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Amrum

Amrum

Vom Nordseeheilbad Wittdün zum Dünensee Wriak-hörn und weiter zum Leuchtturm. Über den Kniepsand ans rauschende Meer. Auf den Spuren der Vorgeschichte - Hünengräber, bronzezeitliche Siedlungen, Wikingerburgen. Durch den Wald ins malerische Friesendorf Nebel. Wanderung am stillen Watt zum Vogelschutzgebiet auf der Amrumer Odde.

»Geliebte des Blanken Hans« wird die eigentlich nur 20 kirr große Geestinsel genannt. Während die Sturmfluten unablässig und gefräßig an der großen Seh wester Sylt nagen, haben Meer und Wind eine mehr als 10 km2 umfassende Sandbank an Amrum herangeschoben -den sogenannten Kniepsand, der (ins Eiland r der anbrandenden Nordsee schützt. Der Name Amrum läßt sich nach Ansicht der Sprachforscher - eine n vier Theorien - auf Am Rem zurückführen, was soviel bedeutet wie »sandiger Rand« und auf den breiten Strand und den Dünengiirlel hinweist.

Die waldreichste - und wie viele meinen - schönste der Nordfriesischen Inseln gilt ihrer unberührten Natur wegen als Geheimtip: Die unendliche Weite des Kniep-sandes, urwüchsige Dünenlandschaften, Heidetäler, schattige Waldwege und das gelreiche Watt bieten Spaziergänge ohne Ende. Wer aufregendes Discoleben sucht, der wird enttäuscht, ansonsten aber gilt: Wer einmal nach Amrum kommt, kommt immer wieder.




Vom Leuchtturm bietet sich ein grandioser Blick über die halbmondförmige Insel mit ihrer n West nach Ost gestaffelten Landschaft. Im Westen, zur offenen Nordsee hin, erstreckt sich m Wriakhörn im Süden bis zur Odde im Norden der absolut ebene, etwa 15 km lange und bis zu 1,5 km breite Kniepsand. Der Wind treibt feine Sandschleicr über die blendende Fläche, die durchschnittlich 1 m über N. N. liegt. Der Kniepsand ist nicht geologisch milder Insel verbunden, sondern ein Geschenk der See - eine im Verlauf der Jahrhunderte an die Insel herangeschobene Sandbank. Noch in den 30er Jahren war der dicht herangerückte Sandstreifen nur im Süden mit der Insel verbunden. In der Wasserrinne zwischen Sandbank und Inselküste lag der Kniephafen, in dem Küstenschiffe r Anker gehen konnten und die Amrumer Austernfischer und auch die Sec-notrettungsgesellschaft ihre Stationen hatten. Langsam schob sich der Sand an die Küste heran, aufgrund der Versandung mußte der Hafen schließlich aufgegeben werden, die Wasserrinne verschwand. Die eigentliche Insel schließt sich heute nahtlos mit einem breiten, in weitem Bogen n Nord nach Süd verlaufenden Dünengürtel an, der in zwei Nehrungshaken endet, der Odde im Norden und dem Bereich n Wittdün im Süden. Die durchschnittlich 20 m und zwischen der Vogelkoje und Nebel-Westerheide sogar bis zu 32 m hohen Dünen bedecken fast die Hälfte der Inselfläche. Der größte Teil der Amrumer Dünen steht seil 1971 unter Naturschutz. Um die empfindliche Pflanzendecke zu schützen und ein Zertrampeln zu verhindern, wurden Bohlenwege angelegt, die den Urlaubern diese einzigartige sandige Gebirgswelt erschließen.

Auf die Dünenzone folgt landeinwärts die im August/September rosaviolett blühende Heide. Noch bis zur Mitte dieses Jahrhunderts dominierten dunkelgrüne melancholische Heideflächen die Landschaft zwischen Leuchtturm und Norddorf. Mit der verstärkten Aufforstung in den 50er Jahren erhielt Amrum ein neues Gesicht. Bereits im 17. Jh. halte Insclpastor Monrad versucht, in seinem Garten Bäume anzupflanzen, mußte aber hinnehmen, daß alles, was den seinen Garten umgebenden Wall überragte, »wegen der salzigen Nordwinde« verdorrte. Im lahre 1866 gelang es, im Bereich der Vogelkojc den ersten noch recht kümmerlichen Wald anzupflanzen. Ab 1887 wurde dieses Areal zwischen Dünen und Heide großflächig mil Kiefern aufgeforstet, in deren Windschutz heute sogar Birken und Buchen gedeihen. Durch die Aufforstung verschwand die Heide zunächst fast völlig, dehnt sich heute aber auf brachliegenden Feldern wieder aus.

