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Der Standestaat unter Engelbert Dollfub

Der Ständestaat unter Engelbert Dollfuß



Österreich wird, was "übrig bleibt"


Nach der norwegischen Zeitung "Nationen" ist der Friedensvertrag von Versailles mit Deutschland ein "Gewaltfrieden" gewesen. Im Vergleich dazu aber, war der Vertrag von

St. Germain mit Österreich ein "Vernichtungsfriede."

Deutschland hatte zwar ca. 1/5 seiner deutschsprachigen Bevölkerung, sowie 1/8 seines Gebietes verloren, doch das Wirtschaftsgebiet blieb im wesentlichen erhalten.

Im Gegensatz dazu, wurde das riesige Habsburger-Reich in Trümmer geschlagen und unter sechs Nachfolgestaaten aufgeteilt. Die Habsburger, die vom 13 Jhdt. bis zum 20 Jhdt. einer der bedeutendsten Dynastien Europas gewesen waren hatten auf einmal nichts mehr zu sagen und wurden verjagt.


Zu spät hatte Kaiser Karl in seinem Völkermanifest vom Oktober 1916 die Völker des Habsburger-Reiches dazu aufgerufen, diese zu einem Bundesstaat umzuformen. Zuerst, sollte jede Nationalität "auf seinem Siedlungsgebiet seine eigenes staatliches Gemeinschaftswesen" bilden. So beschloss also die Nationalversammlung Deutsch-Österreich am Oktober 1918



"die Gebietsgewalt über das ganze, deutschsprachige Siedlungsgebiet" (der Monarchie) und "insbesondere auch in den Sudetenländern" zu beanspruchen.

Nachdem der amerikanische Präsident Wilson in seinem "Vierzehn Punkte Programm" die "freieste Gelegenheit zur unabhängigen Entwicklung der Völker Österreich-Ungarns" sowie "die Berichtigung der Grenzen Italiens nach klar erkennbaren Linien der Nationalität" gefordert hatte, fanden diese Forderungen ein positives Echo der außenpolitischen Führung Wiens.


Kaiser Karl proklamierte in diesem Sinne am Oktober 1918 sein Völkermanifest, in dem es unter anderem heißt: "Österreich, soll dem Willen seiner Völker gemäß, zu einem Bundesstaat werden, in dem jeder Volksstamm aus seinem Siedlungsgebiet ein eigenes, staatliches Gemeinwesen bildet." Wilsons Antwort auf dieses Manifest war, daß sich der Standpunkt der Alliierten geändert hätte. Er fordere nicht bloß die Unabhängigkeit der Völker Österreich-Ungarns, sondern noch zusätzlich das Recht der einzelnen Völker auf die Bildung eigener Nationalstaaten. Somit war das Ende des ur-alten Habsburger Imperiums besiegelt.

Die Gründung des neuen Staates


Am 21.Oktober 1918, beschloss die "Provisorische Nationalversammlung für den Staat Deutsch-Österreich" einstimmig, einen selbstständigen, deutsch-österreichischen Staat zu bilden, der die Gebietsgewalt über den gesamten deutsch-sprachigen Raum der Monarchie beanspruchte. Zwar wurde erst am 12.November 1918 die Republik Österreich ausgerufen, doch war dieses Ereignis die eigentliche Geburtsstunde des neuen, kleinen Österreichs.

In den Beratungen der vorher erwähnten Provisorischen Nationalversammlung für den Staat Deutsch-Österreich, stand anfangs noch nicht die Überlegung des Anschluss an das

Deutsche-Reich im Vordergrund.






Als Form der Weiterentwicklung, schlugen die Sozialdemokraten den Eintritt zu einem "freien Völkerbund" mit den Nachfolgestaaten der Monarchie vor. Erst wenn sich dies nicht verwirklichen lassen würde, so sei Österreich (laut Victor Adler) dazu gezwungen:

"sich als ein Sonderbundesstaat dem Deutschen Reiche anzugliedern"

Die Christlichsozialen sprachen sich für eine demokratisierte, jedoch zugleich monarchistische Regierungsform aus und zeigten Interesse, einen neuen Bundesstaat zusammen mit den Nachfolgestaaten zu bilden.


Außer die National-sozialisten forderten die Eingliederung Österreichs an das Deutsche-Reich und lehnten scharf die Vorschläge der Christlichsozialen ab.


Am 12.November 1918 wurde vor dem Wiener Parlament, das von Karl Renner ausgearbeitete Gesetz über die Staats und Regierungsform Deutsch Österreichs proklamiert.

