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Erorterung Jugendliche und Politik



Zehntausende Jugendliche haben im vergangenen Jahr voller Euphorie gegen den drohenden Irak-Krieg und die rücksichtslose Außenpolitik der USA protestiert. Auch an unserer Schule gab es zahlreiche Diskussionen und Protestaktionen, die von Schülern ins Leben gerufen wurden und an denen sich eine große Anzahl von Schülern beteiligte. Trotz dieses großen Interesses an politischen Fragen lag die Wahlbeteiligung der 18 - 24 Jährigen bei den Landtagswahlen in Bayern '98 nur bei erschreckend niedrigen 49,5%. Wo liegen die Ursachen und Gründe dafür, dass sich Jugendliche bei aktuellen politischen Fragen und Themen begeistert engagieren aber dennoch bei parteipolitischen Angelegenheiten Desinteresse und Gleichgültigkeit signalisieren?


Politische Fragen entspringen meist aktuellen Themen, die dem Interessenbereich der Jugendlichen entsprechen. Häufig handelt es sich dabei um Spannungsthemen wie Kriege und Konflikte oder um Themen die das Leben von Jugendlichen direkt beeinflussen. Für den Jugendlichen stellt sich dabei die Frage "Was passiert in meiner oder in unserer Welt?" Es handelt sich um Bereiche mit denen man sich persönlich Identifizieren kann. Beispiele dafür wären der Irak-Krieg oder die G-8 Pläne für Baden-Württemberg, die insbesondere von Schülern meines Alters sehr kritisch und interessiert aufgenommen wurden.



Jugendliche haben ein sehr ausgeprägtes Verständnis für Gut und Böse oder Recht und Unrecht. Das zeigt sich auch in der bei Jugendlichen oft schwierigen Beziehung zu ihren Eltern, da Befehle oder Anordnungen nicht mehr einfach nur befolgt, sondern auf ihre Richtigkeit und Gültigkeit überprüft werden. Wenn etwas Unrechtes geschieht oder das Böse scheinbar über das Gute triumphiert, reagieren Jugendliche äußerst sensibel darauf. Sie versuchen gegen das empfundene Unrecht anzukämpfen und protestieren gegen Krieg, Diktatur und Unterdrückung in der Politik.

Bei Demonstrationen, Unterschriftenaktionen und NGOs herrscht bei Jugendlichen großes Mobilisierungspotential. Vor allem bei den NGOs wie z.B. Greenpeace oder Amnesty International sind Jugendliche die Zielgruppe vieler Aktionen. Mit Slogans  wie "Rettet die Wale" oder "Gegen den Hunger in der Welt" werden vorwiegend Jugendliche angesprochen und zu Demonstrationen ermutigt. Dem liegt ein betroffenheits- und erlebnisorientiertes Politikverständnis zu Grunde. So macht es Jugendlichen durchaus Spaß an einer Demonstration teilzunehmen, wenn sie dazu aufgefordert werden. Diese unkonventionelle politische Partizipation bleibt zeitlich befristet, ist vergleichsweise unkompliziert und vor allem situationsabhängig.

Hierbei zeigt sich also, dass Jugendliche durchaus bereit sind, sich vorübergehend politisch zu engagieren, wenn sie sich von einem Thema unmittelbar betroffen fühlen und gezielt zur aktiven Mitarbeit und Beteiligung aufgefordert werden. Beim Thema Parteipolitik sind interessierte Jugendliche jedoch eher die Ausnahme.

Junge Menschen haben kein Vertrauen mehr in die Parteien und ihre von Skandalen durchzogene Politik. Täglich wird die Öffentlichkeit mit neuen Meldungen über Spendenaffären, Amtsmissbrauch, Untreue und Korruption in der Politik schockiert. Dieses negative Image wird durch die Medien noch verstärkt, indem sie jeden Vorfall zum spektakulären Skandal ausschmücken. Angesichts dieses permanent verbreiteten Negativimages ist es kein Wunder, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene den Parteien kein Vertrauen mehr schenken.

Die politische Resignation, die den Jugendlichen in vielen Elternhäusern schon von Kindesbeinen an vorgelebt wird, sorgt dafür, dass Vertrauen gar nicht erst aufgebaut wird. Wenn schon die Eltern Politik als etwas Schlechtes, Ungerechtes und Schmutziges deklarieren, ist es für die Kinder von Anfang an unmöglich, ein positives Verhältnis dazu aufzubauen. So wird das Desinteresse von Generation zu Generation weitergegeben.

Parteipolitik befasst sich vorwiegend mit Renten, Gesundheit, Steuern und anderen Themen, die nicht im Interessengebiet von Jugendlichen liegen. Die Shell-Studie des Jahres 2002 beweist unter anderem, dass sich Jugendliche heutzutage nicht mehr im klassischen "Rechts-Links-Schema" einordnen können. Sie können sich nicht mit den Ideen und Zielen einer bestimmten Partei identifizieren und wollen sich auch nicht auf eine bestimmte Partei festlegen. Vorsichtshalber gehen viele junge Menschen daher auf Distanz zu den Parteien, da sie ihre Interessen dort nicht ausreichend vertreten fühlen.



Angesichts der völlig überalterten Mitgliederstruktur unserer Parteien ist es auch durchaus verständlich, dass die Jugendlichen davor zurückweichen. Der Mitgliederanteil der 16 - 30 Jährigen bei der SPD liegt bei gerade einmal 4,4%. Das zeigt, dass die Parteien selbst anscheinend sehr wenig dafür tun, neue Mitglieder zu gewinnen oder das Interesse von jungen Menschen zu wecken. Auch sind die wenigen vorhandenen jungen Mitglieder schnell vom Parteileben frustriert. Sie gehen in die Politik, weil sie etwas bewegen und die Welt verändern und verbessern wollen. Stattdessen werden sie empfangen von der grauen Realität langwieriger Gremienarbeit und mühsam ausgehandelten Kompromissen. Außerdem ist bei einem derartig hohen Anteil an älteren Mitgliedern eine Repräsentation jugendspezifischer Themen, wie zum Beispiel die zunehmende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen gar nicht möglich.

Die Jugendorganisationen der Parteien sind dementsprechend unterrepräsentiert. Oft geben sie nur Kommentare zur Politik der "großen Brüder" und haben kein eigenständiges Programm oder eigene Ziele. Viele Schüler und Jugendliche wissen daher nicht einmal von der Existenz dieser Organisationen. Es gibt also keine nennenswerte Jugendarbeit der Partein. Demzufolge bleibt auch das Engagement der Jugendlichen aus.


Dieses Engagement können die Parteien nur erreichen, indem sie verstärkt um das Interesse der Jugendlichen werben und auch die Jugendlichen zur Zielgruppe ihres Handelns erklären. Die Parteipolitik muss sich die größte Mühe geben, die Politikverdrossenheit dieser Generation zu verhindern. Einen Lichtblick für die Zukunft sieht die CDU. Die Newsletter-Abonnements und Mitgliederzahlen der Jungen Union Deutschlands sind entgegen dem Abwärtstrend der vergangenen Jahre im Jahr 2003 dank der Kampagne "Black is Back" erstmals wieder leicht gestiegen. Dies ist ein positives Signal für die Zukunft und zeigt, dass durchaus politisches Potential in der Jugend von heute steckt und es den Parteien durch gezielte Jugendarbeit auch gelingen kann, dieses zu wecken.









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