Weiler ostwärts schließt sich nun die m Menschen besiedelte Ackerbauzone an. Hier liegen die alten Inseldörfer Steenodde, Süddorf, Nebel und Norddorf, erstrek-ken sich die landschaftlichen Nutzflächen, überwiegend Weiden für Schafe, Kühe und Pferde. Den Übergang zum Wattenmeer bildet ein schmaler Streifen fruchtbarer Marsch, der nördlich n Norddorf sowie zwischen Steenodde und Wittdün durch Deiche gesichert ist.

Inselgeschichte

Vom Beginn des 13. Jh. bis 1864 gehörte Amrum mit nur kurzen Unterbrechungen zum dänischen Reich. Der Name der Insel taucht (wie auch Föhr) zum ersten Mal im »Erdbuch« des dänischen Königs Waldemar II. auf, in dem seine Einkünfte aufgelistet werden. Im Zusammenhang mit Amrum werden hus, ha und eun erwähnt, womit vermutlich ein Jagdhaus, Hasen und Kaninchen gemeint sind. Das Wildkaninchen hoppelt noch heute zahlreich und zutraulich durch Dünen und Vorgärten. Es ist mit Sicherheil kein auf der Insel heimisches Tier gewesen, sondern wurde möglicherweise auf Anordnung des dänischen Königs ausgesetzt, um es bejagen zu können vielleicht als Zeitvertreib für die königlichen Herrschaften, die im benachbarten Föhr Urlaub machten, oder auch, um die Inselbevölkerung mit Fleisch zu versorgen.

Wegen des Flugsandes, der über die Acker auf der ohnehin nicht sehr fruchtbaren Geest wehte, konnte die Landwirtschaft für die Amrumer nie eine überragende Bedeutung erlangen. Obwohl immer wieder Verordnungen zum Schutz der Dünen erlassen wurden, nutzten die Insulaner ihren breiten Dünengürtel weiter. Sie schnitten den Strandhafer, um ihn als Flechtmaterial zu verwenden, vor allem für die Herstellung der sogenannten Reepen, d. h. der Seile, die u. a. zum Binden der Reetdacher gebraucht wurden. Trotz harler Strafen ließen die Amrumer auch ihre Ziegen und das Jungvieh in den Dünen weiden. Erst Ende des 18. Jh. konnte die ferne Obrigkeit ihre planmäßige Bepflanzung durchsetzen.

Finen guten Nebenverdienst brachte den Inselbewohnern von alters her das Strandjen ein. Die vielbefahrene Schiffahrtsroute vom Ärmelkanal nach Skandinavien führte an Amrum vorbei. Bei Stürmen aus westlicher Richtung lief so manches Schiff in den Untiefen und Sandbänken vor der Insel auf Grund. Streitereien zwischen dem Strandvogt und den Insulanern waren an der Tagesordnung. Im )ahre 1816 wurden 27 Männer - ein Viertel der erwachsenen männlichen Bevölkerung - wegen Seeräuberei zu Gefängnisstrafen verurteilt. Lukrativ und vor allem legal war es, gestrandete Schiffe zu bergen und wieder flott zu machen. Auf diese Weise verdiente beispielsweise der Amrumer Kapitän Volkert Quedens sein Vermögen, mit dem er später Wittdün gründete. Mit dem Fremdenverkehr taten sich die Insulaner zunächst schwer. Während im benachbarten Wyk auf Föhr bereits 1819 ein Seebad gegründet worden war, lehnte die Gemeindevertretung den Antrag des Hannoveraner Architekten und Föhrurlaubers Schulze-Waldhausen, auf Amrum ein Seebad einzurichten, im lahre 1885 ohne Gegenstimme ab Die Gcmeindevertreter befürchteten den Verfall der guten Sitten. In Anbetracht der Tatsache, daß dabei sowieso »nur auswärtige Kapitalisten ... ihren Profit machen würden« schlössen sie, ein Bad könne mitnichten ein »dauernder Segen« sein. Dennoch war die Entwicklung zum Seebad nicht aulzuhalten. 1888 wurden die ersten Grundstücke auf Witjdün, der nur aus weißem Sand und Dünen bestehenden und bis dato unbewohnten Südspitze Amrums verkauft. Innerhalb weniger Jahre entstand ein feudaler Badeort, der mit Wyk auf Föhr und Westerland auf Sylt konkurrieren konnte.