Der Artikel 1 lautet: "Deutsch Österreich ist eine demokratische Republik."

Artikel 2 beginnt mit dem Satz: "Deutsch Österreich, ist ein Bestandteil der Deutschen Republik ."

Nur ein Mitglied des damaligen Staatrates und zwar Wilhelm Miklas

( späterer Bundespräsident unter Dollfuß und Schuschnigg) stimmte gegen den letzteren Paragraphen. Doch diese Stimme war nicht weiter von Bedeutung.

Die Verwirklichung des Entschlusses, Deutsch Österreich an das Deutsche Reich anzugliedern, scheiterten an den Anschlussverboten in den Friedensverträgen von St.Germain und Versailles. So blieb Österreich also auf sich selbst gestellt.


Die Donaumonarchie erstreckte sich vor Beginn des 1.Weltkrieges von den Grenzen Albaniens, bis nach Schlesien und von der Schweiz bis nach Rumänien.

Zum Schutz der rund 2000 Kilometer langen Küstenlinie an der Adria, verfügten die Seestreitkräfte Österreich-Ungarns 1914 über: 16 Schlachtschiffe, 3 Panzerkreuzer,

19 Zerstörer, 51 Torpedoboote, 6 U-Boote und 30 Kampfflugzeuge.

Über Jahrhunderte, hatte das Habsburger-Imperium eine gewaltige, von Wien aus regierte übernationale Wirtschafts- und Verteidigungsgemeinschaft entwickelt.

All das, lag jetzt in Trümmern.

Die Aufteilung der Monarchie in Nachfolgestaaten, bedeutete eine plötzliche Orientierungslosigkeit und Trennung von den gewohnten Zugang zu zahlreichen Rohstoffquellen. Deshalb, hielten die Parteien der jungen Republik,

dieses herausgerissene Österreich nicht mehr für lebensfähig. Österreich hatte als Kernvolk der Monarchie, mit ihrer übernationalen Reichsidee eine Antithese zum nationalistischen Denken gebildet. Nun fand sich Österreich plötzlich als kleines, deutsch-sprachiges und nicht überlebensfähige Land wieder.


Von feindsseligen Nachbarstaaten umgeben, als Kleinstaat isoliert und exponiert, die Abgrenzung von wichtigen Randgebieten, und noch weitere Umstände, schenkten der Mehrheit der Österreicher den Glauben, daß dieses Österreich lebensunfähig sei.

Aus dieser Haltung, ergab sich einer der schwerwiegendsten Fehler der ersten Republik:

Ihren Partein mangelte es am Willen zu einer dauerhaften Erhaltung dieses Staates !   








Österreich als erstes Ziel Hitlers Eroberungsplans


Die Hintergründe des kalten Krieges der NSDAP gegen Österreich, hatte der von Hitler ernannte Inspekteur der österreichischen NSDAP, Theo Habicht (ein Ex-Kommunist), ganz deutlich im Vorwort seines "Dienstbuches der NSDAP in Österreich" zum Ausdruck gebracht: "die bisher getrennt marschierenden Kräfte zu vereinigen, sie in breitester Front zum Generalangriff auf Österreich anzusetzen, mit ihrer Hilfe das herrschende System zu stürzen und die Vereinigung Deutsch-Österreichs mit dem Deutschen-Reich herbeizuführen."

Hitler hatte im Sommer 1932 während einer Besprechung erklärt, daß ein von der NSDAP beherrschtes Deutschland nur dann Weltpolitik betreiben könne, wenn es zuvor einen "stahlharten Kern im Zentrum Europas, von achtzig oder hundert Millionen geschlossen siedelnder Deutsche" gebildet habe. Zu diesem Kern gehöre vor allem Österreich, das sei eine "Selbstverständlichkeit."


Da militärische Macht vor der Aufrüstung der Wehrmacht kaum zur Verfügung stand, fragte sich Hitler, wie man die "Alpenfestung" sturmfrei schlagen und erobern könne. Hierfür, entwickelte er die "Sechs-Punkte Strategie":

. die Nationalsozialisten forderten eine sofortige Neuwahl, nach der Selbstausschaltung des Parlaments im März 1934.

. ein Wirtschaftskrieg sollte den Kleinstaat, mit seinen 400 000 Arbeitslosen bei einer Bevölkerung von sechs Millionen, in die Knie zwingen.

. Die Überschwemmung Österreichs mit nationalsozialistischer Propaganda. . Organisierter Terror ( Sprengstoff- Mordanschläge )

. Organisation einer Truppe vor den Grenzen Österreichs, die aus geflüchteten NS-Aktivisten bestand.

