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Die soziale frage


Die Lage der europäischen Arbeiterschaft im 19. Jahrhundert

Verschiedene Veränderung drängen sich auf das 19. Jahrhundert. So wird zum Beispiel die Ständegesellschaft zur Klassengesellschaft. Das Einkommen, der Besitz von Produktionsmitteln und die Stellung im industrialisierten Herstellungsprozess bestimmten über Zugehörigkeit der Klassen. Der Gegensatz zwischen Arbeiterschaft und Bourgeoise wird immer stärker.

Soziale Frage?

Die soziale Frage drängte sich immer stärker auf. Man wollte versuchen, die Lebensverhältnisse für die Arbeitnehmer menschenwürdig zu gestalten, sowie diese in die bürgerliche Gesellschaft einzubinden.



Herausbildung des Proletariats

Die Arbeiterschaft fand im 19. Jahrhundert ausschliesslich Auskommen in der Industrie. Sie hatten nichts anderes, als die Möglichkeit, ihre Arbeitskraft für einen Lohn zu verkaufen. Man nannte sie deshalb Besitzlose (Proletariat). Auf den ersten Blick erschienen die Proletarier als grosse Masse, es gab jedoch zahlreiche Untergruppen:


Gesellschaftliche Herkunft

Bauern und Handwerker

Für sie bedeutet die Fabrikarbeit ein Verlust ihrer Selbständigkeit und somit ein sozialer Abstieg

Gesellen, Knechte, Mägde

Für sie bedeutet die Fabrikarbeit ein sozialer Aufstieg. Erstmals erhielt man übrigens Bargeld als Lohn!!

Verschiedene Gegenden

Binnenwanderung

Verschiedene Berufsgruppen

Strukturen und Bräuche wurden in den Zünften oft beibehalten.

Einige Berufsgruppen behielten den Berufsstolz

Gelernte/ungelernte Arbeitkräfte

Geschlecht

Frauen waren stark benachteiligt.

Eine ungelernte Arbeitskraft hatte beinahe keine Chance zum sozialen Aufstieg.

Alter

Altersarmut, da keine Altersvorsorge.

Die Arbeit

Um während der Industriellen Revolution zu überleben musste man bezahlte, unselbständige Arbeit leisten. Es entstand ein knallharter Arbeitsmarkt, auf dem Angebot und Nachfrage über den Preis der Ware Arbeit entschied. Der Lohn deckte jeweils nur das absolute Existenzminimum ab. Karl Marx nannte dies "Reproduktionskosten der Arbeitskraft". Man durfte nicht zuviel zahlen, um im Konkurrenzkampf nicht zu verlieren und nicht zuwenig, sodass keine unangenehmen Kosten und Mehraufwände auf den Arbeitnehmer zukommen könnten. Die Massenarbeitslosigkeit war ein ständiger Begleiter während diesen Zeiten.

Mit den neuen Technologien stiegen die Löhne langsam an. Man brauchte dafür geschultes Personal. Ausserdem standen die Unternehmer immer mehr unter politischem Druck. Mit dem Trucksystem fanden die Unternehmer einen Weg, den Lohn wieder einzuheimsen. In dem sie in eigenen Läden Verbrauchgüter zu völlig überhöhten Preisen verkauften.

Die Arbeiterschaft litt ausserdem unter sehr langen Arbeitszeiten, 16-Stunden - Tage waren nicht selten. Mit der Zeit schränkten die Unternehmer zwar die Arbeitszeit ein und führten einen Schichtbetrieb ein, trotzdem musste die Arbeitsintensität immer gesteigert werden, dies forderte ausserdem den Stress und den Erholungsbedarf der Arbeiterschaft.

Der Arbeitsplatz war ein weiteres Problem. Sie waren in erster Linie auf die Maschinen ausgerichtet. Es gab keine Pausenräume, Schutzvorrichtungen, Sitzplätze, Toiletten und weitere nötige Einrichtungen. Die Arbeiter litten unter der ständigen Bedrohung der Unfallgefahr. Ein Arbeitsausfall in der Familie konnte verheerend sein!

