzenprägemaschine aus dem 16. Jahrhundert. Auf einem Felsrücken zwischen Jenbach und Schwaz thront das Schloss Tratzberg; auf einem steilen Hügel südlich n Schwaz liegt das Schloss Freundsberg, der Stammsitz der Familie n Frundsberg, deren bekanntester Vertreter der Landsknechtsführer Georg n Frundsberg war. Im Schloss Freundsberg ist das Museum der Stadt Schwaz eingerichtet, die original erhaltenen spätgotischen Innenräume n Schloss Tratzberg können bei Führungen besichtigt werden. Kufstein liegt im Durchbruchstal des Inn zwischen dem Kaisergebirge und dem 1563 Meter hohen Pendling. Auf einem Felsen hoch über dem Inn liegt die Festung
Kufstein. Ihr heutiges Erscheinungsbild geht r allem auf das 16. Jahrhundert zurück. Hinter Kufstein passiert der Inn die österreichischdeutsche Grenze. Rosenheim verdankt seine historische Bedeutung dem Salzhandel und der Schifffahrt auf dem Inn. Im ehemaligen Bruckbaustadl an der Innbrücke bietet das Inn-Museum Informationen zur Innschifffahrt, aber auch zu Flusslandschaft und -ausbau, zu Siedlungsgeschichte und Geologie der Region. Rott am Inn, zwischen Rosenheim und Wasserburg gelegen, bietet landschaftliche und kulturelle Reize: Die Innauen mit ihren Wäldern bieten Wanderern und Radfahrern vielfältige Möglichkeiten, die Rokoko-Klosterkirche St. Marinus und Anianus ist ein Werk des berühmten Baumeisters Johann Michael Fischer (1692 -l766).

Umschlossen n einer engen Schleife des Inn liegt Wasserburg auf einer schmalen Landzunge. Von der Innbrücke bietet sich ein schöner Blick auf die nahezu llständig erhaltene mittelalterliche Altstadt, die man durch das Brucktor betritt. Kaum eine andere Stadt Bayerns hat so viel Flair wie Wasserburg mit seinen Laubengängen und pastell-farbenen Häusern. Das gilt fast ebenso für Mühldorf am Inn mit seinem großen Stadtplatz.

Neuötting liegt im Schatten des benachbarten Wallfahrtszentrums Altötting, doch hat die Stadt durchaus auch einige Se-
henswürdigkei-
Hali ' ten zu bieten, allen
ran die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus, eine große dreischife Hallenkirche, erbaut zwischen 1410 und 1623. Zentrum der Wallfahrt n Altötting ist das Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes in der Gnadenkapelle. Marktl am Inn verdankt seine Besucherströme keinem bedeutenden Gebäude oder einer spektakulären landschaftlichen Lage, sondern dem Umstand, dass hier am 16. April 1927 Joseph Ratzinger zur Welt gekommen ist, der heutige Papst Benedikt XVI. Sein Geburtshaus wurde jüngst n der Gemeinde erworben und kann besichtigt werden.
Simbach in Bayern und das gegenüber liegende Braunau in Oberösterreich sind durch eine Brücke über den Inn verbunden. In beiden Städten gibt es stattliche Bürgerhäuser aus dem 16./17. Jahrhundert. Nur eine kurze Wegstrecke flussaufwärts beginnt das bayerisch-österreichische Europa-Reservat Unterer Inn. Es erstreckt sich grenzüberschreitend auf einer Länge n 55 Flusskilometem n der Mündung der Salzach bis zur Mündung der Rott. Wasserflächen, Inseln und Auenwald bieten zahlreichen seltenen Pflanzen und Tieren Lebensraum.
Auf österreichischer Seite locken in der Folge mit Oberndorf und Schärding noch zwei weitere Städte mit viel historischer Bausubstanz, r allem den für den Inn typischen großen Marktplätzen. Auf deutscher Seite liegt etwas abseits des Flusses Bad Füssing mit seinen Thermalbädern. In Passau (siehe Seite 160) mündet der Inn nach 517 Kilometern in die Donau.