. Die Berliner Diplomatie bemühte sich um eine Isolierung Österreichs.


Vor der Einführung des Autoritären Systems und vor allem vor dem Verbot der NSDAP im Juni 1933, erhofften sich die Nationalsozialisten (so wie auch in Deutschland), daß es ihnen alleine oder im Rahmen einer Koalition gelingen werde, an die Macht zu kommen.

Sie hatten es ja auch zuvor in Deutschland geschafft, ohne jemals eine absolute Stimmenmehrheit zu erhalten, sondern durch Koalitionsmanipulation. Warum also nicht auch in Österreich ?


Um den damaligen nationalsozialistischen Terror abzublocken, wurden                                              den Nationalsozialisten zwei Ministersessel, im Kabinett Dollfuß angeboten. Im Namen der österreichischen NSDAP, verlangte aber Habicht mehr Ministerpositionen.

Er bot Dollfuß als "Entgegenkommen" an, Bundeskanzler zu bleiben, dafür jedoch die Heimwehren aus der Regierung auszuschließen und Neuwahlen auszuschreiben.

Er stellte Dollfuß entweder als Anschlusshelfer, großdeutschen Ruhm zu ernten oder aber zerschmettert zu werden. Der britischer Gesandte Walford Selby, bemerkt:

Dollfuß habe "jedes Angebot der österreichischen Naziführer abgelehnt, so wie er auch jeden anderen Annäherungsversuch der Nazis zurückgewiesen habe."









Anlass und Methode des Wirtschaftskrieges gegen Österreich:


Als Anlass des Wirtschaftskrieges gegen Österreich, nahm Hitler einen Fall von Mai 1933.

Der bayrische Justizminister Hans Frank hielt am 18 März über den Münchner Rundfunk eine Rede, in der er die österreichische Regierung scharf angriff. Im selben Jahr, wollte er einen Besuch in Österreich abhalten. Am Flughafen Wien-Schwechat angekommen, begann er auf Massenversammlungen Dollfuß persönlich zu beleidigen und hetzte seine Zuhörer gegen die Polizei auf. Nach diesen beispiellosen Benehmen, wurde Frank über die Grenze abgeschoben.

Daraufhin begann die deutsche-Seite zu protestieren und forderten eine Entschuldigung, wegen der "unfreundlichen Behandlung des Minister Frank."

Hitler erklärte der deutschen Reichsregierung: Die Regierung Österreichs habe in letzter Zeit "Handhaben genug gegeben, um den Kampf aufzunehemen."

Sie sei essentiell "reichsfeindlich eingestellt" Das Ziel der jetzigen österreichischen Regierung Dollfuß, sei es "den deutschen Nationalgedanken aus Österreich auszutreiben und an seine Stelle den österreichischen zu setzen" und sei "auf dem direktem Weg einer Verschweizerung."


Als Maßnahme, schlug Hitler die sogenannte "Tausend-Mark-Sperre" vor.

Deutsche Staatsbürger durften demnach nur nach einer Zahlung von 1000 Reichsmark die Grenze nach Österreich überschreiten. Da Österreich ein vom Fremdenverkehr abhängiges Land war und ist, wusste Hitler, das dieser Vorschlag der österreichischen Regierung einen gewaltigen Schlag versetzen würde ( 80 % der Touristen Österreichs waren Deutsche ) und hoffte, das diese Maßnahme zum Zusammenbruch der Regierung Dollfuß führt.


Da der Widerstand Österreichs nicht (wie erwartet) 1933 zusammenbrach, wurden die wirtschaftlichen Kampfmaßnahmen verschärft, insbesondere "die Drosselung der Einfuhr von Holz, Obst und Vieh." Illegal, warfen über die Grenze geflogene deutsche Flugzeuge, über österreichischem Gebiet Propaganda und Hetzschriften gegen die österreichische Regierung ab. Auch Ballons mit groß aufgemalten Hakenkreuzen wurden über die Grenze gestartet. 

Die durch die Machtergreifung ihrer Parteigenossen in Deutschland ermutigten österreichischen Nazis wurden wesentlich aggressiver und begannen Felsen, Gebäude und Bäume mit Hakenkreuzen Nazi-Parolen zu  beschmieren und überfluteten Briefkästen mit Propagandamaterial.


Der von Hitler erhoffte Zusammenbruch der Regierung Dollfuß sondern führte zu dem Beschluss der Regierung ohne Parlament und auf der Basis von Notverordnungen weiter zu regieren. Die von Hitler erhoffte Machtergreifung in Österreich wurde durch das Totalverbot der österreichischen NSDAP zunichte gemacht. Der nationalsozialistische Terror in Österreich stieg stark an.