Ausserdem verrichteten die Arbeiter immer dieselbe, inhaltlose Arbeit, welche zu einer seelischen Verarmung führte.

Das Arbeiterleben: Konsum, Freizeit, Gesundheit

Konsum

Der Erwerb der Grundnahrungsmittel verschlang 2/3 des Einkommens, man bedenke auch die überaus einseitige Ernährung. Die Arbeiterschaft wurde während der Arbeit ausgebeutet und hatte auch als Verbraucher das Nachsehen. Sie bezogen zum Teil Waren auf Kredit oder Nahrungsmittel über viele Kleinhändler, sodass es sehr teuer wurde.

Freizeit

Sexualität Die Sexualität wurde in der Arbeiterschaft sehr offen ausgelebt. Durch die fehlenden Verhütungsmittel, waren die Frauen immer schwanger und hatten durchwegs eine hohe Kinderzahl. Diese Kinder bekamen natürlich keine Schulbildung, sodass sich das Proletariat selbst immer weiter vermehrte. Besonders schwer hatten es Frauen, die unehelich schwanger wurden. Wagten sie eine Abtreibung, riskierten sie den Tod, brachten sie das Kind in ein Waisenhaus, wurde das Kind oft als Kindersklave ausgebeutet. Das Problem der Geschlechtskrankheiten trat ausserdem auf.

Schnaps Der Schnaps war billiger als Bier oder Wein, ausserdem wirkte er nährend und wärmend. So bekann ein Werktag schon oft mit Alkohol, da er leichter zu ertragen war.

Gesundheitsgefährdung Die Arbeiter waren der ständigen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt. Staub, Russ, Lärm und giftige Dämpfe förderten zum Teil unheilbare Krankheiten. Krankheiten wie Syphilis, Cholera und Tuberkulose traten auf.

Die Grossstadt: proletarische Wohnverhältnisse

Die Nachfrage nach Wohnraum war stets grösser als das Angebot. So entstand auch hier ein skrupelloser Markt. Vermietet wurde alles! Das Grundübel der proletarischen Wohnungen waren die Überbelegung, der Mangel an Frischluft und Licht sowie sehr bedenkliche hygienische Verhältnisse.

Moderne Raumplaner entwickelten ein Stadtbild mit sehr breiten Strassen. Man wollte so die Revolten der Arbeiterschaft behindern. Die Arbeiter konnten keine Barrikaden mehr errichten.

Es herrschte eine grossräumige Verteilung der Klassen. Vorherrschend war die Windrichtung. Damit die Bourgeoise immer mit Frischluft versorgt war, wohnte sie meistens im Westen einer Stadt, die Arbeiter siedelten sich im Osten an. Öffentliche Einrichtungen wurden in die Viertel der Bourgeoisie verlegt, bei den Arbeitern fand man Krematorien, Kehrichtsverbrennungsanlagen und ähnliche Industrie. Entscheiden war ausserdem die Nähe zum Zentrum.

Grundsätzlich wählte das Bürgertum einen Wohnsitz und das Proletariat konnte sehen, wo es unterkam.

Proletarische Frauen und Kinder

Frauen

Frauen mussten zusätzlich zu ihren häuslichen Pflichten auch in der Industrie zum Einkommen des Mannes hinzuverdienen. So entstand die Doppelbelastung, unter der die Frauen zu leiden hatten. Durch häufige Schwangerschaften mussten die Frauen so lange als möglich erwerbstätig bleiben und arbeiteten oft bis kurz vor der Geburt. Frauen hatten keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten im Beruf. Heirat bestimmte über ihre soziale Stellung.