glied der Inzinger Schützen erbeutete bei der Kapitulation des Korps ßisson in Wüten die Fahne des 2. Französischen Linien-Infanterie-Regiments. Die französische Besatzungsmacht versuchte nach dem Zweiten Weltkrieg, die Fahne wieder zu finden. Über Jahre gab es ein Versteckspiel. Erst nach dem Abzug der Franzosen wurde die Fahne wieder herrgeholt, als Leihgabe befindet sie sich heute im Tiroler Landesmuseum in Innsbruck.
Bis ins 12. Jahrhundert wurde die m Inn und der Sill durchflossene Talmitte des Innsbrucker Beckens gemieden. Die ältesten Siedlungen befanden sich an beiden Flussseiten an den Talhängen, Terrassen und am Talrand. Der schon in prähistorischer Zeit besiedelte südliche Teil des Beckens ist allerdings verkehrsgeografisch immer schon ein wichtiger Punkt gewesen. Hier lag auch die römische Straßen- und Militärstation Veldide-na, das heutige Wüten. Im Jahr 1180 erwarben die Grafen n Andechs im Tausch mit dem Kloster Wüten Grund am rechten Innufer, am Südende der Innbrücke, um dorthin den "Markt über die Brücke zu setzen. Ausgehend n einer nahe an der Brücke erbauten Burg entstand in kurzer Zeit eine ummauerte Stadt. Der Name der Stadt, um 1167 als Inspruk erstmals genannt, leitet sich n der Brücke über den Inn ab, die bis heute das heraldische Symbol im Siegel und Wappen Innsbrucks ist. Nach dem Tod des letzten Grafen n Andechs kam die Stadt an die Grafen n Tirol, die damals noch in Meran residierten.

Erst im Jahr 1420 verlegte Friedrich "mit der leeren Tasche die Residenz nach Innsbruck. Das heutige Erscheinungsbild der Altstadt reicht in die Blütezeit Innsbrucks nach 1500 zurück.
Als im Jahr 1765 Kaiser Franz I. noch während der Feierlichkeiten zur Hochzeit des Kaisersohnes Leopold mit der spanischen Infantin Maria Ludo-vica in der Innsbrucker Hofburg plötzlich starb, wurde durch Kaiserin Maria Theresia nicht nur sein Sterbezimmer in eine Kapelle umgewandelt, auch der Inn erhielt aus dem traurigen Anlass eine "tragende Funktion: "Franzi, n Gottes Gnaden erwählter römischer Kaiser, König n Germanien, zu Ungarn, Böhmen, Erzherzog n Österreich, Herzog n Burgund und Lothringen, gefür-steter Graf n Habsburg, hat seine letzte Reise auf Erden angetreten. Sieben Tage wird sie dauern, eine Woche lang. Der Inn wird den Toten hinabführen n Hall nach Passau, wo die Donau ihm das Geleit geben soll bis Wien [] Neunzehn Schiffe werden Franz I. in die Kaiserstadt geleiten. Die Flotille liegt an der Lände verankert und an Heftstecken vertäut. Hundertfünfzig Schiffleute, Naufergen und Nachkehrer und Knechte stehen barhäuptig zwischen Kransen und Stoier, dem Bug und dem Heck. Der mächtigste unter ihnen, der Aichinger n Hall, der einzige kaiserliche Hofschiffmeister, der je auf dem Inn gefahren ist, grüßte als erster, als der Totenschrein über die Laden des Leibschiffs getragen wird. Der ganze Hofstaat geht an Bord.

Salz brachte den Reichtum

Als Salzsieder-Stätte wurde Hall 1263 erstmals urkundlich erwähnt. Die Verlegung der Sudstelle von Thaur an den Inn markiert die bedeutungsvolle Entwicklung von Hall. Die Sudstelle am Fluss garantierte die Verfügbarkeit des wichtigen Brennmaterials Holz, das über den Inn hergeschafft wurde. Aus dem Oberinntal getriftetes Holz konnte mit einem Holzrechen aufgefangen werden, sogar Holz aus dem Engadin kam zum Einsatz. Hall kristallisierte sich bald als wichtigster Umschlagplatz der Innschifffahrt heraus, als eigentliche Kopfstation teilten sich hier die "untere oder Nau-schifffahrt und die "obere oder Salzschifffahrt. Als Handelsplatz von Waren aus dem südlichen Tirol und Italien einerseits, Bayern und dem Donaugebiet andererseits, zog Hall aus der Flussschifffahrt den größten Nutzen. Von 1486 an wurden in der Münzstätte Hall die ersten Taler als Großsilbermünzen geprägt, für 400 Jahre bildeten sie das mitteleuropäische Währungssystem. Ab dem 18. Jahrhundert konnte regelmäßig an Samstagen gegen einen Fahrpreis von vier Gulden Rheinischer Währung per Schiff von Hall nach Wien gereist werden.

