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Fusionen



Thema: Fusionen

Fusionen

1. Begriffserklärung Fusion / Firmenzusammenschluß

· Ein Unternehmenszusammenschluß ist eine freiwillige Vereinigung von zwei oder mehreren selbständigen Unternehmen zu einer rechtlichen (erst zum Zeitpunkt der Fusion) und wirtschaftlichen Einheit (durch die Bildung eines Konzern begründet - Vollfusion). Dabei ist eine Gleichberechtigung beider Unternehmen oder eine Unterordnung eines der beiden Unternehmungen möglich. · Als Zusammenschluß gelten: - Verschmelzung mit anderen Unternehmen - Erwerb des Vermögens anderer Unternehmen - Erwerb des Eigentums an Betriebsstätten anderer Unternehmen - Betriebsüberlassungsverträge und Betriebsführungsverträge - Erwerb von Anteilsrechten jeder Art an anderen Unternehmen. · Bei der Verschmelzung unterscheiden wir verschiedene Formen. Eine Möglichkeit wäre die horizontale Verschmelzung, bei der Unternehmen mit gleicher Leistungserstellung (z.B. Hersteller gleicher Produkte) fusionieren. Bei der vertikalen Verschmelzung verbinden sich Unternehmen unterschiedlicher (vorgelagerter oder nachgelagerter) Stufen der Leistungserstellung (z.B. Hersteller und Zulieferer für ein Hauptprodukt). Mischformen (Viag/Veba) der horizontalen und vertikalen Verschmelzung sind natürlich ebenso möglich.



1.1 Ziele und Voraussetzungen der Fusion

· Realisierung beschaffungs- oder absatzpolitischer Vorteile (z.B. Marktbeeinflussung oder Marktbeherrschung durch Ausschalten des Wettbewerbs, durch Preisvorteile Sicherung der Beschaffungsmöglichkeiten und Abbau von Lagerbeständen). · Realisierung produktions- und personalwirtschaftlicher Vorteile (z.B. Nutzung der Vorteile einer Verbundwirtschaft durch Arbeitsteilung und Rationalisierung, Zusammenarbeit auf den Gebieten der Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie der innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung). · Realisierung finanzwirtschaftlicher Vorteile (z.B. Erhöhung der Kreditwürdigkeit, Erschließung neuer Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten, Sanierung, Erhöhung der Rentabilität durch Nutzung verschiedener Steuervorteile und durch den Ausgleich der Unterschiede in der Kapitalbindung). · Eine Anzeigepflicht für Firmenzusammenschlüsse der beteiligten Unternehmen nach dem GWB besteht: - Wenn für bestimmte gewerbliche Leistungen oder eine bestimmte Art von Waren ein Marktanteil von 20% oder mehr erreicht wird oder ein beteiligtes Unternehmen einen solchen Marktanteil bereits hat. - Wenn ein an der Fusion beteiligtes Unternehmen zu einem Zeitpunkt innerhalb der letzten 12 Monaten vor dem Zusammenschluß 10.000 Beschäftigte oder mehr und einen Umsatz von 500 Millionen DM oder mehr hatten. · Die Anzeige unterliegt bestimmten Formvorschriften (z.B. Angabe der Personen welche anzeigepflichtig sind, Firmierung, Marktanteil etc.). Nach Eingang der Anzeige kann die Kartellbehörde die Fusionskontrolle einleiten und einen Firmenzusammenschluß untersagen bzw. auflösen, wenn zu erwarten ist, daß die beteiligten Unternehmen durch den Zusammenschluß die Stellung eines marktbeherrschenden Unternehmens erlangen, oder wenn durch den Zusammenschluß eine marktbeherrschende Stellung verstärkt wird.

