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Arthur Schnitzler - Lieutenant Gustl

Arthur Schnitzler

Arthur Schnitzler (1862-1931)

Biographie:

Stammt aus dem wohlhabenden jüdischen Bürgertum Wiens.

Geboren am 15. Mai in Wien;

Vater: Prof. Dr. Johann Schnitzler - Laryngologe (Kehlkopfspezialist) - Direktor der allgemeinen Wiener Poliklinik

Mutter Louise geb. Markbreiter



Bruder Julius und Schwester Gisela

Ausbildung: Besuch des Akademischen Gymnasiums

Medizinstudium in Wien

Einjährig Freiwilliger im Garnisonsspital Wien

Promotion zum Dr. med.

er arbeitet als Assistentenarzt bei verschiedenen Doktoren, zum Schluß bei seinem Vater

in dieser Zeit bekommt er Kontakt mit Literaturzirkeln und befreundet sich mit Bahr und Hofmannsthal.

mit dem Tod des Vaters 1893 eröffnet er eine eigene Praxis

diverse Aufführungen seiner Stücke wie Liebelei, Tote schweigen, Der grüne Kakadu,

1900 Veröffentlichung von Leutnant Gustl in der Neuen Freien Presse vom 25. Dezember

14. Juni 1901 Wegen der Veröffentlichung von Leutnant Gustl, welches für die k.u.k. Armee eine Verletzung der Standesehre darstellte, wird Schnitzler nach einem ehrenrätlichen Verfahren der Offiziersrang abgesprochen

9. August 1902 Geburt seines Sohnes Heinrich

1904 Die Buchausgabe von "Reigen" wird in Deutschland verboten

1908 Grillparzerpreis

13. September 1909: Geburt der Tochter Lili

1921: 1. Februar: Erstaufführung von "Reigen" in den Kammerspielen des Volkstheaters in Wien

17. Februar: Nach einem Tumult während der Reigen Aufführungen werden weitere polizeilich verboten - aufgehoben am 17. Februar 1922

22. Februar 1921: in Berlin organisierter spontaner Skandal während der Reigen - Aufführung

26. Juni: Scheidung der Ehe

September: Anklageerhebung wegen Erregung öffentlichen Argernisses gegen Direktion, Regisseur und Schauspieler des kleinen Schauspielhauses

8. November: Freispruch aller Beteiligten

1922 zum 60. Geburtstag Schnitzlers längeres Zusammentreffen mit Sigmund Freud

21. Juni 1926: Burgtheaterring - gestiftet von Journalisten und Schriftstellerverein Concordia

26. Juli 1929: seine Tochter Lili nimmt sich in Venedig das Leben - Schnitzler fliegt tags darauf zum Begräbnis nach Venedig

September 1931: Arthur Schnitzler stirbt in Wien


Literaturhistorisch ist Schnitzler ein Vertreter der Wiener Mo­derne.

Schnitzlers Werke spielen im Milieu des gehobenen Bürgertums, das er mit den Mitteln der impressionistischen Stimmungskunst charakterisiert. Bei der Analyse dieser Großbürger bedient er sich einer psychologischen Methode, die große Ahnlichkeit mit Freuds Psychoanalyse aufweist.

Mit Vorliebe stellt er dekadente Stimmungsmenschen dar, denen alle Werte zweifelhaft geworden sind und die von dem Gedanken beherrscht werden, daß kein Gefühl Bestand hat. Diesen Menschen des "fin de siècle" mit ihrer müden Blasiertheit und nervösen Überfeinerung bleibt bloß eine oberflächlich Erotik. Nur der Tod, dem sie keinen Sinn zu geben vermögen, ist für sie bedrohliche Realität.

Immer wieder zeigt Schnitlzer, daß sich Spiel und Ernst, Traum und Wirklichkeit, Wahrheit und Lüge ineinander fließen.

Werke:

Dramen:

'Anatol'. 1893.

'Liebelei'. 1895.

'Der Reigen'. 1900.

'Der einsame Weg'. 1904.

'Das weite Land'. 1911.

'Professor Bernhardi'. 1912

Epik:

'Leutnant Gustl'. 1901. Novelle.

'Der Weg ins Freie'. 1908. Roman.

'Fräulein Else'. 1924. Novelle.

