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AUGSBURG

AUGSBURG

»Stehend an meinem Schreibpult Sehe ich durchs Fenster im Garten den Holderstrauch Und erkenne darin etwas Rotes und Schwarzes Und erinnere mich plötzlich des Holders Meiner Kindheit in Augsburg. Mehrere Minuten erwäg ich Ganz ernsthaft, ob ich zum Tisch gehen soll Meine Brille holen, um wieder Die schwarzen Beeren an den roten Zweiglein zu sehen.« (Bertolt Brecht, Gedichte 1947-56)

Universität, Pädagog. Hochschule. - Stadt. Kunstsammlungen: Maximilianmuseum (Slgg. zur Stadt und Kulturgesch.), Römisches Museum (vor- und frühgesch. Slg.). - Stadt. Bühnen (Stadttheater, Schauspielhaus Komödie, Theater mobil), Freilichtbühne am Roten Tor (Juli/August); Marionettentheater »Augsburger Puppenkiste«. - Schwab. Mundarttage mit Verleihung der »Sieben-Schwaben-Preise« (seit 1982).

Ulrich von Winterstetten, urkdl. 1241-80, einer der letzten großen Vertreter des Minnesangs, den er um realist. Züge bereicherte. Seit 1258 Kanonikus, 80 Domherr in AUGSBURG - Ausg. seiner Minne-, Wächter- und Spottlieder in: C. v. Kraus, »Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts« (1951 f.).

Liederbuch der Clara Hätzlerin, eine 1471 im Auftrag eines Augsburger Patriziers entstandene Sammelhs. von Gesellschafts-, Minne- und geistl. Liedern sowie didakt. Sprüchen verschiedener Autoren (u. a. Oswald von Wolkenstein, Muskatplüt).




Conrad Peutinger, 15.10.1465 A., t28.12. 1547 ebd., Humanist, Jurist und Diplomat. Vertrauensmann Maximilians I. 1497-l534 Stadtschreiber, Hrsg. von Dokumenten zur Gesch. A.s; auch bedeutender Kunstsammler. Schrieb lat. »Tischgespräche« und Briefe. -Wohnhaus P.-Straße 11; Porträt in der Dt. Barockgalerie. - Nachlaß SuStB AUGSBURG Sixt Birck (Ps. Xystus Betulius oder Betule-jus), '24.1.1501 A., tl9.6.1554 ebd., Verfasser von Schuldramen in lat. und dt. Sprache, die gerne volkstüml. Spiel- und Burleskszenen verwenden; schrieb auch Kirchenlieder. Sohn eines Webers, Studium in Erfurt und Tübingen. Seit 1523 in Basel, 36 Rektor in AUGSBURG - W.: Susanna (Dr. 1532), Judith (Dr. 1532), Wider die Abgötterei (Tr. 1535).

Jakob Pontanus (eig. Spanmüller), »1542 Brüx/Böhmen, t25.11.1626 A., Jesuitendramatiker und einer der grundlegenden Theoretiker der Barockdramaturgie. Nach Studien an den Jesuiten-Hochschulen in Prag und Dillingen a. d. Donau (B) seit 1581 Lehrer am Jesuitenkolleg St. Salvator in AUGSBURG Zu seinen Schülern gehörte J. Bidermann (- Ehingen/ BW). Auch Autor von Schulbüchern und lat. und dt. Gedichten. Seine Werke in Sammel-ausg. überliefert: »Progymnasmata latinitatis sive dialogi« (1588-94), »Poeticarum institu-tionum libri« (1594).

Jeremias Drexel, 15. 8.1581 A., 119.4.1638 -> München (B), »zu seiner Zeit der fruchtbarste und bedeutendste aszet. Schriftsteller in Deutschland« (K. Pörnbacher). Nach Schulzeit und Studium in AUGSBURG und Ingolstadt »Lehrer der Wolredenheit« in Dillingen a. d. Donau. 1615 Hofprediger in München. Seine 29 lat. Traktate, meist von J. Meichel eingedeutscht, waren in vielen Auflagen, Nachdrucken und Übersetzungen in ganz Europa verbreitet. - Briefe BSB.

Christoph von Schmid (-> Dinkelsbühl/B), wurde 1827 als Domkapitular nach AUGSBURG berufen. Am 3. 9.1854 starb er hier an der Cholera. -Wohnhaus Karmelitergasse 2 (Gedenktafel); Grab auf dem Kath. Friedhof, Hermannstraße, verschollen.