1.2 Wie verändern sich die Unternehmen, die an Fusionen beteiligt sind?

· Es gibt zwei verschiedene Arten von Fusionen. Bei der Fusion durch Aufnahme bleibt eines der sich vereinigenden Unternehmen bestehen. Die anderen Unternehmen übertragen ihr Vermögen auf dieses eine fortführende Unternehmen (Bei der Firmenübernahmen wird eine Gesellschaft oder Unternehmen gegen ihren Willen gekauft!). Bei der Fusion durch Neubildung übertragen die fusionierenden Unternehmen ihre Vermögen auf das neu gegründete Unternehmen. · Bei der Verschmelzung gibt es zwei Wege der Rechtsnachfolge. Bei der Einzelrechtsnachfolge tritt das übertragende Unternehmen in Liquidation. Dabei werden sowohl die Schulden als auch die Vermögensgegenstände nach bestimmten Vorschriften des bürgerlichen Rechts einzeln an das übernehmende Unternehmen übertragen. Bei der Gesamtrechtsnachfolge werden die Schulden und Vermögenswerte komplett an das übernehmende Unternehmen übertragen. · Die gesetzlichen Grundlagen für Fusionen sind abhängig von der Art des Zusammenschlusses, von der Rechtsform der übernehmenden Gesellschaft und von der Rechtsform des übertragenden Unternehmens. Die gesetzlichen Regelungen finden wir sowohl im Aktiengesetz, aber auch im Kapitalerhöhungs- und Genossenschaftsgesetz.

1.3 Einschränkung der Marktwirtschaft (Warum?)

· Unter Marktwirtschaft verstehen wir eine Wirtschaftsordnung, in der sowohl der Staat (soziale MW), die Unternehmen und natürlich hauptsächlich der Markt selbst (Angebot und Nachfrage) steuern, welche Güter in welcher Menge produziert und gebraucht werden, welche Produktionsfaktoren eingesetzt und wie und an wen die erstellten Güter verteilt werden. · Voraussetzung für eine soziale Marktwirtschaft ist eine demographische Staatsform, das Privateigentum an Produktionsmitteln, Gewerbe und Vertragsfreiheit und die Freiheit jedes Einzelnen, seine Geschäfte ohne staatliche Einmischung zu führen und so nach Gewinn zu streben. Die theoretische Grundvoraussetzung für die freie Marktwirtschaft ist der vollkommene Wettbewerb (wird an der Börse realisiert), nur dadurch kann sich der Marktpreis bilden. · Der vollkommene Wettbewerb setzt aber eine Gleichberechtigung aller Marktpartner voraus. Keiner der Anbieter oder Nachfrager darf soviel Macht besitzen, daß er in der Lage ist den Wettbewerb zu beeinflussen. Aber genau das passiert bei Firmenzusammenschlüssen. Einerseits schließen sich Unternehmen zusammen, um auf die immer größer werdenden Märkte (als logische Folge der Globalisierung !) mit entsprechender Größe zu reagieren. Anderseits gibt es mit der Übernahme von lästigen Mitbewerbern die Chance, seine eigene Marktstellung stark zu vergrößern (Monopol) und sich damit Vorteile (auch auf den Beschaffungsmärkten - durch Übernahme von vorgelagerten Unternehmen) anderen Unternehmen gegenüber zu verschaffen. · Beispiel: Bisher hat der Zusammenschluß von Daimler/Chrysler ca. 19.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und so den Wettbewerb eher verstärkt. Allerdings warnte Kartellamtspräsident Dieter Wolf vor neuen Oligopolen, die den Markt durch Absprachen unter sich aufteilen könnten. Wenn dadurch langfristig max. 10 Anbieter übrig blieben, wäre die Vielfalt des Angebots eingeschränkt und es steigt damit die Gefahr des Mißbrauchs von Marktmacht. 2. Die Geschichte von Firmenzusammenschlüssen