Im restlichen Teil der Insel sah man diesem Treiben mit tiefstem Mißtrauen zu. Bereits im Jahre 1888 hatte der Inselpastor an den bekannten Pastor Friedrich von Bodelschwingh, den Begründer der Anstalten in Bethel, geschrieben und ihn gebeten, nach Amrum zu kommen. Mit seiner Hilfe wolle er versuchen, das Badeleben - als Gegengewicht zum weltlichen Treiben in Wittdün - in christliche Bahnen zu lenken. Bodelschwingh gründete 1890 in Norddorf das erste christliche Seehospiz. Im Laufe der kommenden Jahrzehnte begannen dann auch die Insulaner selbst Fremdenbetten anzubieten und Gaste in Pension zu nehmen, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gaben sie die Landwirtschaft endgültig auf. Nun war es den Amrumem erstmals möglich, vom Ertrag ihrer Insel zu leben.

Verkehr: Es ist möglich, aber nicht ratsam, das Auto mit auf die Insel zu nehmen - das Straßennetz mißt gerade mal 10 km. Der Bus verkehrt von Mai-Okl. alle halbe Std. zwischen Wittdün und Norddorf, im Winter stündlich. Gut durchdacht ist das System der Radwanderwege. Während ein Radwanderweg abseits der befahrenen Hauptstraße auf asphaltierter Straße von Wittdün durch die Inseldörfer nach Norddorf verläuft, führt die alternative Strecke auf festem Sandweg durch Wald und Heide. Schiffsausflüge: s. Föhr S. 120.

Veranstaltungen: Wöchentlich erscheint das Taltblatt »Amrum aktuell« mit allen Öffnungszeiten und Terminen. Empfehlenswert sind die naturkundlichen und archäologischen Führungen des »Öömrang Ferian« (fries.: Amrumer Verein - zur Bewahrung von Sprache, Kultur und Natur). Auch die Schutzsration Wattenmeer bietet eine breite Palette naturkundlicher Führungen an. Hervorragend sind die Diavorträge des Amrumer Schriftstellers, Fotografen und Nalurschutzbe-auftraglen Georg Quedens. Nirgendwo wird so geistreich, witzig und kenntnisreich über Geschichte, Natur und Charakter der Inseln informiert.

Baden: Wittdün verfügt über ei-nen flachen, besonders für Kleinkinder geeigneten Badestrand; das Baden ist tideabhängig, bei Ebbe fällt die Kniepsandbucht trocken. In Norddorf gibt es einen wunderbaren Sandstrand zur offenen Nordsee. Von Mai Fnde Sept. ist dort auch das beheizte Meerwasserfreischwimmbad geöffnet. »Ein Meer voll Wohlgefühl« findet man im »Amrum Badeland« mit Sauna, Solarium und zahlreichen Freizeiteinrich-lungen, neben dem Kurmittelhaus, 94 34 55.

Wittdün

Der auf drei Seiten vom Meer umgebene, jüngste Insclort ist seit 1889 buchstäblich aus dem weißen Sand gewachsen - Witjdün bedeutet »Weiße Düne«. Als nobles Seebad für die feudale Oberschicht geplant, tummelten sich hier seit Beginn seiner kurzen, bewegten Geschichte geschäftstüchtige, größtenteils auswärtige Unternehmer und Spekulanten. Wagemutige Kalkulationen und Bankrotterklärungen prägen die Geschichte des von Anfang an ausschließlich auf den Frcmdenverkehr zugeschnittenen Ortes. Ende der 90er Jahre des 19. )h. erwarb der in Süddorf wohnende Kapitän Volkert Qucdens den größten Teil der bis dahin unbewohnten sandigen Südspitze Amrums. Er erhielt die Badekonzession und ließ im Frühjahr 1889 das erste Hotel errichten. Fünf Jahre später entstand auf Betreiben der neugegründeten Aktiengesellschaft Wittdün-Amrum eine Bahnlinie über den Knicpsand zum Bad, weil die Brandung am Wittdüner Strand zu gering und außerdem tideabhängig war (um 1900 wurde die Strecke nach Nebel und Norddorf erweitert). Dort, wo heute nichts als Sand ist, standen in den Gründerjahren in schicklichem Abstand voneinander die verschiedenen Einrichtungen des Damen- und Herrenbades. In der Mitte thronte die Strandhalle auf hohen, sturmflutsicheren Pfählen - hier nahmen die vornehmen Badegaste Speisen und Getränke zu sich. Nachmittags schmetterte eine Musikkapelle Konzerte in das Kauschen der Brandung - alles in allem eine Welt, wie sie den ärmlich lebenden Einheimischen nicht fremder hätte sein können, Witt-dün blieb lange ein Fremdkörper auf der Insel. Milden stattlichen Investitionen in das Nobelbad hatte sich die Aktiengesellschaft allerdings übernommen. Nach zwei verregneten Sommern und entsprechend dürftigem Besuch meldete sie Konkurs an. Nackte Armut brach über die Wittdüner herein; ebenso schlecht erging es ihnen, als die Badegäste in den beiden Weltkriegen ausblieben - es gab und gibt keine wirtschaftliche A: ternative zum Fremdenverkehr.

