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EROS IM WANDEL EINES JAHRHUNDERTS



EROS IM WANDEL EINES JAHRHUNDERTS





Eros, von einer 1918 Geborenen als "liebenswürdige Ausstrahlung eines Menschen", als sein "Wesen" ohne sexuelle Konnotation deklariert, wird von einer 1985 zur Welt Gekommenen schon mit Erotik oder auch Geschlechtsverkehr gleichgesetzt.




Maßgeblich an diesem Bedeutungswandel beteiligt ist natürlich das Erziehungsmodell der verschiedenen Generationen. Während eine erst 15-jährige im Jahr 2000 bereits offen und informiert über Sexualität spricht, wurde eine kurz nach dem ersten Weltkrieg Geborene nicht einmal dann aufgeklärt, als sie das erste Mal "unwohl" wurde. Diese Umschreibung, diese Tabuisierung spiegelt sehr deutlich die Einstellung zu Sexualität in dieser Epoche wider.

Auch für jemanden mit dem Geburtsjahr 1947 fand Eros in der Erziehung keine Erwähnung. Geschlechtsverkehr wurde als "schmutzig" betrachtet; er hatte sich nur unter Erwachsenen zum Zweck der Nachkommenproduktion abzuspielen. Kinder wurden von diesem Tabu so gut es ging ferngehalten, um sie nicht zu verderben. Sie wurden so lange wie nur irgendwie möglich in dem Glauben gelassen, der Storch bringe die Babies.


Doch in den 50ern und 60ern kam es zur "erotischen Revolution", wie ich sie hier bezeichnen möchte. Jene Themen, die vorher unter den Teppich gekehrt und totgeschwiegen worden waren, wurden nun aufgearbeitet. Durch das Erscheinen der  Zeitschrift "Eltern" wurde Aufklärung wurde von nun an großgeschrieben und damit enttabuisiert. Eros und Sexualität wurden als nicht ausschließlich der Fortpflanzung dienend anerkannt. Eine wichtige Rolle dabei spielte auch das "Ehepaar Kinsey", Oswalt Kolle und Ernest Bornemann, die "Aufklärer" der 60er Jahre, mit ihrem Report. Etwa zur gleichen Zeit trat eine neue Entdeckung in der Empfängnisverhütung, die Antibabypille, ihren Siegeszug an und stärkte so das Selbstbewußtsein der Frau.


Besonders in der Mode vollzog sich ein drastischer Wandel. Dem knie- bis wadenlangen Rock und dem geraden Kittelkleid folgte das kurze Hängerkleid. War es vorher verpönt gewesen auch nur sein nacktes Knie zu zeigen, trat gegen Ende der 60er Jahre der betont "freche" Minirock auf die Bildfläche.

In der Damenmode waren im beginnenden 20. Jahrhundert buntgemusterte Strümpfe verbreitet, die von einem elastischen, stoffüberzogenen Strumpfband gehalten wurden. In den 1920er Jahren setzte sich der annähernd fleischfarbene Kunstseidenstrumpf mit Straps und Hüfthalter durch. Nach dem 2. Weltkrieg kamen Perlon- und Nylonstrümpfe auf, ab circa 1960 auch als Strumpfhose.

Ein wichtiger Schritt zur Emanzipation der Frau wurde in den 1950er Jahren mit dem Aufkommen der Blue Jeans als Freizeitmode getan. Zu dieser Zeit galt es als höchst erotisch, die weibliche Silhouette bzw. die Länge des weiblichen Beines, wenn auch verhüllt, zu erahnen.


Zu den durchsichtigen Georgette-Blusen und den Petticoats paßten nun auch die langen geflochtenen Zöpfe nicht mehr. In den 1920er Jahren setzte sich erstmals allgemein die Kurzhaarfrisur für die Frau durch: Pagen- und Bubikopf, in den 1930er Jahren die Dauerwelle. In den 1950er Jahren war die vorherrschende Haartracht leicht gewelltes kurzes Haar oder Knoten, selbstbewußte junge Mädchen trugen Pferdeschwanz. Anfang der 60er Jahre bevorzugte man schließlich knabenhafte Kurzhaarschnitte und Farah-Diba-Frisuren.