· Den größten Zusammenschluß der Industriegeschichte vereinbarten die Konzerne Daimler- Benz und Chrysler 1998 in einem Wert von 166 Mrd. DM und wurden so zum dritt größten Automobilkonzern der Welt (Stand 10/99). · Mit der Verschmelzung von Exxon und Mobil feierte die amerikanische Ölindustrie 1998 die größte Fusion ihrer Geschichte. Der Wert betrug 80 Mrd. Dollar. · Der alte Rekord (auch 1998) wurde gehalten von der Partnerschaft zwischen der ,,Citybank' und dem Finanzdienstleister ,,Travelers Group'. Ihr Volumen betrug 70 Mrd. Dollar. · 1994 waren Unternehmen in einem Wert von 560 Mrd. Dollar, 1995 in Höhe von 1000 Mrd. Dollar, 1997 in Höhe von 1,6 Billionen Dollar, 1998 in Höhe von 2,25 Billionen Dollar verschmolzen worden. · Ein weltweites Fusionsfieber gab es aber schon in den 60iger Jahren. Damals war es vor allem die Wirtschaftswissenschaft die der Meinung war, daß sich Unternehmen mit einer breiten Palette von Produkten unterschiedlichster Art, besser am Markt als andere behaupten könnten. Es stellte sich aber heraus, daß es sehr schwierig war diese Unternehmen zu führen. Viele Großunternehmen leiden noch heute unter den damaligen Zukäufen. · In den 80iger Jahren setzte das Fusionsfieber erneut ein. Im Gegensatz zu heute waren die damaligen Übernahmen meist feindlich. Heute warten einige Firmen nur darauf von einem ,,Großen' geschluckt zu werden (Netscape/AOL). Heute werden die Übernahmen meist per Aktie (ca. 70%) bezahlt - sog. Aktientausch wie bei ,,Daimler-Chrysler' 57% zu 43%, d.h. die Aktionäre erhalten einen gewissen Betrag (der oft Höher als der eigentliche Wert ist) für den Umtausch Ihrer Aktien, bzw. alte Aktien werden gegen neue Aktien zu einem günstigeren Kurs als 1:1 (z.B.: 1:1,25) getauscht. 3. Beispiele für Fusionen · Firmenzusammenschlüsse lassen sich auf allen Märkten jeder Branche beobachten. Hier schließen sich z.T. große Unternehmen zu noch größeren Konzernen zusammen oder schlucken kleinere Betriebe. Allein in den letzten eineinhalb Jahren gab es mehrere große Zusammenschlüsse mit u.a. deutscher Beteiligung. Hier einige Beispiele für große aber auch kleinere Zusammenschlüsse nicht nur auf nationalem sondern auch auf internationalem Parkett. · Automobilbranche (z.B. Daimler-Chrysler, BMW-Rower) · Stahl/Maschinenbau (z.B. Thyssen-Krupp, British Steel-Hoogoven) · Finanzmarkt (z.B. Deutsche Bank-Bankers Trust, Fuji-IBJ-DKB, Finanzierungsges. CIT Group Inc.-Newcourt Credit) · Pharmamarkt (z.B. Hoechst-Rhòne/Poulenc, Schering-Diatide, AHP-Warner/Lambert) · Handelsmarkt (z.B. Karstadt-Quelle, Kingfisher-Asda) · Computermarkt (z.B. Siemens-Fujitsu) · Energiemarkt (z.B. RWE-VEW, Veba-Viag, ABB-Alstom) · Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsindustrie (z.B. Dasa-Aerospatiale) · Versicherungsmarkt (z.B. HUK-HDI, Albingia-Axa Colonia, Allianz-Pimco) · Telekommunikationsmarkt (z.B. Olivetti-Telecom Italia, British Telecom/AT&T-Japan Telecom, Telekom/One-2-One, Mannesmann Arcor-Otelo, RWE-Ascom, France Telecom-NTL) · Ölmarkt (z.B. BP/Amoco-Arco, Exxon Corp-Mobil Corp, Total/Fina- Elf Aquitaine ) · Brief-Paketversendermarkt (z.B. Deutsche Post/Danzas-Air Express) · Touristikbranche (z.B. Airtours-FTI Touristik, Preussag-TUI/Hapag Lloyd/Thomas Cook,) · Wir sehen, Firmenzusammenschlüsse ziehen sich durch alle Branchen. Fusioniert wird auf allen Märkten. Zu erwähnen wäre u.a. auch die Werbebranche. Bei einem Marktvolumen von ca. 19 Mrd. sehen sich die Werbeagenturen zunehmendem Kostendruck ausgesetzt. Dabei sind die Produktivitätsreserven in vielen Fällen ziemlich ausgereizt. Und um weiterhin am Markt mitzuwirken, wird es auch in dieser Branche weitere Fusionen geben (z.B. BDM und Burnett/MacManus). Auf dem Kohlemarkt z.B. übernimmt die Ruhrkohle AG, ein deutscher Konzern, den amerikanischen Bergbaukonzern ,,Cyprus' um damit an die Weltspitze zu gelangen. Mit einem Förder- und Handelsvolumen von 138 Mill. Tonnen Kohle ist man somit die Nummer zwei in der Welt. Auch in der Medienbranche sind Zusammenschlüsse zu beobachten. Hier übernimmt der Münchener Medien-Unternehmer Leo Kirch den Pay-TV Sender ,,Premiere' und wächst so zum Monopolisten im deutschen Pay-TV. Auf dem europäischen Markt will der französische ,,Vivendi'-Konzern durch Fusion mit Canal Plus den größten europäischen Pay-TV Sender bilden und hätte somit im internationalen Rechtehandel eine sehr starke Position.