Es wurden etlichen Sprengstoffanschläge auf  Amtsgebäude, Funktionsträger, Brücken, Bahnanlagen usw. durchgeführt. An den Grenzen Österreichs, bildete sich die so genannte Österreichische Legion die sich aus geflüchteten österreichischen Nazis zusammensetzte. Deren höchster Mannschaftstand war bei etwa 15.000 Mann; sie wurden militärisch ausgebildet und mit Gewehren ausgerüste am nicht zustande, denn die Selbstausschaltung des Parlaments, führte nicht zu Neuwahlen. Sie betrieb auch den Schmuggel von Waffen, Sprengmitteln und Propagandamaterial nach Österreich.




Abwehrmaßnahmen der österreichischen Regierung


Bundeskanzler Dollfuß äußerte sich in der Neujahrsbotschaft von 1933, nur drei Tage nach seiner Verwundung durch ein Revolverattentat eines Nationalsozialisten:

"Die nationalsozialistische Regierung war der Meinung, dass der Konflikt zwischen der Regierung und der marxistischen Oppositionspartei der geeignete Zeitpunkt wäre, um eine weit über die Grenzen ihrer faktischen Bedeutung in Österreich hinausgehende Anteilnahme an den Staatsgeschäften zu erzwingen. Als dies mit ruhigem Ernst abgelehnt wurde, setzten scheinbar wilde, in Wahrheit abersehr planmäßig erzeugte Terrorakte und ein in der Geschichte der letzten Jahre noch nicht da gewesener Druck von außen einDer rohen Terrorgewalt musste die Regierung im Interesse der friedliebenden Bevölkerung mit fester Ordnungsgewalt begegnen. So wie im alten Jahre werden auch in diesem Jahre Drohungen, Beschimpfungen und persönliche Lebensgefahr mich und meine Freunde von dem Druck der Feinde von dem einmal recht erkannten Wege der Pflicht nicht abbringen können."   

Um dieser Bedrohung des Staates und seiner Unabhängigkeit entgegen zu gehen, erließ die Bundesregierung Österreich als erster Staat Europas, im Juli 1933 das Totalverbot der NSDAP und verstärkte seine militärische und sicherheitspolitische Kraft gezielt gegen das Dritte Reich.

Wegen den zahlreichen Terroranschlägen und Gewaltverbrechen, wurde im November 1933 wieder die Todesstrafe eingeführt. Es richtete sich hauptsächlich gegen Sprengstoffanschläge. Ebenfalls wurden Anhaltelager für politische Gewalttäter und Aktivisten illegaler Organisationen errichtet. Diese sind nicht zu vergleichen mit den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten oder den Gulags der Sowjetunion.


Die Zustände entsprachen eher einem Lager für Kriegsgefangene. Es gab eine Auswahl von Sportarten, Gesangsvereine, Theateraufführungen und Bibliotheken. Betreuung durch Priester und Arzte stand zur Verfügung. Post durfte empfangen und geschickt werden und auch Besuche waren erstattet.  Das größte Lager in Wöllersdorf, fasste zu dessen Höhepunkt am 1.Oktober 1934: 4747 Nationalsozialisten, 555 Austromarxisten, insgesamt also 5302 Häftlinge. Bis zum 1. Oktober 1937 war die Zahl der Häftlinge auf 133 gesunken.

Es wurden im Juni 1933, freiwillige Ortswehren gegründet, um gegen Gewaltattentate schneller und rechtzeitig Widerstand zu leisten.  Sie hatten sich an bestimmte Richtlinien zu halten und der Waffengebrauch war ihnen nur im Falle der Selbstverteidigung erstattet.


Nicht nur die Exekutive, sondern auch die gesamte Bevölkerung wurde zum Widerstand aufgerufen.

Am 18. Jänner 1934, warnte Bundeskanzler Dollfuß das Deutsche Reich: " Bei dieser Gelegenheitmöchte ich sagen, dass es ein international nichtungefährliches Spiel ist, wenn ein Land, dessen Bedeutung , wenn es auch territorial klein ist, für den mitteleuropäischen, ja auch für den gesamteuropäischen Raum allseitsanerkannt wurde, von einer Großmachtin seiner Freiheit und Unabhängigkeit weiterhin ständig bedroht wird.Österreich wird nunmehr mit aller Kraft und Rücksichtslosigkeit im eigenen Land Ordnung und Ruhe herstellendie Bundesregierung hat in einem Aufruf ihre Entschlossenheit bekundet, dass sie den Kampf unter allen Umständen und mit allen Mitteln durchhalten wird."  