Georgette (der; frz.), zartes, durchsichtiges Gewebe aus Kreppgarnen für Abendkleider, Schals, Bluse u.a.


Petticoat (der; engl.), Damenunterrock aus waschbeständig versteiftem Gewebe (Baumwolle, Chemiekupferseide, Perlon) für bauschigen Sitz des Oberrocks; heute auch einfacher Halbunterrock mit Volants.


Farah-Diba-Frisur, hohe, auftoupierte Frisur mit aufgestecktem Knoten, die 1959-1963 in Mode war; benannt nach der damaligen iranischen Kaiserin Farah Diba.


Der Herr trug in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts meist kurzes Haar, wobei Koteletten und Bart den modischen Wandel gaben. Die "Bürste", ein nach unten frisierter Schnauzbart, der später für Hitler charakteristisch wurde, und der "Clark Gable Bart" waren vor 1945 in Mode. Danach wurden selten Bärte getragen, mit Ausnahme des Existenzialisten-Bartes (Spitzbart) und des betont vernachlässigten Hippie-Bartes. Allgemein wurde das Männerhaar nach 1963 etwas länger und ungepflegter gehalten, beeinflußt durch die Beatle-Frisur.


Beatle-Frisur, Pilzkopf, halblanger Männerhaarschnitt, der von den vier englischen Popmusikern "The Beatles" 1963 lanciert wurde und nach fast 150 Jahren Kurzhaarfrisur revolutionierend wirkte.


Das Ideal des "harten", reiferen Mannes, der genau weiß, was er will, dessen Haare vor Pitralon nur so glänzten und der in eine Wolke von "Irish Moos" und Tabak eingehüllt war, wurde in den 60ern von der "Softie-Welle" überholt. Schauspieler wie Cary Grant, Humphrey Bogart, John Wayne und Clark Gable, die zuerst das Bild des perfekten männlichen Wesens verkörpert hatten, waren ab nun nicht mehr gefragt. Die sogenannten "Milchbubis" wurden zum Objekt der Begierde. In den 80ern sehnte sich Frau nach der weiblichen, verletzlichen, sensiblen Seite des Mannes, und glaubte diese zum Beispiel in Michael Jackson oder Boy George zu finden.


Grant, Cary, eigentl. Archibald Alexander Leach, US-amerik. Schauspieler engl. Herkunft, *18.01.1904 in Bristol, besonders erfolgreich in Filmen A. Hitchcocks, u.a. in "Weißes Gift" 1946 und "Über den Dächern von Nizza" 1955.

























Bogart, Humphrey, US-amerik. Filmschauspieler, *25.12.1899 in New York, machte Filmgeschichte durch seine Verkörperung von Helden und Detektiven. Bekanntester Film "Casablanca" 1956


Wayne, John, eigentl. Marion Michael Morrison, US-amerik. Akteur, *26.05.1907 in Winterset, berühmtester Westerndarsteller, u.a. in "Bis zum letzten Mann" 1948.































Gable, Clark, US-amerik. Filmdarsteller, *01.02.1901 in Ohio, seit 1931 in männlich markanten Rollen beim Film, z.B. in "Vom Winde verweht" 1939.


Jackson, Michael, US-amerik. Popsänger, Produzent und Liedertexter, *29.08.1958 in Indianapolis: mit Platten wie "Thriller" 1982 (30 Mill. verkaufte Exemplare) und "Bad" 1987 der erfolgreichste Solist der Popgeschichte.


Um 1930 bereitete Marlene Dietrich mit ihrem Schlager "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt", ihren langen Beinen und ihrem undurchschaubaren Lächeln den Herren schlaflose Nächte. Ihr Zitat "Männer umschwirren mich wie Fliegen das Licht" wurde weltberühmt. Zum Sexsymbol der 50er Jahre wurde die üppige, blonde Norma Jean Mortenson, besser bekannt als Marilyn Monroe. Sie prägte das Schönheitsideal der Frau bis in die 90er.
























Kurz nach dem ersten Weltkrieg stand bei der Partnerwahl einer Dame nicht das Aussehen im Vordergrund, sondern die Gesundheit, Intelligenz und Fröhlichkeit des Mannes. Sicherheit und die Fähigkeit, eine Familie ernähren zu können, gewannen an Wichtigkeit und an Erotik. Der Gott der Liebe verlor damals also an Bedeutung gegenüber Hippokrates und Athene.