3.1 Ergebnisse von Fusionen mit deutscher Beteiligung und den Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft

· Juli 1998: Daimler/Chrysler - Die EU- Kommission genehmigt die Fusion von Daimler/Chrysler. Allein im ersten Halbjahr 1999 steigert der Konzern seinen Gesamtumsatz um 10% auf 141 Mrd. DM (siehe 2.). · März 1999: Thyssen/Krupp - Es entsteht mit dem Zusammenschluß beider Konzerne ein neuer Riese im Maschinen- und Stahlbau mit einem Umsatz von 70 Mrd. DM jährlich und 173.000 Mitarbeitern. Aber durch den geplanten Umbau des Konzerns (der Konzern will sich von einigen Geschäftsbereichen mit ca. 10 Mrd. DM Umsatz und ca. 22.000 Mitarbeitern trennen!) entstehen Spannungen zwischen Betriebsrat und Firmenleitung. Des weiteren gibt es Gerüchte, daß das Geschäftsergebnis im ersten Halbjahr dramatisch eingebrochen sei. · Juni 1999: Deutsche Bank/Bankers Trust - Es entsteht zu diesem Zeitpunkt die größte Bank der Welt mit einer Bilanzsumme von 1.400 Mrd. DM und ca. 95.000 Angestellten. Mit der Übernahme will die Deutsche Bank nun ihren Namen als weltweite Marke stärken. Jetzt hat die DB nicht nur eine führende Stellung in Europa, sondern auch eine starke Position in den USA und kann ihre weltweit ausgerichteten Geschäftsfelder auf eine transatlantische Plattform stellen. Sowohl im Investmentbanking als auch in der Vermögensverwaltung und bei der Zahlungsabwicklung erreicht man nun eine marktführende Position. Dem entgegenzustellen ist die voraussichtliche Entlassung von ca. 5.500 Mitarbeitern weltweit. · August 1999: Hoechst/Rhone - Es entsteht das gemeinsame Unternehmen ,,Aventis' ( hier wurde echte Überzeugungsarbeit des Hoechst-Vorstandes geleistet, um den größten Anteilseigner - KPC zu überzeugen) mit einem Umsatz in Höhe von ca. 34,5 Mrd. DM und 92.000 Beschäftigten. Der entscheidende Erfolgsfaktor ist die Produktpalette des neuen Konzerns. ,,Aventis' verfügt mit 2,8 Mrd. Euro - davon 2,3 Mrd. Euro für Pharma - über das absolut höchste Forschungs- und Entwicklungsbudget der Branche. Auf Grund der Markteinführung von jeweils zwei bis drei umsatzstarken Medikamenten pro Jahr, rechnet man mit Umsatzzuwächsen in großer einstelliger Höhe. Hoechst-Chef Dormann glaubt dazu an Kosteneinsparungen von 1,2 Mrd. Euro jährlich, die bis 2002 erreicht werden sollen. · August 1999: Karstadt/Quelle - Der Zusammenschluß fand durch Verschmelzung mittels Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Aktien statt. Damit ist ein Riese im europäischen Einzelhandel entstanden. Der Umsatz beider Konzerne betrug 1998 ca. 36 Mrd. DM. Beide Konzerne beschäftigten ca. 116.500 Mitarbeiter. Durch die neue Konzernstruktur wird es eine neue Gewichtung einzelner Geschäftsfelder geben (der Versandhandelanteil wird auf 40% steigen, der Umsatzanteil der Warenhäuser wird dagegen von 67% auf 40% fallen). Außerdem sind neue Geschäftsfelder im Bereich Dienstleistungen oder Neue Medien geplant. Es werden Einsparungen in Höhe von 400 Mio. DM bis 2002 gerechnet. Karstadt-Chef Deuss versicherte, daß sich ein Arbeitsplatzabbau in Grenzen halten werde. · August 1999: Siemens und Fujitsu legen ihre europäischen Aktivitäten im Computergeschäft zusammen. Siemens bringt 8.000 Mitarbeiter und 4 Mrd. Euro Umsatz ein, Fujitsu Europe 1.600 Mitarbeiter und 2 Mrd. Umsatz. Man peilt einen Absatz von 4,8 Mio. Computer an und wird so in Europa hinter ,,IBM' und ,,Compaq' auf Platz 3 liegen. · September 1999: Viag/Veba - Durch Vollfusion wurde der neue Konzern auf Anhieb zur Nummer eins in der deutschen Stromversorgung, zur Nummer drei in Europa und zum weltweit größten Spezialchemie-Unternehmen. Jetzt hat man sogar die kritische Masse, um gegen die großen Konkurrenten aus Frankreich, Italien und Spanien erfolgreich anzutreten. Es werde mit Einsparungen von 1,56 Mrd. DM gerechnet. Diese ergeben sich hauptsächlich aus niedrigen Sachkosten und zu etwa einem Drittel aus Personaleinsparungen. Die Konzerne haben schon vor dem Zusammenschluß zusammen rund 5.000 Stellen gestrichen. Nach der Fusion kommen noch einmal 2.500 Stellen dazu. Das neue Unternehmen will sich in Zukunft auf die Bereiche ihres Kerngeschäftes konzentrieren, andere Sparten wie das Mobilfunkgeschäft (E-Plus) werden verkauft, um diese Erlöse wieder in neue Firmenübernahmen zu stecken. · Oktober 1999: Dasa/Aérospatiale - Hier entsteht ein Gigant der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsindustrie in Europa. Der neue deutsch-französische Konzern wird mit 89.000 Mitarbeitern 21 Mrd. Euro umsetzen. Dabei ist ein Personalabbau nicht geplant. Der neue Konzern ,,EADS' wird weltweit nach den US-Konzernen ,,Boeing' und ,,Lockheed Martin' die Nummer drei der Luft- und Raumfahrtbranche sein. Zudem sieht sich der neue Luftfahrtriese als ,,global führender Anbieter bei Satelliten, Militärflugzeugen und Verteidigungstechnik'. · Oktober 1999: RWE/VEW - Als Antwort auf den Zusammenschluß von Viag und Veba kündigten die Konzerne RWE und VEW eine Verschmelzung zum 01.01.2000 an. Damit hätte man mit 200 Mrd. Kilowattstunden im Jahr wieder einen deutlichen Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern und wäre damit der größte Stromanbieter Deutschlands. RWE erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit 155.000 Beschäftigten einen Umsatz von 75,1 Mrd. DM. Die 15.000 Mitarbeiter von VEW kamen im gleichen Zeitraum auf Erlöse in Höhe von 10,3 Mrd. DM. · November 1999: Allianz/Pimco - Die Allianz übernimmt für knapp 3,3 Mrd. Dollar den amerikanischen Vermögensverwalter Pimco und steigt damit zu den ersten sechs der Branche weltweit auf. Damit hat die Allianz die Chance im Stammgeschäft Lebensversicherungen auch in den USA (in Europa zählt die Allianz bereits zu den fünft führenden Anbietern) zu einem der wichtigsten Player aufzusteigen. Das breite Angebot der Allianz an Finanzdienstleistungen bietet zahlreiche Möglichkeiten für Synergien, das wiederum erhöht die Kundenbindung und gibt die Möglichkeit Kosten zu sparen.