Ludwig Curtius, »13.12. 1874 A., 10.4. 1954 Rom, Archäologe, Historiker. Nach Jahren in Erlangen, Freiburg i. Br. und Heidelberg seit 1930 Direktor des Dt. Archäolog. Instituts in Rom. 1937 aus dem »Dienst des Deutschen Reiches« entlassen. Lit. Rang haben u. a. seine Lebenserinnerungen »Deutsche und antike Welt«.

Richard Euringer, »4.4.1891 A., 29.8. 1953 - Essen (NRW), betätigte sich in allen lit. Sparten zwischen bibl. Drama, Roman, Lyrik und Hörspiel. In jungen Jahren Soldat und Flieger; engagierte sich später für die Kulturpolitik des Nationalsozialismus; vorübergehend Reichskultursenator. - W.: Fliegerschule 4 (R. 1929); Chronik einer deutschen Wandlung 1925-l935 (1936); Der Zug durch die Wüste (R. 1938). - Grab auf dem Kath. Friedhof, Hermannstraße.

Bertolt Brecht, »10.2.1898 A., 14.8.1956 - Berlin. Das »schwarze Schaf der Stadt der Fugger, Welser und Diesels« (A.s Lokalchronist H. Seybold), der »über Nacht das dichterische Antlitz Deutschlands verändert hat« (H. Ihering). Die Eltern waren aus dem Badischen (-> Bühl/Achern/BW) nach AUGSBURG »zugereist«, der Vater Papierfabrikant. Während der Schulzeit erste Veröffentlichungen in A.er Zeitungen eit 1917 Studium in -> München. Kriegsdienst in einem Seuchenlazarett. 1922 Uraufführung von »Trommeln in der Nacht« an den Münchner Kammerspielen. Im gleichen Jahr Kleistpreis. Seit 1924 in Berlin. 1933 Emigration: Prag, Wien, Zürich, Svendborg (Dänemark); 40 Flucht nach Finnland, von dort nach Kalifornien. Ende 1947 Rückkehr nach Europa (Zürich). Seit 1948 wieder in Berlin und Gründung des »Berliner Ensembles«. - W.: Baal (Dr. 1922); Hauspostille (G. 1927); Dreigroschenoper (1928); Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (Op. 1929); Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Dr. 1932); Svendborger Gedichte (1939); Mutter Courage und ihre Kinder (Dr. 1941); Leben des Galilei (Dr. 1943); Der gute Mensch von Sezuan (Lehrst. 1942); Furcht und Elend des Dritten Reiches (Szz. 1945). Ges. Werke (hg. Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit E. Hauptmann, 1967). -Geburtshaus Auf dem Rain 7 (Gedenktafel); Wohnhaus Bleichstraße 2 (Gedenktafel). -Auf die Stadt AUGSBURG verweisen Gedichte und Balladen und die »Augsburger Kriegsbriefe« des jungen B. (Ps. Berthold Eugen), später u. a. die Erzählung »Der Augsburger Kreidekreis« (1949). -Auch B.s Freundeskreis spielt in den Gedichten eine Rolle, u. a. Caspar Neher (= Cas, als Bühnenbildner bei vielen Stücken einer seiner wichtigsten Mitarbeiter), Georg Pfanzelt (= Orge). »Brecht in Augsburg«, Dokumentation von W. Frisch und K. W. Obermeier (1975); D. Grieser, »Erinnerungen an den Eugen B./ Die Muse von Augsburg« (1978); Paula Banholzer, »So viel wie eine Liebe. Der unbekannte Brecht« (Erinn. und Gespräche, hg. AUGSBURG Poldner und W. Eser, 1981). - Archiv Akademie der Künste der DDR, Slg. SuStB AUGSBURG

Erhart Kästner, 14.3.1904 Schweinfurt, 3.2.1974 - Staufen (Müllheim/BW), »ein kluger Mann, der sich umgetan hat« (W. Jens). Kindheit in A., Studium in Freiburg, Kiel, Leipzig. 1927 Bibliothekar in Dresden, 36-38 Sekretär bei G. Hauptmann ( Berlin). Soldat in Griechenland und Kreta (»Das Schreiben die einzige kleine Insel der Ordnung«), Kriegsgefangenschaft in Agypten (»Jedermann braucht etwas Wüste«). Direktor der Herzog August-Bibliothek -> Wolfenbüttel (NS) 1950-68. -W.: Reiseberichte: Griechenland (1942, u.d. T. »Ölberge, Weinberge« 53), Kreta (1946), Die Stundentrommel vom heiligen Berg Athos (1956), Die Lerchenschule (1964); Zeltbuch von Tumilad (Erinn. 1949, n. 74); Aufstand der Dinge (Byzantin. Aufzeichnungen, 1973).