Aus einem bescheidenen Verkehrs- und Marktdorf entwickelte sich eines der großen Bergbauzentren Europas, Schwaz am Inn: "Anno 1420. Die auftan neu reich Erzgruben am Valkenstain vill fremds Pergvolk aus Beheim [Böhmen], Saxen und mehr deutschen Landen nach Schwaz bringen. Zwischen 1471 und 1560 wurden hier 3000 Tonnen Silber und 57 000 Tonnen Kupfer gewonnen. Süddeutsche Handelsgesellschaften wie die Fugger von Augsburg waren wesentlich am Bergbau von Schwaz beteiligt. "Der Bergbau in Schwaz war die finanzielle Basis des habsburgischen Weltreiches Kaiser Maximilians und neben Oberungarn und Sachsen das dritte Zentrum des europäischen Silber- und Kupferbergbaues.

Rund 50 Kilometer innabwärts von Innsbruck, der größten Stadt am Inn, liegt Rattenberg, die kleinste Stadt am Fluss. Im 15. und 16. Jahrhundert erlebte Rattenberg seine Blütezeit als Verwaltungssitz der nahe gelegenen Bergwerke. Mit dem Rückgang des Bergbaus verlor die Stadt ihre wirtschaftliche Bedeutung.

Grenzfestung über dem Inn

Bei Kufstein wendet sich der Inn der Ebene des bayerischen Alpenvorlandes zu. Die Bedeutung der Stadt liegt in ihrer strategischen Position, die Burg bot die militärische Kontrolle des Gebirgsein-gangs und der Innbrücke. 1504 brachte Maximilian I. die zu Bayern gehörende Stadt an Österreich, doch der Kommandant von Kufstein, Hans von Pienzenau, weigerte sich, diesen Herrschaftswechsel anzuerkennen. Daraufhin wurden Stadt und Burg unter Einsatz schwerer Kanonen erobert, obwohl die Befestigungsmauern vier Meter dick sind. Die eingesetzten ersten Großgeschütze der Welt, "Purlepaus und "Weckauf, können heute im Museum der Festung Kufstein besichtigt werden. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Kufstein, dank eines lebhaften Fuhrwerksverkehrs und der Innschifffahrt, eine wichtige Transit- und Mautstelle. Im Spanischen Erbfolgekrieg drangen die Bayern als Bundesgenossen Frankreichs in Tirol ein, 1703 wurde Kufstein belagert und durch einen verheerenden Brand weitgehend zerstört.

Im darauffolgenden Jahr zogen die Bayern ab, Kufstein wurde wieder Österreich zugesprochen. Erst 1805 nahmen die Bayern Kufstein erneut ein, Tirol wurde im Frieden von Pressburg, der den Dritten Koalitionskrieg beendete, auch formal dem Königreich Bayern zugesprochen. 1813 erfolgte die Rückgabe Tirols und damit auch Kufsteins, an Österreich. Nach dem Verlust ihrer militärischen Bedeutung wurde die Festung Kufstein bis ins 20. Jahrhundert als Gefängnis, auch für politische Gefangene, genutzt. Als Zollposten kam Kufstein bis ins 19. Jahrhundert eine sehr wichtige Funktion zu. Das in Hall abgebaute und in großen Mengen über den Inn nach Bayern beförderte Salz fand in Form eines Salzfasses, auch "Kufen genannt, Eingang in das Kufsteiner Gemeindewappen.