3.2 Kernaussage für Deutschland

· Wie wir an vielen Zahlen und Beispielen gesehen haben, schwimmen Deutschlands Unternehmen ganz weit oben auf der Fusionswelle und sind damit in einigen Branchen zu sog. Global-Player aufgestiegen. In anderen Branchen wiederum hat man es durch Zusammenschlüsse geschafft, noch Größeren Paroli zu bieten und zumindest einen Teil vom Markt (-Kuchen) abzubekommen. Letztendlich war diese Entwicklung abzusehen bzw. notwendig. Mit der Beendigung des kalten Krieges und später der Einführung der EU, mußten sich die Unternehmen auf die immer größer werdenden und dynamischeren Märkte, auf technische Umwälzungen (vor allem in der Informatik und Telekommunikation) und auf die Öffnung neuer Branchen durch Privatisierung und Deregulierung weltweit einstellen. Sie mußten lernen, nicht mehr nur national sondern auch global zu denken. Um nun auf diesen Märkten auch wettbewerbsfähig zu sein, waren eben Fusionen auf nationaler oder internationaler Ebene richtig und notwendig. Allerdings bedeutet das nicht, daß nur die Großen am Markt bestehen (trotz gewisser Vorteile wie größere Forschungs- und Entwicklungsbudgets, wirtschaftliche Vorteile bei der Produktion größerer Mengen, ausgedehnte geographische Präsenz etc.). Auch die Kleinen haben Vorzüge, die nicht von der Hand zu weisen sind, wie eine größere Flexibilität und Wendigkeit, schnellere Reaktionen auf Marktereignisse, kürzere Wege im Unternehmen, die Nähe zum Kunden aber auch die eigene Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Ich glaube, daß nur die Unternehmen an den Märkten bestehen, ob groß oder klein, die in der Lage sind, Veränderungen auf dem Markt zu erkennen und mit neuen innovativen Produkten zu reagieren, nicht nur einmalig sondern kontinuierlich. · Die Reaktionen der Deutschen auf die Fusionswelle in Deutschland sind im allgemeinen positiv. 82% der Deutschen sind der Meinung, daß Firmenzusammenschlüsse wie Daimler/Chrysler helfen, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern. Man kann also sehen, daß die Akzeptanz von internationalen Firmenzusammenschlüssen bei den Deutschen sehr groß ist, obwohl einige Kritiker (wohl zu recht) einen Abbau von Sozialleistungen bzw. Entlassungen befürchten.