Lieutenant Gustl

Entstehung:

Die Monolognovelle - es handelt sich hier um den ersten konsequent durchgeführten monologue intérieur der deutschen Literatur - wurde im Sommer 1900 im Kurhaus von Reichenau (Niederösterreich) geschrieben. Schnitzler las sie zunächst in einem Privatzirkel vor, dann trug er sie noch vor der Veröffentlichung vor einer literarischen Vereinigung in Breslau vor, wo die Novelle mit Beifall aufgenommen wurde. Gedruckt erschien die Novelle dann erstmalig in der Weihnachtsnummer der Wiener "Neuen Freien Presse" 1900. In Wien freilich fand die Novelle nicht die ungeteilte Zustimmung wie in Breslau; vor allem in Militärkreisen erregte sie erheblichen Anstoß.

Form, Gattung:

Novelle von Arthur Schnitzler, erschienen 1901.

Schnitzler verwendet hier zum erstenmal den "inneren Monolog": Gedanken und Gefühle des erlebenden Ichs werden sprachlich so wiedergegeben wie sie im Bewußtseinsstrom auftauchen. Das Verb steht im Präsens.

Personen:

Ort und Zeit:

Inhalt:

Ein österreichischer Leutn­ant in Wien ist glücklich einem langweiligen Konzert entron­nen. Bei der Garderobe angekommen, verlangt er seinen Mantel, doch bekommt er ihn nicht gleich, da ein dicker Mann den Weg ver­­stellt. Das erregt den Leutnant ziemlich. In dem anschließen­den Wortgefecht rutscht dem Leutnant 'Sie, halten Sie das Maul' heraus, worauf der Herr zornig wird und sich umdreht. Nun er­kennt Gustl, daß er den Bäckermeister Habetswallner vor sich hat, den er aus dem Kaffeehaus kennt. Dieser hält den Säbel des Leutnants fest und droht Gustl, jenen zu zerbrechen und beide Teile dem Regimentskommando zuzuschicken. Schließlich heißt er ihn (aller­dings ziemlich leise) auch noch einen dummen 'Bub'. Gustl weiß dieses Vorkommnis nicht mit seiner 'Ehre' zu vereinbaren und be­schließt deshalb, sich am nächsten Morgen 'gleich eine Kugel vor den Kopf' zu schießen. Er verbringt die Nacht im Prater. Bevor er seinem Tod ins Auge sieht, will er dem Obersten aus dem Regimentskommando einen Brief schreiben, wo die ganze Geschichte niedergeschrieben ist. Er kann jedoch seine Angst nicht überwinden und zögert den Zeitpunkt des Erschießens immer weiter hinaus. Da der Bäckermeister auch öfters in das Kaffeehaus geht, in dem sich Gustl immer aufhält, findet er es als Zeichen seiner Kaltblütigkeit, gerade jetzt dort aufzutauchen. Während er auf dem Weg zum Kaffeehaus ist, überlegt er auch, statt sich zu erschießen, nach Amerika auszuwandern. Gustl denkt auch daran, seinen Eltern und seiner Schwester vor seinem Tod einen Abschiedsbrief zu schreiben. Er geht ins Kaffeehaus, setzt sich an seinen gewohnten Tisch und bestellt beim Kellner eine Melange mit Haut. Da auf dem Tisch schon Zeitungen liegen, sieht er nach, ob von der Geschichte schon etwas in der Zeitung steht. Plötzlich kommt der Kellner zum Tisch und sagt zum Leutnant, daß der Bäckermeister heute nacht vom Schlag tödlich getroffen wurde. Durch dieses 'Mords­glück' sieht sich der Leutnant von Schmach und Schande befreit - und kann weiter in den Tag hineinleben.

Aussage, Sprache:

Mit dieser Novelle hat Schnitzler die epische Technik des soge­nannten 'inneren Monologs' als erster in die deutsche Literatur eingeführt. In vorausgegangenen Erzählungen hatte Schnitzler den inneren Monolog nur passagenweise verwendet, im 'Lieutenant Gustl' hingegen wird er zum übergreifenden Erzählprinzip; die äußere Handlung ergibt sich nur aus dem unwillkürlichen, motori­schen Reflexionsstrom der Hauptfigur:

