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Der Roman Homo faber



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Der Roman Homo faber, der in Mittel- und Nordamerika sowie in Europa spielt erzählt die

schicksalhafte Geschichte des Technikers Walter Faber, dessen "Tragik [] Tragik sich in

wenigen Monaten des Jahres 1957 erfüllt", mit einigen Rückblicken in die Schweiz und das

Deutschland der 30er Jahre. "Der Titel des Buchs charakterisiert bereits den Haupthelden und

Ich-Erzähler des `Berichts`: Walter Faber ist der Typ eines rationalgläubigen,

diesseitsorientierten modernen Menschen, dessen technologisch-mathematisches



Weltverständnis ihn blind macht für die Erkenntnis, dass das Leben mit all seinen

Unwägbarkeiten und schicksalhaften Zufällen sich den Gesetzen der Logik entzieht."

Auf einem Flug nach Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, wo er im Auftrag der UNESCO

Turbinen installieren soll, lernt Walter Faber den Düsseldorfer Herbert Hencke kennen. Nach

anfänglich Antisympathien von Seiten Fabers, finden die beiden schnell heraus, dass der

Bruder des einen der Jugendfreund des anderen ist. In Faber werden Erinnerung an seine

Studentenzeit wach, während der er mit der Halbjüdin Hanna liiert war. Hanna hatte ein Kind

von ihm erwartet, wollte jedoch nicht, dass er sie nur des Kindes wegen heiratet. Deshalb

hatten sie gemeinsam beschlossen, dass Hanna, nach Fabers geschäftlichem Umzug nach

Bagdad, Fabers Freund, den Medizinstudenten Joachim Hencke aufsuchen würde um das Kind

abzutreiben. Auf dem Flug erfährt Faber erstmals von Herbert, der Joachims Bruder ist, dass

Hanna Joachim geheiratet und mit ihm zusammen ein Kind hat. Herbert ist auf dem Weg nach

Guatemala um seinen Bruder, von dem er bereits mehrere Monate nichts mehr gehört hat und

der dort auf einer Tabakplantage arbeitet, zu suchen. Kurzerhand beschließt Faber ihn zu

begleiten.

Nach einer Reihe von Hindernissen gelangen die beiden dann auch zur besagten Plantage,

können Joachim jedoch nur noch bestatten. Er hat sich das Leben genommen und sich mir

einem Draht in der Hütte erhängt. Herbert übernimmt die Leitung der Plantage und Faber reist

zurück nach New York.

In New York empfängt ihn zu seinem Unwillen seine derzeitige Geliebte, das Model Ivy, mit

der er eigentlich bereits per Brief Schluss gemacht hat, und sie drängt ihn weiter eine feste

Beziehung einzugehen. Um dieser Situation zu entkommen beschließt er schon am nächsten

Tag mit dem Schiff nach Europa zu reisen. Ursprünglich hätte er erst eine Woche später nach

Paris fliegen sollen, wo er wichtige Termine hat.

Auf dem Schiff, es ist seine erste Schiffsreise überhaupt, lernt er die 20-jährige Studentin

Elisabeth, er nennt sie Sabeth, kennen. Ihre Wege auf dem Schiff kreuzen sich wiederholt und

bald lernen sich die beiden besser kennen. Faber erfährt, dass sie per Anhalter von Paris nach

Rom und von dort nach Athen zu ihrer Mama, wie sie ihre Mutter stets liebevoll nennt,

gelangen will. Er rät ihr ab und macht ihr gegen Ende der Schifffahrt einen Heiratsantrag, der

unbeantwortet bleibt. Im Hafen von Le Havre trennen sich die Wege der beiden wieder.

Doch schon eine Woche später, Faber hat bereits seine Besprechungen hinter sich gebracht,

treffen sich die beiden mehr oder weniger zufällig im Louvre wieder. Faber, dem breits

mehrmals Urlaub wegen seine schlechten Verfassung angeraten worden ist, beschließt Sabeth

mit dem Citroen seines Geschäftsfreundes auf ihrer Reise, die später zur Hochzeitsreise der

beiden wird, nach Athen zu begleiten. Auf der Fahrt durch Italien geht Faber "nichtwissend,

dass sie das damals unerwünschte Kind, also Hannas und seine Tochter ist, eine Beziehung

mit ihr ein" und schläft auch mit ihr.