4. Negativbeispiele für Fusionen

· Daimler/Chrysler - Obwohl der Konzern in den ersten neun Monaten sowohl den Umsatz (+12%) als auch den Gewinn (+12%) steigern konnte und durch bestimmte Synergieeffekte das Gesamtergebnis am Jahresende stärker steigen wird als der Umsatz, macht sowohl die Sparte Nutzfahrzeuge als auch die verlustreiche Bahn-Tochter ,,Adtranz' Bauchschmerzen (Auftragseingang von 3,5 stürzt auf 2,1 Mrd. Euro ab, dazu kam der Preisverfall der gesamten Branche von bis zu 40% durch gegenseitiges Unterbieten bei Aufträgen - Gesamtverlust 1998 ca. 763 Mio. DM ). Des weiteren kommt die Produktpalette von Chrysler in Europa nicht aus dem Nischendasein heraus (der Marktanteil beträgt nur 0,54% - Tendenz abnehmend). Aber auch in Amerika lassen hohe, notwendige Rabatte den Gewinn schrumpfen. Auch der Umsatzanteil in Höhe von 8% im asiatischen Teil der Welt ist einfach zu wenig. Kompetenzgerangel in den obersten Führungsebenen und möglicherweise fremde Konzernsparten, wie die Beteiligung an ,,Adtranz' (die seit Jahren Verluste einfährt, obwohl dieses das größte in einem weltweiten Wachstumsmarkt ist) tragen nicht zum Imagegewinn bei. Das spiegelt sich im Aktienkurs der DCX wieder. Die Aktie verlor seit dem Höchststand am 08.05.98 ca. 29% an Wert und steht jetzt bei rund 70 Euro. Die wahren Verlierer sind also die Aktionäre, die bei der Ankündigung der Fusion Daimler-Aktien für ca. 106 Euro kauften. Dieser Wert wurde bisher nicht wieder erreicht. · Noch schlechter erging es den Aktionären von adidas-Salomon. Kurz nach der Fusion kletterten die Aktien auf über 160 Euro. Auf Grund dessen, daß sich beide Unternehmen hinsichtlich der Produktpalette und der geographischen Präsenz hervorragend ergänzten, rechnete man mit Einsparungen in Höhe von jährlich 100 Mio. DM. Ein Jahr später sprach kein Mensch mehr von einer ,,Traumhochzeit'. Heute liegt der Kurs nur bei ca. 75 Euro. · Ahnlich war der Verlauf für die Aktien von ,,Degussa-Hüls'. Analysten schwärmten vom enormen Ertragspotential des neuen Konzerns (man rechnete mit Synergieeffekten in den ersten beiden Jahren in Höhe von jeweils 200 Mio. DM und danach Kostenvorteilen von jährlich 350 Mio. DM - Vorstandschef der ,,Degussa' Bufe) und gaben ein Kursziel in Höhe von 70 Euro aus. Heute gibt es Degussa-Hüls-Aktien für bereits ca. 35 Euro. · Immobilien-Altlasten in Höhe von 3,5 Mrd. DM der Hypo Bank überdecken die entstandenen Synergieeffekte aus der Fusion von Hypo und Vereinsbank. Nach erfolgreichem Börsenstart verloren die Aktien über 30% an Wert.