Kinder

Kinder erhielten selbstverständlich nur einen Bruchteil des Lohnes und arbeiteten oft schon ab 4 Jahren unter denselben Arbeitsbedingungen wie Erwachsene. Zusätzlich waren sie oft Schlägen und Misshandlungen ausgesetzt.

Durch die harte Arbeit blieb ihr Körperwuchs kümmerlich. Für die Kinder war die Arbeit eine seelische Qual; sie hatten keine Freiräume für Träume oder Spiele, so verkümmerte sich ihr Denkvermögen, da sie ja auch keine Schulbildung bekamen.

Die Kritik am Kapitalismus

Die Vor- und Frühsozialisten: Utopien der Gesellschaft

Ihre Gesellschaftsentwürfe befassten sich unter anderem mit der gerechten Verteilung des Reichtums. Sozialistische Lösungsmodelle waren die Beschränkung des Privateigentums, die genaue Planung des Wirtschaftsablaufs und genossenschaftliche Betriebsformen.

Claude Henri Saint-Simon - verarmter französischer Kaufmann

Saint-Simon erkannte, dass sehr viele Veränderungen auf die Menschheit zukommen würden. Er erklärte, das wesentliche Problem der Gesellschaft sei es, alle Menschen mit den lebensnotwendigen Gütern zu versorgen. Deshalb sollte sich die Politik in erster Linie damit beschäftigen, die Massenproduktion von Gütern effizient zu organisieren. Saint Simon meint: "Politik ist die Wissenschaft der Massenproduktion."

Fachkundige Wirtschaftsführer mit sozialem Gewissen sollten die Regierung leiten und Klassenkämpfe durch eine ausgewogene Sozialpolitik vermeiden. Schliesslich war Saint-Simon auch einer der ersten Verfechter einer europäischen Einigung.

Robert Owen - britischer Unternehmer

Owen war einerseits Fabrikant und andererseits Sozialreformer. Er liess eine Wohnsiedlung für die Arbeiter bauen und gründete einen Konsumverein, der die Grundversorgung der Familien zu günstigen Preisen sicherstellte. Schulen, Weiterbildungs- und Erholungsmöglichkeiten standen den Arbeitskräften zur Verfügung. Es gab sogar eine Krankenkasse und eine Altersvorsorge. Schliesslich schaffte Owen sogar die Kinderarbeit ab und führte den 10,5-Stunden Tag ein. Dies führte wider Erwarten nicht zu einer Schmälerung des Gewinns, sondern führte zu besserer Motivation und Arbeitsleistung, also gleichzeitig zum geschäftlichen Erfolg.

Ferner unterstütze Robert Owen das erste britische Arbeitergesetz, was zum grossem Teil auf seinen Einfluss zurückging.

Marx und Engels: der wissenschaftliche Sozialismus

Marx und Engels grenzten sich bewusst von den utopischen Vorstellungen des Frühsozialismus ab. Sie verwiesen auf den im System angelegten Klassengegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Es war deshalb nicht Sache des Unternehmers, die Lager der Arbeiterschaft zu ändern. Diese mussten ihr Problem selbst in die Hand nehmen.

Der historische Materialismus

Produktionsverhältnisse Produktionsverhältnisse waren durch den Entwicklungsstand der Produktivkräfte bestimmt. Die Produktivkräfte umfassen Wissenschaft, Technologie sowie alle verfügbaren menschlichen Fähigkeiten und Erfahrungen.

Überbau Rechtlicher, politischer und ideologischer Überbau. Die Gesetze, die Religion und die Staatform leiten sich aus der Wirtschaftsstruktur ab. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

Zeit der sozialen Revolution Wenn ein Widerspruch zu den bestehenden Produktionsverhältnissen entsteht, kommt es zu einer sozialen Revolution. Dann wälzt sich auch der ganze Überbau um.