Walter Jens: Kindlers Neues Literaturlexikon. Band 5. -München: Kindler 1989, S.854

Hildegard Hain, a.a.O. , S.5

In Rom erfährt Faber dann, dass Sabeth Hannas Tochter ist. Er weigert sich jedoch beharrlich

zu glauben, dass sie sein Kind ist, und "errechnet" Joachim als ihren Vater.

Unbeirrt reisen die beiden weiter nach Griechenland, wo das vom Leser bereits erwartete

Unglück geschieht. Eines Morgens wird Sabeth am Strand von einer Viper gebissen und

stürzt im Schock, als sich Faber ihr nähert, eine Böschung hinunter, später erweisen sich die

Kopfverletzungen, die sie vom Sturz davonträgt, als Todesursache.

Faber bringt Sabeth ins Krankenhaus nach Athen, wo er Hanna, die ihm bestätigt, dass es sich

bei Sabeth um seine Tochter handelt, zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren wieder trifft.

Am nächsten Tag fahren die beiden gemeinsam, Faber verbringt die Nacht in Hannas

Wohnung, zur Unfallstelle, um die dort zurückgebliebenen Sachen abzuholen. Als sie später

ins Krankenhaus wollen um ihre Tochter zu besuchen, ist diese bereits seit einer Stunde tot.

Es folgen unbedeutende Reisen nach Caracas, Habana und New York, auf denen Faber

beschließt Hanna zu heiraten und ihr einen Teil seines Berichts schickt, der jedoch

unbeantwortet bleibt. In Düsseldorf, wo er der Hencke-Bosch AG das Filmaterial zu

Joachims Selbstmord überreichen will, stößt er auch auf Filme, die er von Sabeth

aufgenommen hat.

Verwirrt kehrt er nach Athen zurück. Dort soll er dann endlich am Magen, der ihm den

ganzen Bericht hindurch Beschwerden bereitet hat, operiert werden, auch wenn es sich laut



seiner Selbstdiagnose um einen unheilbaren und tödlichen Magenkrebs handelt.

"Kurz vor seinem Tod [] muss er erkennen, dass er das Leben seiner Tochter, sein eigenes

Glück und das Glück der Mutter vernichtet hat."

Walter Jens, a.a.O., S.854

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Homo faber erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Leben in von ihm gewählten,

geordneten Bahnen verläuft. Er hat es im Beruf, er arbeitet als Techniker für die UNESCO,

zu etwas gebracht und profitiert daher von Privilegien, wie zum Beispiel den kurzen

Zwischenurlaub in Guatemala zu Beginn des Buches, von denen andere Arbeitnehmer nur

träumen können. Doch genau diese Privilegien sollen ihm nachher zum Verhängnis werden.

Sie allein machen es erst möglich, dass all diese von der Wahrscheinlichkeit, an die Faber so

fest glaubt, fast ganz ausgeschlossenen Zufälle passieren, dass Walter Faber von seiner

Vergangenheit wenige Monate vor seinem Krebstod eingeholt wird.

Die Erzählzeit des Romans deckt also eine relativ große Zeitspanne, von mehreren Monaten,

während die erzählte Zeit nur Stunden misst, angenommen man liest es in einem für

Erwachsene durchschnittlichen Lesetempo.

Aufbau des Buches

Der Bericht, der im auktorialen Erzählverhalten geschrieben ist, steht größtenteils in der

Vergangenheit, wird jedoch zweimal von der Gegenwart unterbrochen: Das erste Mal kurz

vor dem Tod von Sabeth, als Faber die Geschehnisse Tag für Tag mitschreibt, und das zweite

Mal im Athener Krankenhaus, als er das Ende der Geschichte schreibt.

Die Sprache passt sich dem Erzähler, de an Technik, Statistik, Maschinen und Fortschritt

glaubt, an: Die Sätze sind kurz, präzise und rational.

Das Buch gliedert sich nicht in Kapitel, sondern nur in zwei Stationen. Die "erste Station"

beginnt mit dem Flug nach Caracas und erzählt die außergewöhnliche Geschichte Walter

Fabers bis zum Tode Sabeths. Die "zweite Station" scheint eine Aufarbeitung der

Geschehnisse der ersten Station zu sein, geht jedoch darüber hinaus und enthält außerdem die

Briefe, die er an Hanna schreibt.

Versuch einer Interpretation

Homo Faber bedeutet "Verfertiger", der Mensch mit seiner Fähigkeit, für sich Werkzeuge

und technische Hilfsmittel zur Naturbewältigung herzustellen.