Albertus von Augsburg, Benediktiner, verfaßte um 1200 eine mhd. Lebensbeschreibung des hl. Ulrich in Reimpaaren.

Ulrich Wiest, Meistersinger, schrieb um 1449 - von diesem Jahr ab gab es eine Singschule - ein Streitlied gegen die geistl. Fürsten.

Leonhard Sebastian Wild, gest. 1583, Komödiendichter und Meistersinger. Seine »Passion« (1566) ist mit einem anonymen Spiel aus St. Ulrich und Afra in dem ältesten bekannten -> Oberammergauer (Gar-misch-Partenkirchen/B) Passionsspieltext erhalten.

Markus Welser, 20.6.1558 AUGSBURG , 1616 ebd., Ratsherr und Stadtpfleger, Altertumsforscher und Geschichtsschreiber. Die dt. Übers, seiner Geschichte A.s wurde zus. mit den Annalen des Arztes Achilles Pirmin Gasser (1505-77) zu einer Gesamtchronik von AUGSBURG vereinigt (1595 in Frankfurt a. M. gedruckt).

Paul von Stetten, 1731 A., 1808 ebd., Stadtpfleger: »Geschichte der adeligen Geschlechter der freien Reichsstadt Augsburg« (1762). In der Schöngeist. Lit. machte er sich einen Namen u. a. mit den »Lebensbeschreibungen zur Erweckung und Unterhaltung bürgerlicher Tugend« (1778) sowie mit den »Briefen eines Frauenzimmers aus dem XV. Jahrhundert« (1777).

Agnes Bernauer, der »Engel von Augsburg«, angebl. Tochter eines Baders, war die Geliebte Albrechts III. von Bayern. Dessen Vater, Herzog Ernst, hintertrieb die heiml. Ehe, ließ die Bernauerin 1435 in Straubing gefangensetzen und stellte sie vor ein Gericht. Sie wurde verurteilt und in der Donau ertränkt. - Der hist. Fall wird berichtet in den »Annales Hirsaugienses« von J. Trithemius (1509). Ch. Hofmann v. Hofmannswaldau erzählte die Geschichte in seinen »Heldenbriefen« (1673) u.d.T. »Herzog Ungenand und Agnes Bernim«; P. v. Stetten gab sie in Form einer Rittergeschichte wieder (1776); J. AUGSBURG v. Törring dramatisierte sie erstmals als »Vaterländisches Trauerspiel« (1780). Im 19. Jh. versuchten sich M. Meyr, F. C. Honcamp, C. Th. v. Traitteur und J. Körner an dem Stoff. Aber erst durch F. Hebbel fand das »Deutsche Trauerspiel« (1855) eine künstler. Form. M. Greif veröffentlichte 1894 die Tragödie »Agnes Bernauer, der Engel von Augsburg«. Auch O. Ludwig beschäftigte sich viele Jahre mit dem Stoff, u. a. in einer Ballade, ebenso später AUGSBURG Miegel. Das Musiktheater sah schon 1833 AUGSBURG Bernauer als »Große Oper« (Text: AUGSBURG Ewald, Musik: Krebs); C. Orff machte daraus ein balladeskes Volksstück (»Die Bernauerin«, 1946), F. X. Kroetz ein »großes Stück für eine große Bühne« (»Agnes Bernauer«, 1977).

Ulrich von Hütten (-> Schlüchtern/Voll-merz/H), der eine Zeitlang im Dienste Maximilians I. stand, wurde am 12. Juli 1517 in AUGSBURG vom Kaiser mit dem Dichterlorbeer gekrönt. - Vom 7. bis 20. Oktober 1518 fand in AUGSBURG das berühmte Streitgespräch zwischen Martin Luther (-> Coburg/B) und Cajetan statt; L. wohnte angeblich im Karmeliterkloster (»L.-Höfle«/Museum), nach neuesten Forschungen bei den Augustiner-Chorherren von HI. Kreuz. - Zunächst als Schüler des J. Pontanus, später auch als Lehrer (1600-02) wirkte der Jesuiten-Dramatiker Jakob Bidermann am Gymnasium. - 1774 begann der aus Württemberg ausgewiesene Ch. F. D. Schubart ( Schwäbisch Hall/Ober-sontheim/BW) in AUGSBURG mit der Herausgabe seiner »Deutschen Chronik«. Als er sich gegen die ortsansässigen Jesuiten wandte, wurde er aus der Stadt verwiesen. - Goethe (-> Frankfurt a. M./H) logierte auf der Durchreise nach Venedig, wo er die Großherzogin Anna Amalie abholte, im März und auf der Rückreise im Juni 1790im »Weißen Lamm«. -Cottas »Allgemeine Zeitung«, die seit 1810 in AUGSBURG gedruckt wurde, zog eine ganze Reihe von Schriftstellern und Redakteuren hierher, so in den 40er Jahren Franz von Dingelstedt ( Marburg/ Halsdorf/H) und, 1851-54, Wilhelm Heinrich Riehl (- Wiesbaden/H). - »Das alte, stille Provinzstädtchen von Anno 1869« war für den »Stadtstudenten« Ludwig Ganghof er
( Kaufbeuren/B) »eine Riesenstadt, eine Verwirrung und ein Rausch.« - Hermann Hesse ( Calw/BW) kam auf seiner »Nürnberger Reise« (1925) zu einer Dichterlesung nach A.: auf die Stadt selbst »war ich vorbereitet durch die Erinnerungen an Arnims Kronenwächter«

