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BAD EMS

BAD EMS

Einmal »Fürstenbad« der Großen, heute mehr (der sozialversicherten) Allerwelt. Als »Bubenquelle« bekannt, deren stammeserhaltende Wirkung nach Hans Wachenhusen (-> Trier/ RP) und seinen 1870 ersch. Bäderskizzen »Satans Mausefallen« allerdings gar nicht aus der Kraft des Wassers allein, sondern womöglich auch n der »der Offiziere der benachbarten Garnisonen« sich herleiten könne. Die große Zeit J. Offenbachs auch, der n 1858-70 zehnmal in Bad E. war und Singspiele für das Theater schrieb, an dem allein 25 Uraufführungen franz. Autoren und Komponisten stattfanden. - Geb. wurde nur eine kleinere lit. Größe hier: Hans Ludwig Linkenbach, am 11. 3.1876 (»Haus Silberau«, Direktion des ehem. Blei- und Silberwerks, an der Lahn). Er gründete die lit. Vereinigung und die Stadtbibliothek, schrieb Bergmanns-Erzählungen und ein dramat. Spiel über den »Stadtschreiber n Embs« (1925) und starb am 23.1.1939 in Mainz. Berühmter waren einige literaturbeflissene »Kurfremde«, die denn auch die nachmals vielbemühten Prospekt-Zitate zu liefern hatten. Der älteste vielleicht Erhart Wameß-haft, der 1477 in der Beschreibung einer Pilgerreise des Grafen Philipp n Katzenelnbo-gen nach Jerusalem auch n »Eymptz« handelt. Ihm folgt dichtauf der Nürnberger Meistersinger Hans Folz (- Worms/RP), der 1480 in seinem Badbüchlein schreibt: »Wer bades halben do hin kum / Ist mer vmb lust den vmb gesunt«. Drei Jahrhunderte später, im Juni, Juli und August 1774, im »Nassauischen Badhaus« (als Barockbau im östl. Teil des heutigen Kurhauses noch zu erkennen) das Dreigestirn Goethe (-> Frankfurt a. M./H), Johann Kaspar Lavater, Johann Bernhard Basedow (-> Hamburg) dann, Lavater: ller Schweizer Heimweh, n Gott und Welt überlaufen, kürend, blutspuckend und sonntags als Prediger in der ev. Pfarrkirche; Goethe, »der Herr Dr. Gödee aus Frankfurt« der Kurliste: ständig eine neue Sache parat (wie die 2. Hälfte des »Werther«), diskutierend und schwadronierend, das Entzücken der Damen und auf einmal - beim Anblick n vier beim Krebsefangen ertrunkenen Buben - bis ins Mark geschockt; Basedow schließlich: breit und plump und schlechten Tabak qualmend, aber »groß und überzeugend«, wenn es um die Proierung seiner relutionären pädagog. Ideen ging. Und illustre Namen weiterhin: nach Ewald n Kleist und der -> Bayreuther (B) Markgräfin Wilhelmine J. J. W. Heinse (-> Aschaffenburg/B): » die Lahn krumm hinein, und verloren heraus und ziemlich gerad durch« (1780), Max n Schenkendorf (- Koblenz/RP), dessen letztes Gedicht überhaupt dem »Bad Ems« galt (1817), August n Platen (-> Ansbach/B), Karl Immermann (-> Düsseldorf/NRW), Franz n Dingelstedt (- Marburg/Halsdorf/H), Ferdinand Freili-grath ( Detmold/NRW), Richard Wagner (-> Bayreuth/B) bis hin zu Fjodor M. Do-stojewskij (1874). Der rühmte den »erstaunlichen Einklang n Berg und Tal«, speiste im »Russischen Hof« (Römerstraße 23), schimpfte, weil er nicht spielen konnte (die Bank war mit Ende der Saison 1872 geschlossen worden), und schrieb verzweifelt nach Rußland: » alles steckt ller Leute, der eine singt, der andere schlägt die Türen zu, und ich will doch einen Roman (>Der Jüngling Koblenz/RP) kehrte 1952 nach D. zurück, dessen nicht immer bequemer Ehrenbürger er seit 48 war. 1955 verbittert wieder nach New York, ein Jahr später abermals in Dtl. U. lebte nun auf Hof Oranien bei D. bis zu seinem Tod am 28.11.1970. - Am 4.2.1953 Uraufführung des hist. Dramas »Wilhelmus, Prinz n Oranien«. - Grab auf dem Neuen Friedhof.