Und diesen Menschen verkörpert Walter Faber perfekt. Deshalb ist es schließlich auch die

Ironie des Buches, dass ihm, dem, der nicht an Schicksal, sondern allerhöchstens an Zufall

glaubt, " [] die unwahrscheinlichste Geschichte passiert, die man sich entsinnen kann [].

Wenn ich das mit Schicksalsgläubigkeit erzählen würde, so würde jeder mit Recht nach

fünfzehn Seiten auflachen und sagen:` Das auch noch! Hab ich´s mir doch gedacht! Und wen

trifft er jetzt?` []. Und der Witz daran ist, dass ein Mensch, der in seinem Denken die

Zufälligkeit postuliert, eine Schicksalsgeschichte erlebt."

Der Charakter dieses Mannes ist also vor allem von seinem statistischen, statischen und

rationalen Denken geprägt. Er lässt sich bei seinen Entscheidungen nicht von Gefühlen,

sondern vom Verstand leiten. Diese Art des Denkens gibt ihm ein "Gefühl" von Kontrolle

über sein Leben, dass diese Kontrolle jedoch äußerst täuschend ist, ist nicht schwer zu

erahnen: Auch ein Walter Faber hat keine Kontrolle über das Unberechenbare, das

Unkontrollierbare, dass das viele Menschen als Schicksal bezeichnen würden. Er ist der

Meinung sein Schicksal errechnen zu können, so errechnet er zum Beispiel Sabeth als die

Vgl. Duden, Fremdwörterbuch, Band 5. 6.Auflage: Zürich 1997, S.326

Walter Schmitz: Max Frisch. Homo faber. Reihe Hanser Literatur Kommentare. München: Carl Hanser 1978,

S.17

Tochter von Joachim, auch wenn ihm sein Gefühl bereits die Wahrheit erahnen lässt, beharrt

er auf seinen Berechnungen.

Sein reiner Glaube gilt der Technik, alles Romantische, Mystische und Sentimentale ist für

ihn unheimlich. Er hat sein Vertrauen in die Menschen längst verloren und bildet sich ein,

dass die Natur bereits gänzlich von Wissenschaft und Technik besiegt sei. Dass dem nicht so

ist, erfährt er im Laufe der Geschichte zwar des öfteren am eigenen Leibe, doch bleibt er bis

zu Letzt seinem Fortschrittswahn verfallen.

Ein weiteres Paradoxum dieses Buches ist, dass "gerade der Techniker, der schon ein

persönliches Gespräch zu vermeiden strebt, versucht sein Leben in Ordnung zu bringen,

indem er einen langen, teilweise künstlerisch gestalteten Bericht schreibt." Dieses Phänomen

ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass er somit versucht sich für die letzten Monate

seines Lebens zu rechtfertigen oder dass er mit dieser für seine eigene Tochter tödlich



endenden Misere einfach nicht allein fertig geworden ist und sich jemandem anvertrauen

musste. Ein anderes Motiv, das ihn zum Schreiben dieses Berichtes bewegt haben könnte,

könnte die Schuld sein, deren er sich zu Ende des Buches sehr wohl bewusst ist und mit deren

schwerer Last er nun fertig werden muss.

Er ist also durchaus so menschlich wie wir anderen auch und kein Roboter. Er kann seine

Emotionen, zu denen er größtenteils auch erst im Laufe des Buches durch Sabeth

zurückfindet, nur nicht so gut ausdrücken wie andere und denkt logischer, was

möglicherweise äußerst erstrebenswert ist, als seine Mitmenschen.

Ganz gewiss aber weisst der Roman Parallelen zum griechischen Mythos des Ödipus auf, so

konnten auch die Protagonisten in Homo faber ihrem Schicksal nicht entfliehen. "Faber hält

alles für machbar und erklärbar und leugnet die Existenz des Schicksals. Seine Tragik ist,

dass ihm jedoch dieses Schicksal begegnet und ihn wie in der griechischen Tragödie

vernichtet." Das ist möglicherweise auch die beste Erklärung für den frühen Tod der beiden

des Inzest schuldig gewordenen Sabeth und Faber. Nur durch ihren frühen Tod konnten sie

von der Schande erlöst werden.