Der Motor dieser Veränderungen ist nach Marx und Engels der Gegensatz zwischen den Klassen, wie er stets besteht. Die Geschichte zeigt sich als Geschichte der Klassenkämpfe, in denen jeweils eine Klasse eine bestehende Ordnung abschaffen wollte. Sie gliederten klar abgegrenzte Gesellschaftsstufen:

Urgesellschaft In dieser Zeit gab es eine gemeinschaftliche Produktion. Mit dem Privateigentum folgen Herrschaft und Ausbeutung.

Sklavenhaltergesell Klassengegensatz zwischen Sklaven und Herren.

Feudalgesellschaft Klassengegensatz zwischen Feudalherren und Bauern.

Kapitalismus Kampf zwischen Proletariat und Bürgertum

Kommunismus Das revolutionäre Proletariat stürzt das bürgerlich-kapitalistische System und errichtet eine klassenlose Gesellschaft. Endziel ist der Kommunismus!

Die Kapitalismuskritik

Mehrwerttheorie      Nach Marx und Engels wird der Wert eines Erzeugnisses von der Arbeitszeit bestimmt, die zu seiner Herstellung notwendig ist. Die Arbeitskraft bekommt aber nur die zu ihrer Reproduktion nötigen Mittel vergütet. Der dazwischenliegende Wert häuft der Kapitalist an. Aus dieser Situation gibt es kein Entrinnen, denn die Bourgeoisie kann ohne weiteres auf ein Reserveheer von Arbeitslosen zurückgreifen.

Entfremdung             Entfremdung im marxistischen Sinn bedeutet die Entfremdung einer Arbeitskraft vom Produkt, das sie herstellt. Die Tätigkeit in der Fabrik tritt ihr vielmehr als fremde, unpersönliche Macht gegenüber und unterwirft sie.

Die marxistische Theorie enthielt jedoch einige Schwachpunkte. Zum einen unterschätzten sie die Gegenkräfte der von ihnen angenommenen Entwicklung, die Wirkungskraft gewisser Elemente aus dem Überbau (Religion, nationale Zugehörigkeit), Leistungsfähigkeit des Systems. Und ausserdem unterschätzten sie auch die Wirkung ihres eigenen Werks!

Kampf dem Staat: der Anarchismus

Der Anarchismus lehnte jede Machtausübung von Menschen über Menschen ab. Sein Gesellschaftsmodell sah wie der utopische Sozialismus selbständige Zellen vor, die freiwillig miteinander in Beziehung traten. Die Anarchisten bekämpften den Staat mit Wahlboykott, Sabotageakten und Mordanschlägen. Sie bildeten keine Partei, sondern organisierten sich in geheimen Zellen. Die wichtigsten Vordenker des Anarchismus waren die Russen Bakunin und Kropotkin. Am meisten Anhänger hatte die Bewegung in Spanien und Italien.

Die Arbeiterbewegung

Der Kampf der britischen Arbeiter um einen Platz in der Gesellschaft

Maschinenstürmer und Reformbewegung

Die Maschinenstürmer richteten sich grundsätzlich gegen die Industrialisierung. Sie zerstörten die Maschinen im Glauben, die althergebrachten Zustände würden sich wieder einstellen.

Später wurde die Zerstörung von Maschinen hart bestraft und die Bewegung der Maschinenstürmer flaute ab. Später machte sich die Bewegung ein Ziel: Man wollte Reformen des korrumpierten parlamentarischen Systems.

Das Wahlverfahren in Grossbritannien war äusserst ungerecht. Wegen des Zensuswahlrechts durften nur knapp 200'000 Männer überhaupt wählen. Ausserdem herrschte das System der "rotten boroughs". Kaum bewohnte Landgegenden hatten am meisten Männer im Parlament. In diesen Kreisen war es ausserdem ein leichtes, ein paar wenige Wähler zu bestechen und damit einen Unterhaussitz zu kaufen.

Im Jahre 1819 erreichte die Reformbewegung einen ersten Höhepunkt. Am 16. August versammelten sich in Manchester auf dem St. Peter's Field rund 60'000 Menschen, um gegen die Regierungspolitik zu demonstrieren.