Fritz Philippi (-> Wiesbaden/H) war n 1904-10 Pfarrer und Strafanstaltsprediger in D. (das Schloß bis 1927 Zuchthaus); er spürte die »Menschennot«, »wo andere nur den Gendarmen für zuständig hielten« (H. Domke). Aus dieser Zeit der Roman »Adam Notmann« und die »Zuchthausgeschichten« »Auf der Insel«. - Der v. a. wegen seiner Frankreich-Bücher (»Franzosen kreuz und quer«, 1956) arrivierte Walter Lenz (1911-63) lebte lange in D.

Nassau

Schon Matthäus Merians Vedute ( Frankfurt a. M.) demonstriert die Kluft: auf dem Berg die Stammburg Nassau-Oranien, am halben Hang Schloß Stein; die m Stein zogen schließlich ganz ins Tal. »Wilhelmus n Nas-sauwen« lebt im niederländ. Volkslied fort, »Die Frau m Stein«, die, um das Glück ihrer Kinder zu sühnen, »heimlich ihre Straße weggehet«, in der Sage (Karl Simrock/-> Bonn/ NRW, Wilhelm Schäfer/ Schwalmstadt/ Ottrau/H., Leo Sternberg/-> Rüdesheim/H.). Im Stadtschloß wurde am 26.10.1757 Heinrich Friedrich Karl Freiherr m und zum Stein geb. »Er war«, schreibt G. Mann, »was viele zu sein glauben und doch nur die wenigsten ernsthaft sind: ein Patriot«; hier entstand 1807 die »Nassauer Denkschrift«, die dt. »Magna Charta«. 1819 Gründung der »Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde«, n der die wichtigste Slg. ma. Quellen zur dt. Gesch., die »Monumenta Germaniae histori-ca«, herausgegeben wurde. St. starb am 29. 6.1831 auf Schloß -> Cappenberg (Lüdinghausen/NRW) und wurde in der Familiengruft in Frucht auf den Lahnhöhen beigesetzt. (»Briefwechsel, Denkschriften und Aufzeichnungen«, Hrsg. E. Botzenhart, 1931-37; Nachlaß Schloß Cappenberg, Dt. Zentral-A./ Abtlg. Merseburg.) Gedenkstätte im neogot. Umbau des Schlosses (Arbeitszimmer, Bibliothek u.a.); neues Monument (an Stelle des 1945 zerbombten Nationaldenkmals) bei der Burgruine Stein. - Gäste im Schloß, die v. a. Steins Mutter aufsuchten, die Schwester Jeanette Louise stand Modell für die Gräfin in »Wilhelm Meisters Lehrjahre«: Goethe, Johann Kaspar Lavater und Johann Bernhard Basedow, Sophie n La Roche [- Kauf-beuren/B), die Brüder Humboldt (- Berlin), Johann Joseph n Görres (- Koblenz), Ernst Moritz Arndt ( Bonn) nicht zuletzt: N.er Aufzeichnungen in den »Wanderungen und Wandlungen« (1858).

Hermann-August Weber, 19.5.1900 Nastätten/ Taunus, 116.2.1979 N., Lyriker, Dramatiker, Erzähler. Mitbegründer und 1959-67 erster Vorsitzender des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller RP. -W.: Europa, gute Nacht (Revue 1932); Holzappel (Lustsp. 1950); Der große Epilog (G. 1961); Anmut des Tales (Städte der Lahn, 2. Aufl. 1980). - Grab auf dem Friedhof. - Nachlaß SA. Koblenz.