Schifffahrt auf dem Inn

Einbäume aus der Bronzezeit sind frühe Zeugnisse der Schifffahrt auf dem Inn. Die Römer nutzten die Donau und den Inn hauptsächlich für Militärtransporte. Im Jahr 1994 wurde in Kraiburg ein Mosaik gefunden; archäologische Nachforschungen brachten eine überbaute Siedlung zum Vorschein, es handelt sich um eine Hafenanlage der Römer am Inn. Das Fundstück befindet sich heute in München in der Archäologischen Staatssammlung.
Die Passauer Schifffahrtsordnung aus dem
14. Jahrhundert lässt die Schifffahrt auf der Donau und dem Inn als regelrechtes Gewerbe erscheinen. In Rechnungen der Haller Saline wird der Verkehr von Schiffen auf dem tirolischen Inn seit 1300 erwähnt, das Stift Georgenberg erhielt 1347 Zollfreiheit für "zwei schef [Schiffe] auf dem In heruf mit Getreide. Im Jahr 1363 erhielt die Stadt Hall das Zollprivileg für die österreichischen Mauten an der Donau, der bevorzugte Anlege- und Stapelplatz für die gesamte Getreideeinfuhr von den Ländern des unteren Inn und der Donau nach Tirol blieb auch im 15. und in den folgenden Jahrhunderten Hall. Von Hall abgehende Schiffe gestatteten einen Wasserpostverkehr von Tirol nach Wien.
Um welche Waren es sich auch handeln mochte, Wein, Getreide oder Salz, argwöhnisch wachten die Länder und Städte mit den verbrieften und immer wieder gegenseitig streitig gemachten Rechten über ihren Monopolen. Vom
15. Jahrhundert an hatte Schwaz für seine Bergwerke einen großen Bedarf an Getreide, Fleisch und Fett, ein eigener Landeplatz sollte die Ausladung der Schiffe ermöglichen.
Neben Gütern wurden auch Personen auf dem Inn befördert. Gegen das Versprechen, fleißig zu "wassern (das eingedrungene Wasser aus den Lastbooten zu schöpfen), erhielten Kaufleute, Beamte, wandernde Handwerksburschen und Studenten eine kostenlose Mitfahrt. Dem Landesfürsten standen im 16. und 17. Jahrhundert eigene Prunkschiffe und Zillen (flachbodige Schiffe) für die Dienerschaft und die Küche zur Verfügung. Die Höfe von München, Passau und Wien reisten gern auf bequemen Schiffen, so etwa Bayerns Kurfürst Maximilian, der im Jahr 1635 mit dem Schiff nach Wien reiste, um sich mit der Tochter des Kaisers zu vermählen. Der Inn wurde immer wieder auch zur Truppenbeförderung genutzt, etwa im Zuge der Türkenkriege.

Die Talfahrt besorgte die eigene starke Strömung des Inns, nur an bestimmten Stellen musste mit Rudern eingegriffen werden. Neben den für die Bergfahrt eingesetzten Kielschiffen verwendete man zur Talfahrt eigene Plätten (kastenförmige Arbeitsschiffe), die ungefähr 30 Meter lang und drei Meter breit waren. Die Baumstämme, aus denen sie bestanden, wurden an ihrem Bestimmungsort, etwa in Passau oder Wien, wieder auseinander gelegt und als Bauholz verkauft. Die Bergfahrt konnte nur mithilfe eines Pferdezugs realisiert werden. Eine Bergfahrt von Kufstein bis Hall nahm rund fünf Tage in Anspruch, zum Vergleich dauerte die Talfahrt nur sechs Stunden.
Um das Jahr 1600 war der Inn von Telfs abwärts schiffbar, zwischen Hall und Telfs allerdings nur mit kleineren Zillen und Plätten. In Akten der Haller Saline werden häufiger Salzfässer-Lieferungen auf dem Inn bis Telfs erwähnt. Im Jahr 1611 wurde wegen der Pestgefahr fremden Transportunternehmern der Zutritt nach Hall verboten. Statt, wie gewöhnlich, die Saumfrachten aus Mailand über den Malojapass auf dem Landweg nach Hall zu bringen und dort an die Messen in Linz zu verschiffen, sollten sie ihre Frachten bereits in Telfs als Gegenfracht auf die dorthin verkehrenden Salzzillen verladen.
Verbesserte Landstraßen zogen ab dem 18. Jahrhundert die Beförderung der Güter von größerem Wert und geringerem Volumen vom Wasserauf den Landweg ab. Für die Lieferung von Getreide flussaufwärts, und von Holz, Kohle und Gesteinen flussabwärts blieb die Innschifffahrt jedoch auch in der ersten Hälfte des ^.Jahrhunderts der übliche Weg. Auf Tiroler Gebiet beendeten die Unterinntaler und Brixentaler Eisenbahn 1858 und 1875 die Innschifffahrt. Für einige Jahre wurde noch der Unterinntaler Zement auf Plätten den Inn abwärts nach Wien und Ungarn geführt.
Gegen den Strom bewegte sich die sogenannte Gegenschifffahrt oder "Hohenaufahrt. Mit "Hohenau wird auch das erste Schiff eines Gegenzugs bezeichnet. Das zweite Schiff im Schiffzug trägt den Namen "Nebenbei, das dritte Schiff eines Zuges wird "Schwemmer genannt. Ist noch ein viertes im Zug, nannte man es "Schwemmer Nebenbei. Zu Berg wurden Getreide, Sirup, Ölkuchen, Ölfässer, Hanf, Tabak, Tonerde, Pottasche, Häute und Kriegsmaterial befördert. Die Geschwindigkeit eines Schiffzugs betrug vier bis sechs Wegstunden täglich, eine Reise von Pressburg bis Rosenheim dauerte zehn bis zwölf Wochen, von Rosenheim bis Hall acht Tage. Vor allem bayerische Schiffsmeister aus den Innstädten Rosenheim, Wasserburg, Kraiburg und Neuötting traten als Unternehmer und Handelsherren auf. Die Eisenbahn und der Beginn der Dampfschifffahrt auf der Donau 1837 verdrängten nach und nach den Treidelverkehr flussaufwärts.