Das Ereignis endete in einem Blutbad und löste eine Unterdrückungswelle aus. Die Presse- und Versammlungsfreiheit wurde eingeschränkt.

Erst im Jahre 1830 als von Paris aus die erste Revolution ausging, entsprang der Funke auch wieder in England. Missernten hatten die Not der Bevölkerung noch gestärkt. Und als der König George starb. Die Hoffnung auf Besserung bei der ersten Wahl unter dem neuen König wurde bitter enttäuscht. Hunderttausende gingen 1831 und 1832 auf die Strasse.

Zu diesem Zeitpunkt entschlossen sich der König und Parlament unter wachsendem Druck der Öffentlichkeit zu Reformen. Viele "rotten boroughs" vielen weg und die Grossstädte erhielten eine bessere Vertretung im Unterhaus.

Die Arbeiterschaft erstrebte keine politische und soziale Revolution, sondern kämpfte für eine geachtete Stellung in der bestehenden Gesellschaft.

Die britische Arbeiterbewegung vom Chartismus bis zur Labour Partei

Die Aufstände hatten vor allem Vorteile für den gut verdienenden Mittelstand gebracht. Die Arbeiter erkannten, dass sie sich besser organisieren mussten.

Chartismus - People's Charter 1838

o      Abschaffung des Zensuswahlrechts und Stimmrecht für alle Männer über 21 Jahre

o      Gleich grosse Wahlkreise

o      Geheime Wahlen

o      Jährliche Parlamentswahlen

o      Wegfall der Regel, dass Unterhausmitglieder über Besitz verfügen müssen

o      Entschädigungen für Abgeordnete, so dass sich nicht nur Reiche wählen lassen können

Diese Forderungen hatten mit der Arbeiterschaft direkt nichts zu tun. Die Arbeiter hofften aber auf diese Weise die Politik mitgestalten zu können.

Jedoch waren die Chartisten keine Einheit, was sie schliesslich völlig lähmte. Ausserdem wurden sie wegen Aufständen hart verfolgt.

Freihandel

Der Verein forderte die Abschaffung aller Zölle. Es entstanden mehrere solche Vereine, die sich aber später wegen vergeblicher Eingaben im Parlament, unter dem Namen "Anti-Corn-Law League" zusammenschlossen. Sie wollten mit der Abschaffung der Zölle die Preise der Nahrungsmittel drücken und so die Lebensweise der Arbeiterschaft verbessern, ohne dafür höhere Löhne zahlen zu müssen.

Durch diese Abschaffung hätten sich den Briten ausserdem neue Absatzmärkte eröffnet. Schliesslich versprach die Liga günstige Auswirkungen des Freihandels auf die politischen Beziehungen zwischen den Staaten.

In der folgenden Zeit gelang es den neu gegründeten Gewerkschaften, einen Teil des wachsenden Wohlstandes für die Arbeiterschaft zu sichern. Anfangs des 20. Jahrhunderts ging aus der britischen Arbeiterbewegung die Labour Party hervor, die sich an den Zielen der reformorientierten Fabian Society ausrichtete.

Die Arbeiterbewegung in Mitteleuropa

Entstehung der Arbeiterparteien in Deutschland

Revolution in Kontinentaleuropa unter Beteiligung der Arbeiterschaft. Das "Manifest der kommunistischen Partei" erscheint. Der Schriftsetzer Stephan Born gründet die "Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung". Frauenkongress in Seneca Falls, USA.


Erst 1863 kam die deutsche Arbeiterschaft wieder zu einem Verband. In diesem Jahr gründete der Anwalt Ferdinand Lassalle (1825-1864) den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein". Er wollte in erster Linie den Staat für sich gewinnen und strebte das allgemeine Männerwahlrecht an. In einem zweiten Schritt sollten soziale Massnahmen erzwungen werden.