Will man im Falle von Walter Faber überhaupt von Schuld sprechen, so ist in meinen Augen

auch Hanna durch ihre Passivität schuldig geworden. Immerhin war sie es, die ihm die

Existenz von seiner Tochter über 20 Jahre lang vorenthalten hatte und es möglicherweise

noch immer tun würde, wären sie nicht zufällig bzw. schicksalhaft zusammen getroffen, wie

man die Begegnung der beiden deuten möchte bleibt dem Betrachter überlassen.

Eine weiteres griechisches Mythos, an das sich die Geschichte von Homo faber anlehnt, ist

"Die Odysee" von Homer.

"Das Leben ist eine Odyssee" und besonders das Leben von Walter Faber. Seine vielen

unermüdlichen Reisen, nach Venezuela, nach Kuba, nach Guatemala, nach New York (was in

diesem Fall eigentlich der Heimreise entspricht), nach Paris, nach Italien, nach Griechenland,

kommen einer Irrfahrt schon sehr ähnlich. Dieser Eindruck einer Irrfahrt entsteht

möglicherweise auch, weil es ihn an diese verschiedene Orte verschlägt, ohne viele von ihnen

wirklich zum Ziel zu haben, ähnlich wie Odysseus, vor über 2000 Jahren. "Seit Homer von

den Irrfahrten des Odysseus über das Mittelmeer erzählte, kennt das Abendland zwei

ausdrucksvolle Metaphern für das Leben des Menschen und für sein Schicksal: die Reise und

das Meer." Und beide treffen auch auf Faber zu: so wird er während des Geschehens

Walter Schmitz, ebda, S.16

Manfred Eisenbeis: Lektürehilfen Max Frisch- Homo faber. 1. Auflage- Stuttgart: klett 1987, S.107

Gerald Rainer, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. 1.Auflage - Linz: Veritas 2000, S.192

Christiane Zschirnt: Bücher - Alles was man lesen muss. Frankfurt a. M.: Eichborn 2002, S.26

Ebda, S.26

fortlaufend mit dem Meer und dem Reisen konfrontiert und beide bilden die Grundlage für

sein Schicksal, lernt er doch seine Tochter auf einer Reise über den Atlantik kennen.

Die Suche nach dem Vater, Odysseus, dient in der griechischen Mythologie der

Identitätsfindung des Sohnes Telemachos, und so scheint das Zusammensein mit Sabeth, der

Tochter, in Homo faber der Identitätsfindung des Vaters, Walter Faber, zu dienen.

Am Ende der Irrfahrt kehrt Odysseus nach Hause zurück, zu seiner geliebten Frau Penelope,

und so scheinen auch das Irren und Reisen des Walter Fabers mit der Ankunft in

Griechenland, bei der Liebe seines Lebens, Hanna, ein Ende zu nehmen.

Marcel Reich - Ranicki (der bekannteste Literaturkritiker im deutschsprachigen Raum)

schreibt über Max Frisch und "seine Darsteller": "Ob es nun für oder gegen ihn spricht, es ist

eine Tatsache: Anders als Dürrenmatt oder Böll, anders als Grass oder Uwe Johnson schrieb

Frisch über die Komplexe und die Konflikte der Intellektuellen, und er wandte sich immer

wieder an uns, die Intellektuellen aus der bürgerlichen Bildungsschicht. Wie kein anderer hat

Frisch unsere Mentalität durchschaut und erkannt: Unser Lebenshaunger und unsere

Liebesfähigkeit, unsere Schwächen und unsere Ohnmacht. Was wir viele Jahre lang spürten,

ahnten und dachten, hofften und fürchteten, ohne es ausdrücken zu können - er hat es

formuliert und gezeigt. Er hat seine und unsere Welt gedichtet, ohne sie je zu poetisieren, er

hat seine und unsere (das Wort lässt sich nicht mehr vermeiden) Identität stets aufs neue

bewußt gemacht - uns und allen anderen."

Mit diesen Worten möchte ich meine, nun um einiges umfangreichere, Interpretation

abschließen, weil ich glaube, dass sie Walter Faber sehr gut beschreiben, schließlich zählt

auch er zu den Intellektuellen des Bildungsbürgertums und seine Identität wird mehr als alles

andere in Homo faber dokumentiert.

Vgl. Christiane Zschirnt, a.a.O., S.26

Marcel Reich - Ranicki: Mein Leben. Stuttgart: Deutsche Verlags - Anstalt 1999, S.525










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