An die vielen Handwerksberufe, die an die Innschifffahrt gebunden sind, erinnern noch heute die Straßennamen von Wasserburg (Salzsenderzeile, Bäckerzeile, Färbergasse, Schustergasse, Schmidzeile). Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt beruhte auf dem Salzhandel und der Inn-schifffahrt. Seine Lage am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Handelswege, an der Salzstraße vom Salzkammergut nach München und am Inn, der Hauptverkehrsader zwischen Ungarn, Österreich und Deutschland, machten Wasserburg zum Anlegeort und zur Salzniederlage der Residenz München. Von 1560 an blieb jedoch Rosenheim unangefochten im Besitz von Salzfracht und Niederlage, die Wasserburger Monopolstellung war gebrochen, 1825 erfolgte die Aufhebung des Salzamts. Ein bedeutender Name in der Geschichte der Wasserburger Innschifffahrt ist Johann Georg Buchau-er, der die Stadt zu einem wichtigen Umschlagplatz für Knoppern (einem Gerbmittel für Kupfer), österreichischen und ungarischen Wein sowie Getreide machte.

Energie durch den Inn

Flussabwärts befindet sich im Unterengadin bei S-chanf das erste Kraftwerk am Inn, es ist mit dem auf italienischem Gebiet liegenden Stausee in Li-vigno verbunden. Wie im übrigen Europa hat man ab Beginn des 20. Jahrhunderts auch am Inn die große Bedeutung der Wasserkraft für die Industrie erkannt. Von allen bayerischen Flüssen hat der Untere Inn die größte Rohwasserkraft. Die energieintensive chemische Industrie hat sich daher vor allem im südbayerischen Raum angesiedelt. Nach dem Ersten Weltkrieg schlössen sich die bayerischen Kalkstickstoffwerke mit der Idee zusammen, die Wasserkraft am Unteren Inn energiewirtschaftlich zu nutzen. Da der Inn Grenzfluss war, prallten immer wieder unterschiedliche Vorstellungen und Mitbestimmungsansprüche aufeinander. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland wurde der Inn in eine gesamtdeutsche Industrie- und Energieplanung einbezogen. Mit dem Bau einer Aluminiumhütte im Raum Braunau sollte die Aluminiumerzeugung für die Rüstungsindustrie gefördert werden. Der Kraftwerksbau am Unteren Inn ist eng mit den wirtschaftlichen Plänen während des Nationalsozialismus verbunden.
Mittlerweile gibt es in Oberbayern zehn Laufkraftwerke, im Grenzgebiet zwischen Bayern und Österreich befinden sich auf einer Flusslänge von 60 Kilometern weitere fünf Laufkraftwerke. Kein anderer Fluss in Deutschland liefert so viel Strom aus Wasserkraft wie der Inn. Im Jahr 1998 schloss das Kraftwerk Langkampfen in Tirol die Kraftwerkskette am Inn zwischen den Staustufen Pas-sau-Ingling und Kirchbichl.