Spaziergänge rund um Wittdün

Seit 1914 wird die der Nordsee ausgesetzte Südspitze durch eine Mauer vor den Wellen geschützt. Auf diese Weise entstand Wittdüns Strandpromenade, die einmal um den Ort herumführt. Wegen der schönen Aussicht auf das Meer, die Halligen und die Nachbarinsel Föhr ist dieser Promenadenspaziergang auch Tagesbesuchern zu empfehlen, die noch ein Stündchen Zeit bis zum Abgang ihrer Fähre haben.
Wittdün selbst, das kaum noch historische Bausubstanz besitzt, ist schnell erkundet. Die meisten Geschäfte liegen entlang der Hauptstraße, die auch aus dem Ort hinausführt. In der parallel zur Hauptstraße verlaufenden Mittelstraße liegt das Naturzentrum; im gleichen Gebäudekomplex befinden sich Kurverwaltung, Bibliothek und die Nordseehalle, in der viele Veranstaltungen stattfinden.

Ausgesprochen schön ist die Fortsetzung der Strandpromenade an der Amrumer Südküste. Ein Bohlenweg lührt zum Dünensee Wriakhörn, wo ein Dünenwall einen ehemaligen Strandabschnitt mit einer ausgedehnten Wasserzone eingeschlossen hat. Auf dem See tummeln sich Wasservögel aller Art, am Ufer brüten Enten, flirten Blesshühner. Informationsschilder geben über Tier- und Pflanzenwelt Auskunft. Vom See führt ein Pfad zum Campingplatz, von dort gelangt man zur Bushaltestelle oder auch zum Leuchtturm. Der rot-weiß gestreifte Leuchtturm steht weithin sichtbar auf einer 27 m hohen Düne, etwa 1 km südlich Wittdüns. 187S in Betrieb genommen, wurde er 1984 automatisiert und ist mit einer Höhe von 41,8 m der höchste Leuchtturm an der schleswig-holsteinischen Westküste, seine Lichtsignale reichen 23 Seemeilen (42 km) weit. Wegen der grandiosen Aussicht lohnt der Aufstieg über die erstaunlich komfortabel geschnittenen 172 Granil-slufen auch für Tagesgäste. In früheren Zeiten erhielt der Leuchtturmwärter neben einem kärglichen Gehalt auch Dienstland, Ställe und eine Scheune zur landwirtschaftlichen Nutzung (April- Okt. Mo-Fr 8.30-12.30 Uhr).

Auskunft: Direkt am Wittdüner Fähranleger ist bei Ankunft der Fähren ein kleiner Informations-Bade-karren geöffnet. Kurverwaltung und Touristeninformation: Mittelstraße 34, 0 46 82/1 94 33, Fax 94 34 44; Gästedienst: 25 94 34-0, Fax 94 34 56, Mo Fr 9-16 Uhr.

Jugendherberge: Panoramablick über Kniepsand und Meer, Obere Wandelbahn 9, 20 10.

Camping: Die zwei Campingplätze der Insel liegen inmitten der Dünen, beide in der Nähe des Leuchtturms. (Sandheringe sind zum Zeltaufbau unbedingt erforderlich!! Der Wittdüner Campingplatz ist von Mitte März-Mitte Okt. geöffnet; Information; 22 54. Der FKK-Zellplatz ist nur Mitgliedern zugänglich, Info: 40/ 61 45 07.

Tip für abends: Die Bläue Maus, legendäre Kneipe für Altfreaks und Whiskeyliebhaber (weit über 100 verschiedene Sorten), Hauptstraße 107, Do Ruhetag.

