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FRANZ KAFKA - DAS URTEIL



FRANZ KAFKA

DAS URTEIL


Erzählung, erschienen 1913



Georg Bendemann, ein junger Kaufmann, schreibt eines Sonntagvormittags seinem Freund, der in Petersburg ein schlecht gehendes Geschäft besitzt. Nach langem überlegen teilt er ihm doch seine Verlobung mit und lädt ihn zu seiner Hochzeit ein. Dann sucht er seinen Vater in dessen Zimmer auf, 'in dem er schon seit Monaten nicht gewesen war' und teilt ihm sein Vorhaben mit. Dieser zweifelt daran, daß dieser Freund wirklich existiert. Während Georg ihm von seinem Freund erzählt, gelingt es ihm, den Vater wieder auszuziehen, ihn ins Bett zu tragen und ihn zuzudecken. Angesichts der schmutzigen Wäsche des Vaters befällt Gregor das schlechte Gewissen, den Vater vernachlässigt zu haben.



Kaum ist der Vater zugedeckt, richtet er sich im Bett auf und ruft: 'Wohl kenne ich deinen Freund. Er wäre ein Sohn nach meinem Herzen. Darum hast du ihn auch betrogen die ganzen Jahre lang.' Georgs Verhältnis zu Frieda sei ein Verrat am Freund, an der toten Mutter und an ihm, dem Vater selbst: 'Weil sie die Röcke gehoben hat, die widerliche Gans hast du dich an sie herangemacht'

Doch 'der Freund ist nicht verraten'; der Vater hat immer wieder Briefe nach Petersburg geschrieben: 'Deine Briefe zerknüllt er ungelesen in der linken Hand, während er in der Rechten meine Briefe zum Lesen sich vorhält.'

Er verurteilt seinen Sohn zum Tod des Ertrinkens. Georg rennt aus dem Zimmer, hört den Vater noch hinter sich stürzen, flieht aus dem Haus zum Fluß hinunter und ertränkt sich.



'Das Urteil', sein erstes wichtiges Werk, schrieb Kafka in der Nacht vom 22. auf den 23. 9. 1913 nieder, bald nachdem sein erster Erzählband 'Betrachtungen' in Druck gegangen war und kurz nach der ersten Begegnung mit Felice Bauer, der die Erzählung gewidmet ist: 'Für Fräulein Felice B.'

Es war Kafka 'von allen Erzählungen die liebste', weniger wegen ihrem ästhetischen Rang als wegen ihrem biographisch-literarischen Stellenwert: mit ihr etabliert er sich endlich vor dem Publikum und vor sich selbst als Schriftsteller.



Der Vater war für Kafka 'das Maß aller Dinge' gewesen, was seine objektive Stärke ausmacht, wenn er auch subjektiv der engstirnige Kleinbürger ist, als den ihn der Sohn entlarvt. Auch für Georg ist der Vater trotz seiner grotesken senilen Züge 'noch immer ein Riese'. In dem Moment, wo er seine Vaterschaft verliert, also seinen Sohn, stürzt er zurück ins Bett.



Die Mutter im 'Urteil' ist tot. Kafkas Mutter hatte dem Vater zu gehorchen; eine Gegenposition war nur mit Freunden oder eben der jeweiligen Verlobten aufzubauen.


Die in den russischen Freund projizierte abgeschiedene Freiheit schlägt sofort in Chaos und Ruin um, als Georg erfährt, daß der Freund Handlanger des Vaters ist. Auslöser dieser schockhaften Wende ist die Verlobung, die den Sohn vor den Vater zwingt, weil er dem Vater Rechenschaft ablegen muß, an dessen Stelle er sich durch die Verlobung setzen will. Um sich vom Vater zu befreien, muß er selbst Vater, also Familienoberhaupt werden.


Die Tötung des Sohnes durch den Vater ist Thema in mehreren Werken Kafkas:

* 'Die Verwandlung': Gregor wird von einem vom Vater geworfenen Apfel getroffen und ist schwer verletzt;

* 'Der Prozeß' und 'Das Schloß': die Protagonisten leiden unter der väterlichen Macht als gesellschaftliche Instanz.

Auch hier ist das Patriachat ein unantastbares Naturrecht; was in Korruption und anachronistischer Verfassung der Behörden zum Ausdruck kommt. In den beiden Romanen ist 'Das Urteil' schon von vorneherein gesprochen.









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