Natürlich spielte auch der Glaube in dieser Zeit eine große Rolle. Und obwohl das Thema Sexualität im Unterrichtsgegenstand Religion keinerlei Erwähnung fand, so waren es doch Organisationen wie die katholische Jugend oder die Jungschar, die Ausflüge und so das Zusammentreffen von Jugendlichen forcierten. Bei sonstigen anderen Veranstaltungen wie Bällen, Hochzeiten oder Zeltfesten war es einem jungen Mann nur erlaubt, mit dem Mädchen seiner Wahl zu tanzen, nachdem zuerst ihr Begleitschutz, sprich ihr Vater, ihr älterer Bruder oder ihr Cousin, und dann sie selbst ihm dazu Genehmigung erteilt hatten.

Erst ab dem Alter von etwa 18 Jahren wurde es von den Eltern gebilligt, einen Freund bzw. eine Freundin zu haben. Oft kam es vor, daß der Vater der jungen Frau ihren Liebsten beim sagenumwobenen nächtlichen Fensterln ertappte, was meist schlimme Folgen für den liebestrunkenen Knaben hatte.


Fensterln, Kiltgang, Gaßln, Volksbrauch in den Alpenländern: Die unverheirateten Burschen besuchen nachts die Mädchen, sagen dabei besondere Verse auf und werden bewirtet. Neben der geselligen Form, bei der sich die Burschen gegenseitig unter Kontrolle halten, gibt es die einzelgängerische, die auch sexuelle Beziehungen einschließt.


Küssen an öffentlichen Orten oder Geschlechtsverkehr vor der Eheschließung wurden besonders in den höheren Gesellschaftsschichten, sprich Beamte und Lehrer, nicht toleriert. Es stellte eine Katastrophe und eine Schande für die ganze Sippe dar, wenn ein Mädchen ein uneheliches Kind zur Welt brachte. Sie wurde meist als "Schlampe", ihr Kind als "Bastard" bzw. "Bankert" bezeichnet, und von ihrer Familie und der ihres Freiers verstoßen.



Persönliches Resümee


Das Verständnis des Begriffes "Eros" hat sich also im Laufe des 20. Jahrhunderts völlig verändert. Aus der Verehrung, Anbetung eines schön und begehrenswert empfundenen Menschen wurde ein eher nüchterner Begriff für einen von beinahe Jedem mittels gängiger modischer Accessoires oder Verhaltensweisen erreichbaren Zustand, genau dem jeweiligen Timing angepaßt.

Das Urbild des Eros dürfte in heutiger Zeit noch am ehesten im Flirt zu finden sein. Aufgrund zunehmender Schnelllebigkeit, Ernüchterung und gezielter Machbarkeit wäre jedoch meiner Meinung nach ein Verschwinden dieses Begriffes im Verlauf des nächsten Jahrhunderts denkbar.

EROS IM WANDEL EINES JAHRHUNDERTS






Julia Nösterer

*28. Mai 1983

7b, BG Freistadt






Nachdem meine Bemühungen einen Film zum Thema "Fetischismus des Alltags" zu drehen aus mehreren Gründen fehlgeschlagen hatten (erstens ist die Interviewbereitschaft der ÖsterreicherInnen nicht sehr groß, und zweitens - bei einem Zustandekommen eines Gesprächs - geben sie sich sehr zurückhaltend), begab ich mich auf die verzweifelte Suche nach einer neuen Aufgabenstellung.


In Gesprächen mit meinen Eltern hatte sich schon zuvor aufgrund der Generationen eine Diskrepanz in Bezug auf Erotik herauskristallisiert, und so beschloß ich diese als Impuls für meine Arbeit zu verwenden.


Mit einem Diktiergerät, Block und Bleistift ausgestattet machte ich mich daran, Frauen verschiedener Altersklassen (Geburtsjahre 1918, 1947, 1971 und 1985) über ihre Erfahrungen mit Eros in ihrer Jugend, sei es in der Gesellschaft, in der Mode oder im Privaten, zu befragen.

Das Thema entpuppte sich als sehr umfangreich, und so versuchte ich aus der Informationsfülle die mir am interessantesten scheinenden Veränderungen herauszupicken









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