Über Steenodde und Süddorf nach Nebel

Von Wittdün aus führt ein Radwanderweg am Watt entlang gen Norden nach Steenodde, Amrums kleinster Ortschaft. Auf dem Weg dorthin passiert man den Seezeichenhafen, in dem die leuchtend grünen und roten Bojen, Baken und Tonnen Fotomotive bieten. Im Hafen ist Platz für Sportboote, hier liegt auch der ständig einsatzbereite Seenotrettungskreuzer »Eiswette« vor Anker, und in der Saison gibl's Krabben direkt vom Kutter.
Der Name Steenodde bedeutet »Steinspitze« und bezieht sich aul die vielen Steine und Findlinge, die hier im Übergangsbereich von der Cjeest zum Wattenmeer zutage treten. In dem 1721 gegründeten Hafenort ist es auch in der Hochsaison sehr still. Nichts erinnert mehr daran, daß hier einst ein großer Walfängerhafen mit Platz für ca. 500 Schiffe angelegt werden sollte. Die I lolländer, die die Konkurrenz fürchteten, machten den Amru-mern einen Strich durch die Rechnung, indem sie den Export von speziellen Walfangschiffen und Fanggeräten untersagten.

Von herausragender kulturgeschichtlicher Bedeutung sind die unzähligen vor- und frühgeschichtlichen Funde in der Umgebung von Steenodde. Nördlich des Dorfes erhebt sich das mit 4,70 m Höhe und 26,5 m Durchmesser größte Steingrab der Insel - der Escnhugh (fesenhuueh), aul dem jahrhundertelang im Februar das alljährliche Biikefeuer abgebrannt wurde. Da die Feuerversicherungen für die umliegenden Reeldach-häuscr schließlich unerschwinglich wurden, verlegte man den Biikeplatz. Vom Esenhugh, der aus der Stein- oder der Bronzezeil stammt (bisher fanden keine archäologischen Untersuchungen statt), bietet sich in Richtung Nebel ein weiter Blick über die Marschwiesen. Der halbbogenförmigc Wall, der dort zu sehen ist, zieht sich südlich der Windmühle von Nebel bis zum Wattufer nach Stcenodde. Der 2 km lange und etwa 2 m hohe Krümwaal ist ein Überbleibsel aus der Eisen- und Wikingerzeit. Die Krage, ob es sich um einen Grenz- oder Befestigungswall handelt, konnle bislang nicht geklärt werden. In der Umgebung des Esenhughs liegt eine riesige Ansammlung von Grabhügeln aus der Wikingerzeit (10711. Jh.). Die Funde - Spielsteinc aus Bernstein, Schmuckstücke und Thorshämmer - belegen, daß es auf den Geestinseln neben der westgermanischen Bevölkerung auch Wikingeransiedlungen gegeben haben muß.

Wie Stcenodde gehört auch das 1464 erstmals erwähnte Süddorf zur Gemeinde Nebel. In dem ausgesprochen ländlich geprägten Ort gibt es keine Geschäfte, dafür aber einen Ponyhof und seit 1968 die Dörfergemeinschaftsschule, in der alle Inselkinder ihren Realschulabschluß machen können.
Süddorf ist der Geburtsort von Hark Oluf, dessen Grabstein in Nebel (s. S. 152) von seinem abenteuerlichen Leben, u. a. als Sklave in Algier, erzählt. In Süddorf erinnert eine nach ihm benannte Straße an den Seefahrer. Hier steht auch sein Geburtshaus. Den Ortsausgang Richtung Nebel markiert die Süd-dorfer Mühle, die schon in den 50er Jahren zum Wohnhaus ausgebaut wurde.


Nebel

Das schönste Inseldorf entstand erst im 16. |h. um die bereits einige Jahrhunderte zuvor errichtete St. Clemens-Kirche herum. In der Walfangzeit setzten sich hier viele Seefahrer zur Ruhe. Ihre idyllischen Häuser schmücken das Dorf, in einigen sind heute gemütliche Restaurants und Gartencafes untergebracht. Schmale Seitenwege führen an dicht bewachsenen Feldsteinmauern vorbei, geben den Blick frei auf gepflegte Gärten mit bunten BlumenJeeten, Obstbäumen und weiten Rasenflächen. Gleich hinter den Häusern des Dorfes beginnen die Salzwiesen und das vogelreiche Watt.