Am grünen Inn

An der Hausfront des Kufsteiner Wirtshauses "Au-racher Löchl findet sich ein Denkmal für Karl Ganzer. Mit seinem Kufsteinlied über die Perle Tirols machte er die Stadt weltweit bekannt. Es besingt die Stadt "am grünen Inn. Tatsächlich grün zeigt sich der Inn im Engadin, wenn er in der Nähe von Samedan auf den Flaz-Bach trifft. Sein Gletscherwasser verleiht dem Wasser die grüne Farbe und Bewegung. Robert Musil schreibt im Mann ohne Eigenschaften über den Inn: "Bei Maloja entspringt er, ein lächerlicher Bach ist er, ich hab ihn ja selbst dort gesehn; so wie bei uns die Kamp oder die Morava. Aber was haben die Schweizer aus ihm gemacht^ Das Engadin! Das Engad-Inn, meine Liebe!! Haben Sie schon je daran gedacht, dass dieses ganze Engadin vom Worte Inn kommtü Darauf bin ich heute gekommen: Und wir mit unserer unerträglichen oesterreichischen Bescheidenheit machen natürlich nie was aus dem, was uns gehört!
Der Tourismus hat den Inn längst entdeckt, und nicht nur im Engadin. Von Maloja durch das gesamte Inntal bis nach Passau führt ein Radweg. Entlang des Inn laden viele Baggerseen, die durch Kiesgewinnung entstanden sind, zum Baden und Schwimmen ein. Vom Unterengadin bis zur Im-ster Schlucht unternehmen Wildwassersportler abenteuerliche Kanufahrten, ab Pfunds werden Raftingtouren angeboten. Ausflugsschiffe legen in Kufstein, Wasserburg und Schärding ab. Das Europareservat "Unterer Inn ist ein Feuchtbiotop von internationaler Bedeutung. Vogelkundler aus vielen Ländern suchen das Naturschutzgebiet am "Unteren Inn auf. Zahlreiche Einrichtungen machen dort auf Tier-, Pflanzenwelt und die Ökologie der Innstauseen aufmerksam.

Am mittleren und unteren Inn hat sich im 16., 17. und 18. Jahrhundert, ebenso wie an der Salzach von Hallein bis Burghausen, im oberösterreichischen Alpenvorland und hinunter über den Brenner bis in den nördlichen Teil Südtirols in den Städten ein besonderer Baustil entwickelt. Heute spricht man von der Inn-Salzach-Bauweise oder dem Innstadtstil. Gemeint sind damit die typischen Bürgerhäuser und das Verhältnis der einzelnen Gebäude zueinander. Damit kommt es zu einer flächigen Gesamtwirkung, die durch einen hellen, pastellfarbenen Verputz noch verstärkt wird. Oftmals wird auch das sogenannte "Grabendach als hervorstechende Ausformung des Inn-stadtstils beschrieben. Vor allem fallen aber die weit über den Dachfirst hochgezogenen Fassaden auf, die solche Häuser noch höher und mächtiger erscheinen lassen. Dem Bild einer einheitlichen Städtelandschaft stehen allerdings grundlegende politische Veränderungen gegenüber. In dem Mächtedreieck zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Erzstift Salzburg und dem Bistum Passau ist nur Burghausen stets eine bayerische Stadt gewesen und geblieben. Für die anderen Städte brachten der bayerische Erbfolgekrieg und die Napoleonischen Kriege einschneidende Veränderungen.

Die wechselvollen Ereignisse waren für die betroffenen Städte mit empfindlichen strukturellen Umgestaltungen verbunden, dennoch bewahrten viele Häuser grenzüberschreitend diese besondere Faszination bürgerlicher Baukunst. Prinz Franz zu Sayn-Wittgenstein schwärmte: "Wer einmal mitten auf dem Hauptplatz von Mühldorf oder ßurghausen, wer vom Schlosse zu Wasserburg über die Dächer sah oder durch Hall und Rattenberg schlenderte, der weiß, was eine Innstadt ist. Nicht die einzelnen Bauten sind es, die das Stadtbild prägen, es ist der große Zusammenklang aller Dinge im Raum, ihre Proportionierung; wie die Hausblöcke zusammenstehen, die Kirchen eingeordnet sind, Plätze und Straßen verlaufen, wie sich die Jahrhunderte in schöner Harmonie die Hand reichen und das vielgestaltige Antlitz der Stadt geschaffen haben. Über allen idyllischen Beschreibungen darf aber auch nicht vergessen werden, dass der Inn immer wieder zur Bedrohung dieser Städte wurde und Hochwasser schlimme Verwüstungen anrichteten. Das Wasserburger Heimatbuch berichtet vom Jahr 1348: "Bös ins Wasser getunket hat uns wieder der Innfluß, dem in der Sommerhitze von den Bergen herab allzu viel Wasser zugeronnen.







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