In einer nervös flackernden Sprache erscheinen diese wenigen Vor­gänge nur als Spiegelungen von sich durchkreuzenden Erinnerungs­fetzen, gebrochenen Stimmungsmomenten, sensorischen Reizen, frag­mentarischen Redensarten und eingedrillten Phrasen. Der Erzähler tritt scheinbar zurück und läßt die Figur objektiv, ohne Vermittlung hervortreten. Die willkürlich anmutende Folge von disparaten Assoziationen ist durchsetzt mit leitmotivisch wieder­kehrenden Schlagworten, die das aggressive Kastendenken des von der 'Angst' um seine gesellschaftlichen Position umgetriebenen, unheldischen Helden verraten. Es entsteht eine Satire, die, ohne zu kommentieren oder Wertmaßstäbe zu setzen, allein durch das sich selbst darstellende Bewußtsein des Leutnants, Gustl und sei­ne Welt der Lächerlichkeit preisgibt.

Der innere Monolog ermöglicht Schnitzler die vertiefte Darstel­lung der menschlichen Psyche. Gleichzeitig mit Schnitzlers Erzäh­lung erschien S. Freuds epochemachende Schrift 'Traumdeutung' (1900). Persönliche Erfahrungen des Autors als Nervenarzt kamen hinzu. Der innere Monolog wurde von Schnitzler später, vor allem in der Novelle 'Fräulein Else' (1924), noch weiter verfeinert. Weitergeführt wurde dieser Erzählstil weniger in der deutschen (Alfred Döblin) als in der angelsächsischen Literatur (James Joy­ce, Virginia Woolf).

Diese ätzende Satire auf den Ehrenkodex des k. und k. Offiziers­korps, den er als 'naive Heuchelei' bezeichnete, brachte ihrem Au­tor den Verlust der Offizierscharge ein.

Leutnant Gustl (Suchi)


Es ist Mittwoch vor der Karwoche 1900 und Lt. Gustl sitzt im Musikvereinssaal in Wien und hört das Oratorium "PAULUS" von Felix Mendelsson-Bartholdy. Die Karte hat er von einem Offizierskameraden geschenkt bekommen und wie seine Gedanken zu erkennen geben, fühlt er sich gelangweilt und hofft auf ein baldiges Ende. Er überbrückt die Zeit mit diversen Gedanken an vergangene Ereignisse, zum Beispiel ein ihm bevorstehendes Duell, Arger mit seiner Freundin, und so weiter. Beim Verlassen des Musikvereins, vielmehr beim Abholen der Garderobe, gerät er in die übliche Drängelei und es kommt zu einer Auseinandersetzung mit dem Bäckermeister der das Kaffeehaus beliefert in dem Gustl oft verweilt.


Hierzu eine Leseprobe:


Der Dicke da verstellt einem schier die ganze Garderobe

"Bitte sehr!"

"Geduld, Geduld!"

Was sagt der Kerl?

"Nur ein bisserl Geduld!"

Dem muß ich doch antworten "Machen Sie doch Platz!" "Na, Sie werden's auch nicht versäumen!"

Was sagt er da? Sagt er das zu mir? Das ist doch stark! Das kann ich mir nicht gefallen lassen!" "Ruhig!"

"Was meinen Sie?"

Ah so ein Ton! Da hört sich doch alles auf!

"Stoßen Sie nicht!"

"Sie, halten Sie das Maul!" Das hätte' ich nicht sagen sollen, ich war zu grob Na, jetzt ist's schon g'scheh'n!

"Wie meinen?"

Jetzt dreht er sich um Den kenn' ich ja! - Donnerwetter, das ist ja der Bäckermeister, der immer ins Kaffeehaus kommt Was macht denn der da? Hat sicher auch eine Tochter oder so was bei der Singakademie Ja. was ist denn das? Ja; was macht er denn? Mir scheint gar ja, meiner Seel', er hat den Griff von meinem Säbel in der Hand Ja, ist der Kerl verrückt? "Sie, Herr"

"Sie, Herr Leutnant, sein' S' jetzt ganz stad"

Was sagt er da? Um Gottes willen, es hat's doch keiner gehört? Nein, er red't ganz leise Ja, warum laßt er denn meinen Säbel net aus? Herrgott noch einmal Ah, da heißt's rabiat sein ich bring' seine Hand vom Griff nicht weg nur keinen Skandal jetzt! Ist nicht am End' der Major hinter mir? Bemerkt's nur niemand, daß er den Griff von meinem Säbel hält? Er red't ja zu mir! Was red't er denn?