Als Kirchdorf, mit Amtsverwaltung, Polizei und anderen Behörden, ist Nebel Hauptort der Insel. Nebel - der Name hat nichts mit der Wetterlage zu tun, sondern bedeutet »neues Bohl« (neue Ansied-lung) - bildete das Schlußlicht unter den Amrumer Seebädern. Erst als im Jahre 1925 im schon florierenden Seebad Norddorf mehrere Häuser niederbrannten und die Gäste umquartiert werden mußten, erkannten auch die Nebler die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Fremdenverkehrs. Es dauerte allerdings noch weitere 13 Jahre, bis Nebel mit Süddorf offiziell zum Seebad erklärt wurde. Der lange Dornröschenschlaf hat dem idyllischen Dorf gutgetan, es verschlief die Hochzeit der Spekulanten.

Mitten im Dorfzentrum erhebt sich die dem Schutzheiligen der Seefahrer geweihte St. Clemens-Kirche. Um 1240 erstmalig erwähnt, wurde sie vermutlich aber schon gegen Ende des 12. Jh. zunächst als Taufkapelle erbaut. Im Lauf der Jahrhunderte erhielt die Kirche mehrmals ein neues Gesicht. Der romanische Chor aus Feldsteinen wurde Ende des 19. Jh. erhöht, der hoch emporragende Kirchturm 1908 errichtet. Sehenswert sind die geschnitzte gotische Apostelreihe aus dem 14. Jh., das Kruzifix von 1480 sowie der schlichte, spätromanische Taufstein aus Bornholmer Granit. Der Flügelaltar von 1634 zeigt eine Abendmahldarstellung und die vier Evangelisten. Besonders beeindruckend sind die 90 »sprechenden Grabsteine' auf dem Friedhof, die einen aufschlußreichen Einblick in die Amrumer Geschichte bieten. Die schönsten der denkmalgeschützten Monumente, deren Giebel mit bildlichen Darstellungen geschmückt sind, befinden sich links neben dem Eingang. (Die Kirche ist tagsüber geöffnet, Kirch-und FriedholTührungcn Mitte Mai-Sept. Di nachmittag.)

Nicht versäumen sollte man einen Besuch im Öömrang Hüs. Das im Jahre 1736 erbaute, bis in die 90er Jahre unseres Jahrhunderts bewohnte alte Kapitänshaus zeigt ein Stück vergangener Inselkultur, das man hinter den Mauern der anderen alten Friesenhäuser des Dorfes nur erahnen kann. Faszinierend ist das an den Wänden geflieste Wohnzimmer - unter vollem Wind segelt das stattliche Schiff des ehemaligen Hausbesitzers dahin (Öffnungszeiten siehe örtlichen Aushang, Waaswai).

Das Heimatmuseum zeigt eine liebevoll zusammengetragene Sammlung zur Geschichte des Leuchtturms und der legendären Inselbahn, archäologische Funde aus der Vor- und Frühgeschichte, Trachten und Handwerkskunst. In einer kleinen Galerie sind wechselnde Ausstellungen zu sehen (April-Okt. Mo-Mi 10-12 Uhr, Do-So 15-18 Uhr). Gegenüber, auf der anderen Straßenseite liegt der Friedhof der Heimatlosen. Hier wurden die Menschen bestattet, dessen Leichen das Meer an den Strand warf. Ihre Namen sind nicht bekannt, auf den Kreuzen steht nur das Datum des Fundtages.
Im Nebler Ortsteil Westerheide liegen die ab den 70er lahren zwischen Hauptstraße und Düne entstandenen Häuser mitten im hochstämmigen Kiefernwald, in dessen Windschutz viele Laubbäume gedeihen. Ein Naturlehrpfad bietet u. a. Informationen zu den zahlreichen, z. T. riesigen Haufen der nützlichen Waldameisen, die durch Zäune geschützt sind.

Auskunft: Die Kurverwaltung (Zimmervermittlung und Gästeinformation) liegt neben der Kirche, Mo-Fr 9-12, 14-16 Uhr, Hööwjaatla, 2 0 46 82/9 43 00, Fax 94 30 30.

Hotels und Pensionen: Altes Am-rumer Hahnhofsholel, über 90 lahre im Familienbesitz, mit gulbür-gerlichem Restaurant, Strunwai 3, 45 23 38, Fax 23 15. In Süddorf: Pension Haus Tanja, mit Sauna und Solarium, auch Appartements, Neistigh 2, 45 7 85/8 85, Fax 18 08. In Steenodde: Hotel-Restaurant-Cafe Steenodde,
gleich hinterm Deich am Wattenmeer, Stianoodswai 17, 45 94 24-0, Fax 94 24 24. Preiswerte Zimmer in Privathäusern: Friesenhaus Hendixen, Rauegjaat 2, 4? 23 96; Lemckc, Noorderstrunwai 27, 45 20 49; Claußen, Poppenaanj 1, 45 20 12; Friedrichs, Strunwai 24, 45 21 19;ScnmiV/t,Smäswai 6,45 21 34; Friesenhaus Mcinerts, Ualjaat 2, 45 21 64. Im Ortsteil Westerheide: Ferienhaus Diedrichsen, Kaltenhugh 9, 45 21 20; Peters, Tanenwai 7, 45 5 29. In Süddorf: Krause, Heeshughwai 11, 45 21 74; Krückenberg, Sösarper Strunwai 7, 45 9 65 16, Fax 9 65 18.

