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Untersuche die Verwendung der sprachlichen Mittel und den Wandel der Sprache am Beispiel der Texte von Marinetti, Heym, van Hoddis, Trakl, Schwitters und Ball.


Filippo Tommaso Marinetti - "Gründung und Manifest des Futurismus"

In der ästhetischen Programmschritt von Filippo Tommaso Marinetti, die 1909 unter dem Namen "Gründung und Manifest des Futurismus" entstanden ist, polemisiert der Autor die bisherige "passatistische" (vergangenheitsbezogene) Kunst und weist sie als allgemeingehaltenen ästhetische Forderung ab. Das Manifest enthält auch Hinweise für eine literarische Vorgehensweise der neuen Kunstrichtung. Der Ausgangspunkt aller ästhetischen Überlegungen Marinettis ist die Überzeugung, daß der ungleiche Entwicklungsstand der Literatur- und Kunstproduktion, aber auch der Sprache, gegenüber demjenigen der modernen Technik durch einen erheblichen "Modernisierungsschub" ausgeglichen werden müsse.

Marinetti formuliert die Grundsätze des "paro-liberismo" (Wortbefreiung), nämlich zunächst vor allem die Zerstörung der Syntax, dann aber auch die Abschaffung aller Adjektive, der Adverbien und der Zeichensetzung (also aller traditionellen Mittel des literarischen Ausdrucks) und deren Ersetzung durch frei aneinandergereihte Substantive, die - "zufällig wie sie geboren werden" - aneinandergereiht und durch mathematische Zeichen (+,-,>,<) miteinander verbunden werden sollten. Bei Marinetti stehen also die radikale Abkehr von Traditionen im Vordergrund.


Georg Heym - "Die Stadt"

Mit Heym und einigen anderen Autoren - darunter auch Trakl und van Hoddis - erschöpft sich in einem erstaunlich kurzen Zeitraum (1910 bis 1914) eine literarische Bewegung, die, als Sammelbecken desperatester Einflüsse sich schon bald zum epigonalen Spätexpressionismus abschwächte. Das behandelte Werk "Die Stadt", stammte aus einer Lyriksammlung, die den Titel "Der ewige Tag trug". Dieser Gedichtband kann als früheste literarische Manifestation des Expressionismus bezeichnet werden. In diesem Gedicht schlägt der Autor jenen unverwechselbar expressiven Stil an, den man nicht zwar als "Zeitstil" jener Epoche bezeichnen kann, der jedoch bei Trakl Ahnlichkeit findet. Das Gedicht bietet die metaphorischen Hauptelemente, mit denen der Autor sich einer Realität zu bemächtigen versucht, die in ihrer Unheimlichkeit, ihrer seelenlosen, erstarrten Fremdheit und Feindlichkeit, erlebt wird - die der modernen städtischen Industrielandschaft. Das Bild der Stadt hat eine "dämonisierende" Funktion, die bestimmte Elemente der Realität die Aura unbestimmter, dennoch intensiver Fremdheit und Gefährlichkeit beilegt, die in groteske Bizzarie übergeht. Über die Stadt und Heyms Welt liegt metaphorisch eine Atmosphäre von Endzeit (wie bei van Hoddis). Ein aufmerksames Stilmerkmal ist Heyms Verwendung von Farbchiffen. In seinem Gedicht manifestiert sich eine dunkle, zwischen Rausch und Schwermut, Stagnation und Dynamik schwebende Erfahrung kommenden Untergangs, eine bizarre Ahnung des Höllensturzes, wie sie auch andere expressionistische Dichter kannten.