4.1 Kernaussage der Vergangenheit

· Die Vergangenheit hat gezeigt, daß zwei Drittel aller Übernahmen in den Jahren 1994 bis 1997 bei den Aktionären zu Verlusten geführt haben. Zuerst schnellten die Aktienkurse der fusionierten Unternehmen bei Bekanntgabe in die Höhe. Die Rede war von enormen Einsparpotentialen, phantastischen Synergieeffekten und gesteigerter Marktmacht. In vielen Fällen konnten die Unternehmen die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Die Leidtragenden sind in jedem Falle die Anteilseigner der Unternehmen. · Schon in den 80iger Jahren konnte man einen ähnlichen Trend verfolgen. Die Aktien von fusionierten Unternehmen schnitten oft schlechter ab als der Gesamtmarkt. · Es stellte sich heraus, daß nicht unbedingt die Größe des Unternehmens auch automatisch höhere Gewinne nach sich zieht. Oft waren es die kleinen Unternehmen, die schneller auf den sich ständig wechselnden Markt reagieren und mit Innovationen am Markt bestehen konnten. · Bei der Verschmelzung zweier Unternehmen gelang es oft nicht, die unterschiedlichen Unternehmensformen miteinander zu verbinden. So wurde nicht selten eine Fusion zum finanziellen Desaster (,,Novell' zahlte 1994 für ,,Wordperfect' ca. 1,4 Mrd. Dollar, 1996 verkaufte er ,,Wordperfect' wieder für nur 200 Mio. Dollar).

5. Auswirkungen von Fusionen auf die Märkte und Unternehmen

· Wir leben in einer Zeit in der Firmenzusammenschlüsse Hochkonjunktur haben. Weltweit gab es 1998 ca. 25.000 Firmenzusammenschlüsse und -käufe mit einem Gesamtvolumen von ca. 3,75 Billionen DM (M&A bei Goldman, Sachs & Company). · Aber nicht nur Großkonzerne sondern auch zunehmend mittelständische Unternehmen verschmelzen zu größeren Unternehmen. · Durch Fusion von BDM (Werbebranche) und Burnett/Mac Manus (USA) entsteht der fünft größte Werbekonzern der Welt. Dadurch kann die weltweite Betreuung der Kunden verbessert und die Basis für langfristiges Wachstum geschaffen werden. Durch den Gang an die Börse will man in neue Geschäftsfelder expandieren und spezialisierte Dienstleister in den Bereichen Multimedia und Direktmarketing kaufen. · Mit der Übernahme von Bankers Trust durch die Deutsche Bank entsteht das dritt größte Institut der Welt. Hier macht die Größe das neue Institut zu einer Macht. Die Bank hat allein in 68 Ländern der Erde Niederlassungen und allein in Nordamerika wird die Bank 16.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die DB wird auf etlichen, global ausgerichteten Geschäftsfeldern unter die ersten Finanzinstitute des Wettbewerbs rücken. Mit dem Kauf der acht größten amerikanischen Bank sollen über 1,7 Mrd. DM jährlich gespart werden. Damit will man in Amerika im lukrativen Investmentbanking vorankommen. Außerdem ist man jetzt stark genug, um in Europa neue Maßstäbe zu setzen und gerade den französischen Markt anzugehen.



6. Einfluß der Größe eines Unternehmens, Neuaufteilung der Märkte und Entstehung von Großmärkten - Globalisierung

· Mit dem Ende des kalten Krieges und dem damit verbundenen Wegfall traditioneller Handelsbarrieren wurde der Konkurrenzkampf erheblich verschärft. Eine normale Folge dieser Globalisierung ist die Zunahme von Firmenzusammenschlüssen. Denn durch Vergrößerung der Märkte müssen auch die Unternehmen eine bestimmte Größe erreichen. Vermutlich werden in den nächsten Jahren nur Unternehmen einer bestimmten Größe überleben können. Die Größe eines Unternehmens ist die Basis für das Anwenden überlebenswichtiger Strategien. Als sog. ,,Global-Player' muß man eine gewisse Größe aufweisen. Dazu sind oft Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen notwendig, um so auf internationalem Parkett agieren zu können. So können dann sog. Synergieeffekte genutzt werden, um eine notwendige Rentabilität zu erreichen. · Aber wir sehen am Beispiel ,,Mannesmann', daß durch die Ankündigung der Übernahme von ,,Orange' für ca. 60 Mrd. DM eigene Aktienkurse und Rendite langfristig sinken können und man so selbst (trotz stattlicher Größe- Börsenwert von Mannesmann beträgt ohne Orange ca. 140 Mrd. DM !) zum Übernahmekandidat (feindliche Übernahme) werden kann (,,Vodafone' würde 242 Mrd. DM zahlen (Stand 11/99). Diese wäre damit die größte feindliche Übernahme in der Industriegeschichte!). Mannesmann wollte, so ,,Vodafone', den britischen Markt attackieren. Beim Gelingen der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone droht eine völlige Zerschlagung des Konzerns und somit eine Zerstörung von Tausenden Arbeitsplätzen. Bisher stehen einer feindlichen Übernahme das Einschalten der Politik, deutlich erholte Aktienkurse, Zukauf eines weiteren Unternehmens (z.B. Vivendi) und Kapitalerhöhung gegenüber. · Als positiver Nebeneffekt der Globalisierung sind die entstehenden internationalen Beziehungen zu nennen. Mit dem Wegfall internationaler Handelsbarrieren, preiswerten Transporten und Kommunikation und den somit frei verfügbaren Informationen sind die Menschen weltweit dichter zusammen gerückt, was sich oft in internationalen Geschäftsbeziehungen oder auch in persönlichen Begegnungen widerspiegelt.