Sage von »Attila und der Hexe«; Ballade von Hermann Lingg ( Lindau/B), »Auf dem Lechfelde« (Ungarnschlacht 955). - Achim von Arnims ( Berlin) unvollendeter Roman »Die Kronenwächter« spielt in einem märchenhaften AUGSBURG des 16. Jh.s. Schon vor Arnim verlegte Novalis einen Teil seines Romans »Heinrich von Ofterdingen« hierher. - Ein realist. Bild gab Johann Kaspar Riesbeck ( Frankfurt/ Höchst/H) in seinen »Briefen eines reisenden Franzosen über Deutschland« (1783); Ursache des damaligen Wirtschaft! Niedergangs der Stadt für ihn: der Streit zwischen Patriziern und Industrie-Bürgertum. - Romane und Erzählungen über A.: Wilhelm Heinrich Riehl »Die Lehrjahre eines Humanisten« (1856), Peter Dörfler (-> Kaufbeuren/Unter-Germaringen/ B) »Die Papstfahrt durch Schwaben« (1923), Wilhelm von Scholz ( Berlin) »Perpetua« (1926), Alfred Neumann (-> München) »Narrenspiegel« (1932), Arthur Maximilian Miller »Burkhard Zink, der Augsburger Chronist« (1947). Stadtbeschreibungen gaben Erhart Kästner, Wolfgang Weyrauch, Marianne Langewiesche( Wolfratshausen/Eben-hausen/B). - Mundart u.a. Wilhelm Worte (1886-l959): »BieraondZelta« (1977), »D'Weltischt voller Melodeia« (1979).

Staats- und Stadtbibliothek: rd. 390000 Bde., 3700 Hss. und Autographen (älteste Gesamtübers. des NT, 1320; Psalterium, 1497), 3000 Inkunabeln; Reformations-, Flug- und Personalschriften. Unter den Sonderslgg.: Augustana; Bibelslg.; Selbstmord-lit.; Bertolt-Brecht-Slg. Ausstellungen. -Literatur-Werkstatt des »Werkkreies Lit. der Arbeitswelt«.

Im näheren Umkreis der Stadt: Haun-stetten (Augsburg-H.), der Geburtsort des Religionsphilosophen Ernst Troeltsch (1865-l923 / E. -T. -Gesellschaft seit 1981), und Ustersbach, wo der in München ausgebombte Theodor Haecker (-> Langenburg/Eberbach/ BW) am 9.4.1945 gestorben ist (Grab auf dem Friedhof). - Im »Holzwinkel«, zu Füßen des Theklaberges liegt Weiden, das noch heute einem »lateinischen H« gleicht. Hier, in der Ganghofer-Straße 4 nahe der »Mucklsbruck« (Nepomukbrücke), verbrachte Ludwig Gang-hofer seine Kindheit, bevor er nach Augsburg aufs Gymnasium kam (»Buch der Kindheit«, in »Lebenslauf eines Optimisten«).

L.: L. Wegele, Große Liebe zu Augsburg, o. J.; H. Seybold, Kleines Buch einer großen Stadt, 1952; H.
C. Münsterer, Bert Brecht, Erinnerungen an die Jahre 1917-l922, 1963; K. lker, Brecht-Chronik, 1971; Bertolt Brecht. Leben und Werk im Bild, 1979; Erhart Kästner. Leben und Werk in Daten und Bildern, Hrsg. T. Krischke und H. F. Prokop, 1979.

Dachau (B), Dillingen a.d.D. (B), Donauwörth (B), Landsberg a. L. (B), München (B).







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