Restaurants: Preesters I luis, stilvolles friesisches Restaurant im ehemaligen Wohnhaus des Pastors, bekannt für seine leckeren Bratkartoffeln, Waastcrstigh 17, 45 506; Ekke Nckke-penn, eines der Iwsten Fischrestaurants der Insel, Waastcrstigh 19, 45 22 45. Das gemütliche Friesencafö mit lauschigem Cafegarten ist in der Saison auch abends geöffnet, Uasterstigh 12, 45 26 26.


Abstecher zur gelkoje

Etwa auf halber Strecke zwischen Nebel und Norddorf befindet sich inmitten eines kleinen Wäldchens aus Birken, Erlen und vereinzelten Pappeln die 1866 angelegte Vogelkoje. Den Kojenbüchern ist zu entnehmen, daß hier bis zur Stillegung im jähre 1936 etwa 420 000 Enten »geringelt« (s. S. 126 f.) wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Koje mehr und mehr dem Naturschutz und entwickelte sich gleichzeitig zur Touristenattraktion. In Gattern, Freigehegen und Volieren leben heute viele verschiedene Tierarten. Die Vogelkoje ist frei zugänglich, der Kiosk im alten Vogelwärterhäuschen tagsüber geöffnet.

Nördlich der Vogelkoje führt ein Bohlenweg durch den breiten Dü-nengürtcl Richtung Leuchtfeuer. Auf dem Weg dorthin passiert man im weiten Tal der Wanderdüne nordwestlich der Koje die Hausgrundrisse einer eimbrischen Siedlung aus dem 1. Jh. n. Chr., die der Wind freilegte. Sie liegen rechts vom Wege - eine Informationstafel bietet Erklärungen. Die Wanderung weiter zum Leuchtfeuer sollte sich niemand entgehen lassen, an keiner anderen Stelle ist die einsame, wilde Dünenwelt so unendlich weit und ursprünglich. Von dem kurz nach der Jahrhundertwende erbauten Turm bietet sich eine wunderbare Aussicht über den Kniepsand, dem in diesem Bereich einige Primärdünen vorgelagert sind. Hier stehen auch mehrere abenteuerliche, aus Treibholz und allerlei Strandgut konstruierte Hütten.

Norddorf

Am Ende der Inselslraße liegt Am-rums nördlichste Ortschaft - ein malerisch zwischen Dünen, Strand, Heide, Wald und saftig grüner Marsch eingebetteter Kurort. Vor dem heutigen, 1464 erstmals urkundlich erwähnten Dorf hat es hier vermutlich schon viel früher eine erste Siedlung gegeben, die unter dem Dünensand verschwand. Bei Grabungsarbeiten ist man immer wieder auf Zeugnisse aus der Vor- und Frühzeil gestoßen. Norddorf wurde mehrmals von verheerenden Feuersbrünsten heimgesucht. Im )ahre 1768 brannten nahezu alle Häuser nieder, und noch 1925 fielen dem Feuer fast ein Dutzend Rcctdachhäuser zum Opfer.

Das unter Pastor Friedrich von Bodclschwingh errichtete Seehospiz leitete im Jahre 1890 Norddorfs Entwicklung zum Badeort ein. Der nach skandinavischem Vorbild aus Holz errichteten Anlage war bereits in der ersten Saison großer Erfolg beschieden, es folgten weitere Hospize (1990 wurde das ganze Unternehmen an den »Wiking-Konzern« verkauft und zu Muttcr-Kind-Kurheimen umgebaut). Im Jahre 1892 erwarb der aus Altona stammende Heinrich I lüttmann das alte Schulhaus und baute es zu einem Hotel um. Der mittlerweile stark angewachsene Hüttmannkomplex beherrscht noch immer das Dorfzentrum am Kurpark.