"Herr Leutnant, wenn Sie das geringste Aufsehen machen, so zieh ich den Säbel aus der Scheide, zerbrech' ihn und schick' die Stück' an Ihr Regimentskommando. Versteh'n Sie mich, Sie dummer Bub?"

Was hat er g'sagt? Mir scheint, ich träum! Red't er wirklich zu mir? Ich sollt' was antworten aber der Kerl macht ja Ernst - der zieht wirklich den Säbel heraus. Herrgott - er tut's! Ich spür's, er reißt schon d'ran! Was red't er denn? Um Gottes willen, nur kein' Skandal -- Was red't er denn noch immer?

"Aber ich will Ihnen die Karriere nicht verderben Also, schön brav sein! So, hab'n S' keine Angst, 's hat niemand was gehört es ist schon alles gut so! Und damit keiner glaubt, daß wir uns gestritten haben, werd' ich jetzt sehr freundlich mit Ihnen sein! Habe die Ehre, Herr Leutnant, hat mich sehr gefreut - habe die Ehre!"

Der Wortlaut 'dummer Bub' geht dem Leutnant nicht mehr aus dem Sinn. Auch das Problem, daß der Bäckermeister Habetswallner über den Vorfall prahlen und Gustl lächerlich machen könnte quält ihn. Eigentlich sollte er sich mit dem Bäckermeister duellieren, allerdings ist das unmöglich, weil ein Leutnant sich mit einem bürgerlichen nicht duellieren darf. Die nun für ihn einzig logische Konsequenz liegt im Selbstmord, der ihn bei einem Spaziergang durch Wien in der nun folgenden Nacht beschäftigt. Es kommen in seinen Gedanken immer wieder Personen vor, die in seinem Leben eine große Bedeutung einnehmen, wie zum Beispiel seine Eltern, die Steffi, eine Freundin, die allerdings verheiratet ist, der Oberst und sein bester Freund der Kopetzky. Er versucht sich auszumahlen wie sie nach seinem Tod reagieren werden. Er setzt sich nach langem Herumirren auf einer Bank im Prater nieder und schläft anschließend ein. Nach einigen Stunden Schlaf erwacht er durch Vogelgezwitscher und überlegt, ob dies alles nicht ein Traum gewesen sein könnte. Die Tatsache, daß er allerdings auf einer Parkbank schlief, macht ihm jedoch wieder klar, wie aussichtslos die Lage für ihn ist. Er definiert den genauen Zeitpunkt des Selbstmordes ' morgen um acht ist Zeit genug zum Totsein' und daß der Tod durch Erschießen eintreten soll. Als er dann nach Hause unterwegs ist, packt ihn jedoch dermaßen der Hunger, daß er beschließt noch in sein Kaffeehaus zu gehen, um dort zu frühstücken. Ein leichtes Unbehagen lastet auf ihn, weil möglicherweise der Bäckermeister schon etwas ausgeplaudert haben könnte, doch der Kellner erzählt ihm, daß der Bäckermeister, als er von der Oper heimkehrte, plötzlich im Stiegenhaus durch einen Schlaganfall zusammenbrach und starb. Er konnte also niemandem etwas erzählt haben, nicht einmal seiner Frau, da diese zu Hause auf ihn wartete. Gustl nimmt dies trocken zur Kenntnis, ohne sich seine Freude anmerken zu lassen: ' Tot ist er - tot ist er! Keiner weiß was, und nichts ist g´scheh´n! - Und das Mordsglück, daß ich in das Kaffeehaus gegangen binsonst hätt´ ich mich ja ganz umsonst erschossen - es ist doch wie eine Fügung des Schicksals Wo ist denn der Rudolf? - Ah, mit dem Feuerburschen red´t er - Also, tot ist er - tot ist er - ich kann´s noch gar nicht glauben! Am liebsten möcht´ ich hingeh´n, um´s zu seh´n. - - Am End´ hat ihn der Schlag getroffen aus Wut, aus verhaltenem Zorn Ah, warum ist mir ganz egal! Die Hauptsach´ ist: er ist tot, und ich darf leben, und alles g´hört wieder mein! Komisch, wie ich mir da immerfort die Semmel einbrock´, die mir der Herr Habetswallner gebacken hat! Schmeckt mir ganz gut, Herr von Habetswallner! Famos! - So, jetzt möcht´ ich noch ein Zigarrl rauchen

Kopien


Ende







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