Jakob van Hoddis - "Weltende"

Der Name des Lyrikers van Hoddis wird auch heute mit dem epochemachende Gedichtes "Weltende" verknüpft, das bei seiner Veröffentlichung 1911 von anderen Mitgliedern des Neuen Clubs der "Neopathetiker" und vom literarisch interessierten Berlin gleichsam als Initialzündung einer neuen Dichtungsweise verstanden wurde. Mit "Weltende" gelang van Hoddis eine Form, deren Leistung nicht in der metrischen Neuerung liegt sondern vor allem darin, daß in ihr mehr als nur eine "verrückte" Sprache inszeniert, nämlich eine "Welt ohne Zentrum" dadurch dargestellt wird, daß sie einzelne Elemente konkreter aber auch abstrakter, nur noch vermittelter Wirklichkeitswahrnehmung aneinanderreiht. Van Hoddis orientierte sich sprachlich an Stefan George mit der Adoption dessen Wortschatzes des Kostbaren und die komplexe Syntax, aber auch neuromantische Anleihen gibt es in seinen Werken.


Georg Trakl - "Grodek"

Noch heute gilt Trakls Dichtung weitgehend als rätselhaft und dunkel. Der Annäherung durch die "klassischen" Verstehensweisen tritt, nach Killy, die - vom französischen Symbolismus in die ästhetische Theorie überführte - Einsicht entgegen, daß dichterische "Sprache spricht, ohne zugleich mitzuteilen". Trakls "Sprache ist in einem eigenen raum zu Hause, der nicht notwendig der Raum des Lebens ist". Bei Trakl selbst ist die Neigung zu erkennen, daß er mit seiner eigenen Sprache den "Sprachgeist" überhaupt zu restituiren, sich mit den ihm entwickelten Formen einer Poesie pure von der Sprechwelt zu entfernen und damit zugleich die Entfremdung zwischen innerer und äußerer Realität unerbittlich hervorzuheben. Nur wenige Zeitgenossen haben das "Neue und unwiederholbare" von Trakls Lyrik erkannt, "ihre völlig geschlossene in sich ruhende Welt". Man hat ihn den Dichtern des sogenannten Expressionismus wohl in der Absicht zugerechnet, die poetische Produktion der Epoche zwischen 1910 und 1920 als überpersönliche Antwort auf die Wende eines Zeitalters verstehen zu können. Doch gerade an Dichtern wie Trakl mag der Epochenbegriff zweifelhaft werden.

In diesem, einer der letzten Werke Trakls, spürt man die Durchdringung von Lebens- und Persönlichkeitsgeschichte. Aber auch Schuld, Angst, Paranoia und Aggression spürt man zwischen den Zeilen. Die Ahnung des Verfalls und der Verwesung dringen durch. Trauer um die verlorene3 Schöpfung, Wahn und Verlorenheit greifen in diesem Zyklus ineinander.


Kurt Schwitters - "An Anna Blume - Merzgedicht 1A"

Bei Schwitters sowie bei Ball, beide waren bedeutende Dadisten, entfremdet sich die Sprache in noch nie dagewesenen Ausmaße. Man findet hier eine nichtgeordnete Sprachreflexion, aber auch Rhytmik Sprachmelodie sind abart. Redewendungen aus dem Alltag, Phrasen werden eingebaut. Schwitters nimmt keine Rücksicht auf die gegenständliche Rechtschreibung.

Im Dadaismus gab es keine ethische Ausrichtung des Lebens und hier ergibt sich der Zusammenhang mit Nietzsche: der Verlust der Werte tauch hier viel radikaler als im Nihilismus oder als bei Marinetti auf. Der Autor will hier Chaos und Orientierungslosigkeit wecken.


Hugo Ball - "Karawane"

Mit diesem lyrischen Werk führte Ball eine völlig neu Art der Dichtung aber auch der Sprache und Kommunikation ein. Hier ist der Inhalt unwichtig und es zählt die Typographie, der Druck. Dem Leser wird es selbst überlassen wie er den Text liest , sieht und Assoziation daraus zieht. Dieser tiefe Einschnitt in Literatur und Sprache entfernt alle bisher dagewesenen sprachlichen Regeln in der Semantik wie in der Grammatik. Abstrakte Silben, die visuell und akustisch eine neue Ebene der Kommunikation öffnen sind die Reaktion der Dadaisten auf die Gesellschaft in dieser Zeit.