Heute ist Norddorf ein moderner Kurort mit einem Meerwasser-Schwimmbad, großzügigen Kuranlagen und dem »Lichtblick«, dem einzigen Kino Her Insel. Trotz viel neuer Bausubstanz hat Norddorf seinen dörflichen Charakter bewahrt. Vor allem im »Uaster-Anj«, dem zum Watt hin gelegenen Ostteil des Dorfes, findet man viele ausnehmend schöne alte Friesenhäuser. Sehens- und erlebenswert -es gibt viel zu tasten und zu riechen - ist das auf dem Weg zum Strand liegende Naturzentrum (im gleichen Gebäudekomplex wie das Schwimmbad). Der Amrumer Na-lurschulzverein »Oömrang Ferian« informiert über Wattenmeer, Umweltschutz und die Amrumer Natur, in Seewasseraquarien tummeln sich einheimische Fische, Muscheln und Schnecken (tgl. außer Do 10-17 Uhr).


Das gelschutzgebiet Amrum Odde

Auf dem durch die Marschwiesen zum Seehospiz und weiter am Schullandheim vorbeiführenden Weg gehl es zur als Odde bezeichneten Nordspilze Amrums. Bereits 1936 unter Naturschutz gestellt, sollte sie den Vögeln, vor allem den zahlreichen Eiderenten, einen ungestörten Brutplatz sichern. Das kleine reetgedeckte Vogelwärterhäuschen wird nur während der Brutzeit von April bis August bewohnt. Im Bereich der Odde liegt eine der wenigen Schwachstellen! der Insel. In den vergangenen Jahrzehnten kam es des öfteren vor, daß Sturmfluten die Dünen durchbrachen und das Wärterhaus meterhoch unter Wasser setzten. Steilabbrüche der Stranddünen zeugen von der zerstörerischen Krall der Nordsee - in den letzten 200 Jahren hat die Odde etwa die Hälfte ihrer einstigen Größe eingebüßt.

Auskunft: Kurverwaltung Norddorf (Zimmernachweis/Informa-ti(in): 0 46 82/947 00, Fax 94 70 94, Mo-Fr 9-12, 14-16 Uhr.

Hotels: Hotel-Restaurant Hüttmann, traditionsreichstes Holcl am Ort, ein auf mehrere Häuser verteiltes Imperium, Ual Saarepsvvai 2-6, 4? 92 20, Fax 9 22-1 13; Hotel Seeblick, preisgekrönte Hotelanlage mit Schwimmbad, Sauna und Solarium, Slrunwai 13, 45 92 10, Fax 25 74; Holel-Restaurant Neptun, Hotel in der Fußgängerzone, Strunwai 7, 45 12 34, Fax 42 04. Pensionen: Pension garni Friesenheim, Ual Saarepswai 18, 45/Fax 7 28; Haus Gerdina, Haag 9, 45 5 03; Friedrich Flor, Ual Saarepswai 11, 45 26 31.


Cafes und Restaurants: Cafe Schult, traditionsreiche Bäckerei und Konditorei mit Sonnenlcrrasse, am Kurpark. Jever-Deel, rustikales Restaurant mit offenem Kamin in der Fußgängerzone, Lammspezialitäten, friesische Gerichte und Vollwertkost, Strunwai 13, 45 92 10; Ual Oömrang Wiartshüs, allfriesisch eingerichtetes Restaurant mit vorzüglicher Küche. 45 836. Kurz vor Norddorf passiert man ein wunderbares Ausflugslokal - die reetgedeckte Teestube Haus Burg auf dem Hügel »Borrag«, der bereits in der Bronzezeil als Begräbnisstätte genutzt wurde. Der Name des Hügels wird mit den Wikingern in Verbindung gebracht, möglicherweise befand sich hier eine Art Turmburg.

Tip: In der Saison bietet der Vogelwart vogelkundliche Führungen an auch für Kinder empfehlenswert (Mai-Okt. Di-So 10 Uhr). Vom Fahrradsländer an der Wallscile nördlich von Norddorf sind es noch gut 10 Min. zu Fuß zum Treffpunkt an der Treppe, die über die Düne zur Vogelwarte führt.

Wandertip: An der Odde neh-men die Wattwanderungen nach Föhr ihren Anfang. Das Wartengebiet Zwischen den beiden Inseln liegt relaliv hoch und wird auch bei I lochwasser teilweise nur 1-1,5 m mit Wasser bedeckt. Wegen eines tieferen Priels kann man aber nicht direkl zum nur knapp 4 km entfernten Ulersum laufen, sondern muß einen Umweg machen und erreicht erst nach 7 km bei Dunsum das Föhrer Ufer.







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