St. Goarshausen
Jörg Ritzel, 31.3.1864 St. G., 116.3.1941 Wiesbaden (H), Erzähler und Stückeschreiber, rhein. Themen. Speziell: »Trutz Katz« (Ep. 1910), »Chronikder Stadt St. G. am Rhein« (1941). - Geburtshaus Rheinstraße 80 (Gedenktafel).

Victor Hugo 1840 über das Gästebuch der »Katz«: » nicht einen einzigen französischen Namen entdeckt. Eine große Anzahl deutscher Namen, einige englische, zwei oder drei italienische.« - Wilhelm Heinrich Riehl ( Wiesbaden): »Eine Rheinfahrt (1857) mit Joseph Viktor n Scheffel«, auf der angesichts der Burg Reichenberg im Taunus »in mir der zu der Novelle >Burg Neideck< (1876) entstand«. Nanny Lambrecht (- Simmern/Kirchberg/ RP), »Overstolz« (R. 1927). - Ludwig Nies (1892-l971/Grab auf dem Friedhof), »Im Sagenland der Loreley« (Sagen, En., G. 1950).

Loreley. 132 m hoher, sagenumwobener Felsen oberhalb n St. G., rheinromant. Inbegriff der Landschaft und (noch immer) Touristenattraktion Nr. 1; Denkmalprojekte: »Eine Lore auf die Lay«, seit eh und je; P. Hübner 1974: »Als Kompromiß hat sich eine fünf Meter hohe Bronzeur auf der Mole des Winterhafens n St. G. angeboten, das im Zuge kommunaler Gemeindezusammenfassung den Namen >Loreley< angenommen hat«; im Sommer Konzerte und Theateraufführungen. - Selbst keine ei-gentl. Sagengestalt, sondern (angeregt wohl durch Goethes »Es war ein König in Thule« j eine Erfindung C. Brentanos: Ballade im 1801 ersch. Roman »God-wi«. »Lore Lay« ist hier eine »Zauberin«, d.h. ein schönes Mädchen, das, selbst durch die Untreue eines Mannes verstört, alle Männer anlockt und ihnen Unheil bringt. Sie will sterben, um den Fluch zu brechen, und stürzt sich, als sie ins Kloster gebracht werden soll, n einem Felsen, der seitdem ihren Namen trägt, in den Rhein. Nach K. Marner (13. Jh.) die L. Aufbewahrungsort des Nibelungenhorts. -Über das Echo bereits Verse in der Colmarer Liederbs. (1546). N. Vogt, zum Brentano-Kreis in Frankfurt a. M. gehörig, publizierte den Stoff 1817 als Rheinsage. J. v. Eichendorff, in dem Roman »Ahnung und Gegenwart« (1815), und O. H. v. Loeben, in der Erzählung »Loreley, eine Sage m Rhein« (1821), entwickelten Stoff und Motiv weiter. Die berühmteste Variation, nicht zuletzt durch F. Silchers Vertonung, stellt H. Heines Gedicht »Ich weiß nicht, was soll es bedeuten« (1823/24) dar. Spätere Bearbeiter (A. Schreiber, E. Geibel, J. Wolff, u.a.) suchen Brentanos Balladengestalt und Heines Fee auf dem Felsen zu vereinigen. 50 L.-Opern.