Lassalle war davon überzeugt, dass die Löhne nie über das Existenzminimum steigen würden. So müssten die Arbeiter Mitbesitzer werden und Produktionsassoziationen gründen. Anders als Karl Marx schrieb er dem Staat in der Zukunft eine bedeutende Rolle zu und stiess dabei auf Kritik.

1875 entstand Gotha. Ein Zusammenschluss des "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbandes" mit der "Sozialdemokratischen Arbeiterpartei". Die Arbeiterparteien hatten nur eine gesamtdeutsche politische Vertretung.

Marx und Engels griffen aber deren Programm stark an, weil es sozusagen von der proletarischen Revolution Abschied nahm.

Der Reichskanzler Otto von Bismarck verbot schon 1878 mit dem "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" die sozialistische Partei und liess die Arbeiterbewegung verfolgen. Trotzdem war die Arbeiterbewegung nicht zu unterdrücken.

Die Gewerkschaften

Bei Gewerkschaften handelte es sich um Zusammenschlüsse von Arbeitnehmern, die deren Interessen vor den Arbeitgebern vertraten. Wichtigste Streitpunkte waren die Höhe des Lohnes oder die Kürzung der Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn.

Die staatliche Gesetzgebung erliess ein Koalitionsverbot, das die Absprachen zwischen Arbeitern unterband. So konnten sich die Gewerkschaften nur zögerlich entwickeln.

In den 1840-er Jahren entstanden vor allem im noch zünftisch geprägten Umfeld der Kleinbetriebe Vereine von Facharbeitern. Landesweite Zusammenschlüsse solcher Vereine hielten sich nicht lange. Gewerkschaftliche Dachverbände entstanden in Grossbritannien 1868, im Deutschen Reich erst 1890 nach der Aufhebung der Sozialistengesetze. In Deutschland entwickelten sich nach dem Halberstädter Kongress von 1892 die Gewerkschaften wie in den meisten andern Ländern Europas zu Massenorganisationen.

Der Arbeitskampf

Das wirksamste Kampfmittel der Arbeiterschaft war der Streik, das heisst die gemeinsame Arbeitsverweigerung. Dies erforderte die unbedingte Solidarität der Arbeiter untereinander. Wenn nur ein Teil der Belegschaft bei einem Streik mitmachte, war es für den Unternehmer ein Leichtes, die Streikenden von den übrigen Arbeitskräften zu trennen und sie zu entlassen. Ein Streik musste also lange im Vorfeld geplant werden, dazu brauchte es gewerkschaftliche Organisationen.

Ein weiteres Problem war die Finanzierung des Streiks. Da die Unternehmer mit Aussperrung reagierten, mussten die Gewerkschaften den Unterhalt der Streikenden gewährleisten.

In Chicago streikten 1886 die Arbeiter für den Acht-Stunden-Tag. Am 1. Mai diesen Jahres überfiel die Polizei eine Kundgebung der Streikenden auf dem Chicagoer Haymarket-Square und löste damit eine Reihe von Gewalttaten aus, die mit der Hinrichtung von vier Arbeitern endete. Seitdem ist der 1. Mai zum internationalen Kampftag für den Acht-Stunden-Tag und zum Kampftag der Arbeiterschaft erklärt worden.

Die Internationale

Die Rohstoffversorgung und die Gütererzeugung wurden vom Weltmarkt geregelt, auf dem Produkte und Kapital recht frei verschoben werden konnten. Auch der Arbeitsmarkt überschritt nationale Grenzen. Die Unternehmer konnten Herstellungsstandorte in Gegenden verlegen, in den sie menschliche Arbeitskraft zu günstigen Bedingungen erhielten.

Marx und andere Sozialisten erkannten, dass dem internationalen Kapital nur mit einem internationalen Zusammenschluss der Arbeiterbewegung beizukommen war. Darum schlossen sich 1864 unter der Losung: "Proletarier aller Länder vereinigt euch!" in London Arbeitervereine und sozialistische Gruppen zur Ersten Internationalen Arbeiterassoziation zusammen.