7. Entstehung von Wirtschaftsregionen (Nordamerika, Westeuropa, Japan)

· Durch die Fusionswelle, als Folge der Globalisierung, entstehen Wirtschaftsregionen. Dabei auffallend ist, daß sich diese Wirtschaftsregionen auf Westeuropa, Nordamerika und Japan beschränken. · Für das erste Halbjahr 1999 betrug das Transaktionsvolumen in Deutschland ca. 53 Mrd. DM. Dabei spielen die Amerikaner mit 111 von insgesamt 359 Transaktionen eine überragende Rolle. Zu erwähnen wären noch die Niederlande (43), Großbritannien (42), Frankreich(33) und andere. Nach den USA und Europa spielen andere Weltregionen eine unbedeutende Rolle. Hauptzielländer für den Kauf ausländischer Unternehmen sind ebenfalls die Regionen Nordamerika und Europa. · In Japan sind Veränderungen auf den Finanzmärkten eingetreten. Allein 1999 sind durch Fusionen die zwei größten Bankenriesen der Welt entstanden. Hochkarätige japanische Politiker konnten sich nicht vorstellen, daß der Umbau der Bankenbranche so schnell voran gehen würde. Dieser Fusionswettlauf der Finanzkonzerne könnte die gesamte Industriestruktur aufbrechen. Das Vertrauen der Anleger in das Finanzsystem ist gut und notwendig, gerade nach dem Straucheln der Volkswirtschaften Ostasiens (durch überkommene Traditionen und verkrustete Wirtschaftsstrukturen) und dem damit verbundenen Zusammenbruch mehrerer Banken 1997. Der Aufwärtstrend ist auch für die Anleger spürbar. Durch den Zufluß von hauptsächlich ausländischen Kapitals ist der ,,Nikkei-Index' erstmals seit über zwei Jahren über 19.000 Punkte gestiegen.

8. Anmerkungen zur Deutsch-Europäischen Wettbewerbspolitik

· Großfusionen sind die Antwort der Unternehmen auf die Globalisierung der Märkte. Die Unternehmen brauchen einen von der Politik gesetzten Rahmen, der aber nicht nur auf die nationale Ebene beschränkt sein darf. · Um die noch positiven Auswirkungen der Fusionen auf den Wettbewerb in Deutschland zu kontrollieren, gibt es das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen, das in §22 ein marktbeherrschendes Unternehmen oder Konzern definiert und den Mißbrauch seiner Marktmacht zur Diskriminierung und Ausbeutung von Konkurrenten untersagt. · Die Verabschiedung der 6.Novelle zum Kartellgesetz stärkt zusätzlich das Wettbewerbsprinzip. Es mußte das deutsche Recht mit dem europäischen Kartellrecht verknüpft werden, soweit dies wettbewerbspolitisch geboten war. Mißbraucht ein Unternehmen seine Marktmacht, kann es direkt vor einem Zivilgericht verklagt werden. Bei den Verbänden ist diese Novelle auf unterschiedliche Kritik gestoßen. Negativ äußerte sich der BDI, dieser fürchtet Standortnachteile für Deutschland. · Auf Grund der Zunahme der globalen Fusionen droht den Kartellwächtern die Kontrolle zu entgleiten. Dieter Wolff, Präsident des Bundeskartellamtes, fordert deswegen eine verstärkte Abstimmung der nationalen Aufseher und die Vereinbarung internationaler Wettbewerbsregeln. Wolff und die Bundesregierung lehnen aber ein Weltkartellamt ab.

9. Quellenverzeichnis

· ,,Die Welt'

· ,,Der Tagesspiegel'

· ,,Berliner Morgenpost'

· ,,Berliner Zeitung'    

· ,,Gabler Wirtschafts-Lexikon'













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