Zwischen Rhein und Pfalz und Bahn und Stadt steht Blücher überlebensgroß in Kaub (B.-Museum Metzgergasse 6). Der hist. Rheinübergang »Glock zwölf« 1813/14 hat längst seine Legenden (»Nun wollen wir den Kerl n Buonaparte zum neuen Jahr gratulieren. ..«) und seine Lieder (Goethe, Clemens Brentanos »Kriegsrundgesang«, August Ko-pisch/-> Berlin, Franz n Dingelstedt). W. O. n -> Hörn (Simmern): »Die Pfalz im Rhein und ihre Umgebung, Caub und Gutenfels« (1866, n. 1978). An die Sage n Geschützgießer Weizens Else erinnert jährlich beim Winzerfest die Wahl und der Festzug zu Ehren des »Eislein n Kaub«. - An der Wallfahrtskirche n Kamp-Bornhofen unterhalb der »Feindlichen Brüder« Sterrenberg und Liebenstein (Sage, u. a. bei Heinrich Heine/ - Düsseldorf, Karl Simrock und W. O. n Hörn) erinnert eine Tafel an den »Sänger des Bornhofer Wallfahrtsliedes« (»Geleite durch die Welle«) Guido Görres [-> Koblenz). -Seine »Sänger« hat hier überhaupt alles, die Ruinen gleich schockweise; K. Simrock: »Zwischen Mainz und Köln wird kaum ein Haus, ein Baum gefunden, der nicht schon eine Feder oder einen Grabstichel in Bewegung gesetzt hat.« (Bibliothek und Archiv der »Dt. Burgenvereinigung« in der Marksburg über Braubach.) - Beim Anblick n Burg Lahneck (Oberlahnstein, heute Lahnstein II) schrieb Goethe auf der »fröhlichen Rheinreise« im Juli 1774 das Lied m »Geistesgruß«: »Hoch auf dem alten Turme steht«; dann, »um nach meiner bösen Art den Eindruck wieder zu verderben, allerlei Knittelreime und Possen«. Blätter kritzelte einige Jahrzehnte später auch eine junge Engländerin ll, Idilia Dubb, und warf sie, in höchster Not, m »alten Turm«: die Treppe war hinter ihr zusammengebrochen; nach Jahren erst fand man ihre Gebeine und ihr Taschenbuch mit ihren letzten Eintragungen. Wilhelm Schäfer erzählt den merkwürdigen Vorfall in seiner Anekdote »Das fremde Fräulein«. (Burgfestspiele Juni/Juli.)- Das »Alte historische Wirtshaus an der Lahn« zu besitzen (Goethe-Plakette), rühmt sich Niederlahnstein (heute Lahnstein I); in Dause-nau, wo im »Schiefen Turm« Emma n Eginhard ( Seligenstadt/H) befreit worden sein soll, tut man das auch und steht zugleich noch mit -> Marburg (H) in Konkurrenz (hist. Gasthaus in D. inzwischen abgerissen). - Stätten Clemens Brentanos ( Koblenz): Ahl (Lahnstein-A.) und Laurenburg. Auf einer Lahninsel »gegen Ahl über« saß Hannchen Kraus, die »Einsiedlerin m Eisenhammer«, BAD EMS nannte sie nur seinen »neuen Arnim«. In Laurenburg und Kloster Arnstein (Obernhof-A.) wird die ganze Szenerie der »Chronika eines fahrenden Schülers« (1818) - »Es sang r langen Jahren / Wohl auch die Nachtigall « - lebendig. Das Bild eines schlangenumwundenen Männerkopfes im linken Seitenschiff regte Ernst n Wildenbruch {- Berlin) zu seiner Novelle »Das Bild n Arnstein« an. - Das »Herrenhaus zum Bären« in Holzappel hat als Dependance ein »Goethehaus« (Gedenktafel). G. war am 23.7.1815 hier, machte geolog. Studien (»Goethepunkt« bei Obernhof) und rühmte die »freundliche Bewirtung«. »Holzappel«, Lustspiel n Hermann-August Weber (1950). - Am 25. 5.1783 wurde in Miehlen Johannes Bückler geb. (Hauptstraße 60), der »Schinderhannes« (-> Simmern).

L.: H. Domke, Alter Berg und feuchtes Tal, 1957;H. -H. Welchen, Wanderungen zu den Burgen und Domen am Rhein (u. a. über Arnstein, Gutenfels, Lahneck, Marksburg, Nassau, Stein), 1975; G. Bach, Bad Ems in Literatur und Dichtung (Rhein. Heimatpfleee 2/1972).

Bad Schwalbach (H), Boppard (RP), Koblenz (RP), Limburg a. d. L. (H), Monaur (RP), St. Goar (Sim-mern/RP).







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