1889 wurde die Zweite Internationale der sozialistischen Parteien gegründet, und 1913 schlossen sich auch die Gewerkschaften international zusammen.

Die Arbeiterbewegung und die proletarische Frauenbewegung

Vor allem im Dienstleistungssektor entstanden viele neue Berufe für Frauen. Dabei mussten sich Frauen nicht nur mit einem schlechten Verdienst und fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten abfinden, sondern zuweilen auch ertragen, dass sie von der Männerwelt als Sonderfälle angesehen und belächelt wurden. Trotzdem bedeutete dieser selbständige Broterwerb ein Plus für das Selbstbewusstsein der Frauen.

1848 trafen sich nordamerikanische Frauen in Seneca Falls zu einem nationalen Kongress. In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden bürgerliche Frauenbewegungen. Sie forderten das Recht auf Erwerbsarbeit, bessere Bildung und das Frauenstimmrecht. Eine lange Entwicklung war nötig, bis Arbeiterfrauen aus dem Schatten des Klassenkampfes traten, den ihre Männer führten, und das Unterdrückungsverhältnis zwischen Mann und Frau wahrnahmen. Einen ersten Schritt dazu machte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin (1857-1933) auf dem Sozialistenkongress in Paris 1889.

Frauen waren nicht nur durch das kapitalistische System, sondern auch von ihren männlichen Genossen ausgebeutet. Sie ertrugen die Doppelbelastung von Lohnarbeit und Hausarbeit. Die Befreiung der Frau setze die Erwerbstätigkeit voraus.

Öffentliche Sozialpolitik und private Wohlfahrt

Die Sozialpolitik des Staates

Das Wirtschaftsbürgertum forderte einen liberalen Staat. Das bedeutet, der Staat sollte sich so wenig als möglich in das Leben eines einzelnen einmischen. Seine Aufgaben waren es die innere und äussere Sicherheit eines Landes zu gewährleisten und eine vernünftige Rechtsordnung als Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Dies wurde aber niemals erreicht, die Monarchien hielten sich sehr lange.

Verbreitet war das Modell des Paternalismus: Der Staat schränkte die Bewegungsfreiheit des Einzelnen ein, übernahm aber dafür ansatzweise mindestens auch die Verantwortung für ihr Wohlergehen. Dieser Paternalismus bildete die Grundlage für eine Sozialpolitik. Drei Ursachen brachten den Stein ins Rollen: der wachsende politische Druck von aussen, die drohende proletarische Revolution, technischer Fortschritt und der damit einhergehende Wohlstandswachstum. Die Bedeutung der Nationalstaaten in Europa nahm zu. Beim Imperialismus brauchten die Mächte unbedingte Unterstützung und soziale Ruhe im eigenen Land.

Nach und nach folgte in Europa der Aufbau von Sozialversicherungen. Das Ziel dabei war es die Arbeiterschaft an die Nation zu binden. Das zeigt sich im Beispiel der Bismarckschen Sozialgesetzgebung ab 1881, welche die Arbeiterschaft von der Sozialdemokratie entfernen sollte. Die für viele Staaten wegweisende deutsche Sozialpolitik wurde mit Lohnprozenten finanziert.

Private Wohlfahrt von Firmen, Kirchen und Genossenschaften

Im 19. Jahrhundert entstand eine Vielfalt privater Wohlfahrtseinrichtungen. Es gab Unternehmer, die im Betrieb eine Vaterrolle einnehmen wollten, und andere, die ihre Belegschaft über Arbeiterausschüsse und Betriebsräte zur Mitverantwortung heranzogen. Neben der sozialen Unternehmenspolitik versuchten auch christliche Hilfswerke und Genossenschaften die Lage des Proletariats zu verbessern. Besonders erfolgreich waren die Konsumgenossenschaften und auf dem Land die Raiffeisenbewegung.






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