Dollfuß entwickelte nicht nur eine innerstaatliche, sondern auch eine außenpolitische Abwehrstrategie. Großbritannien sympathisierte zwar mit Österreich, hielt sich aber zurück. Frankreich war etwas unzuverlässig und prinzipiell anti-deutsch. So war Dollfuß gezwungen, sich weitgehend an Italien anzulehnen. Dollfuß war aber der Meinung, daß Mussolini seine Unterstützung für Österreich nicht fortsetzen werde, wenn die Bundesregierung mit den Sozialdemokraten zusammengehen würde.

Die Neubesinnung


Einfluss, übte die im Jahre 1930 gehaltene "Rede über Österreich" vom Dichter Anton Wildgans aus. Sie versteht die Österreicher als Erben eines übernationalen Reiches, in dessen Hauptstadt Wien aus, nicht nur Jahrhunderte hindurch Weltpolitik mitbestimmt wurde, sondern auch wichtige Elemente europäischer Weltkultur erzeugt wurden. Als Träger dieser historisch bedingten Eigenschaften, werden die Neuösterreicher als Erben ihrer großen Vergangenheit und Geschichte zu Werkleuten eines österreichischen Neubeginns aufgerufen. Gerade die damals vorherrschenden Empfindung der Verunsicherung, Depression und der Orientierungslosigkeit, hatte diese Rede von Anton Wildgans eine magnetische Wirkung auf viele seiner Landsleute. Inmitten der Trümmer des alten Reiches begründete er einerseits eine historisch geprägte Identität und errichtete andererseits Maßstäbe einer Orientierung für die Zukunft.

Die Elemente der neuen Österreich-Ideologie können ganz kurz zusammengefasst werden:


. Um der damaligen Orientierungslosigkeit und den Minderwertigkeitsgefühlen vieler Österreicher entgegen zu wirken, erinnerte die neue Österreich-Ideologie an die großen historischen Leistungen, als zahlenmäßig kleines Volk, für die Monarchie, Deutschland und für Europa. Die historische Rolle der Österreicher hatte nicht nur eine deutsche, sondern auch eine ausgeprägte, übernationale Dimension. Das neue Österreich verstand sich als das Erbe und als das Kernvolk der Donaumonarchie.

. Die Schöpfer des neuen Österreichs gingen davon aus, daß die Kulturformen eines Volkes entscheidend durch seine Umwelt und seine historischen Erfahrungen mitgeprägt seien.

So sagte Dollfuß 1933: "Gerade das jahrhundertelange Zusammenleben mit anderen Nationen hat den Österreicher weicher, duldsamer, verständnisvoller für fremde Kulturen gemacht, so sehr er auch auf die Erhaltung der Reinheit seiner eigenen Kultur und Art bedacht war"

Das österreichische Volk, verkörperte eine traditionsreiche Schicksalsgemeinschaft, die auf deutsch-sprachigen Boden und durch vielseitige Kultureinflüsse einen besonderen Lebensstil und Menschentyp geschaffen haben.

. Dollfuß meinte, Österreich sei wegen dessen Lage im Zentrum Europas am ehesten von jedem europäischen Konflikt berührt und habe daher größte Interesse für das Problem des Weltfrieden. Mit der Verteidigung der Unabhängigkeit Österreichs, leiste Österreich einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des Friedens in Europa. Die Schöpfer der neuen Österreich-Ideologie betonten immer wieder, daß ohne ein unabhängiges Österreich der Friede Europas und der Welt auf das schwerste gefährdet sei. So wurde Österreich als "Mutterzelle der neuen europäischen Solidarität" verstanden.

. Es gab zwar unter dem Ständestaat, wie auch in den letzten Jahrzehnten und in vielen Staaten des damaligen Europas einen Anti-Semitismus. Doch das neue System brachte keine schlechtere Lage für jüdische Bürger. Ein Hirtenbrief aller österreichischen Bischöfe, wurde zu Weihnachten 1933 von jeder Kanzel katholischer Kirchen vorgetragen, in dem der Nationalsozialismus heftig angegriffen wurde: "darum verurteilen wir den nationalsozialistischen Rassenwahn, der zum Rassenhass und Völkerkonflikten führt.Darum prdigen wir die Tugend des christlichen Patriotismus, verurteilen den Verrat am Vaterland und verurteilen den radikalen Rassen-AntisemitismusÖsterreich will wieder werden, was es Jahrhunderte hindurch war: ein Bollwerk des Völkerfriedens, ein zentrum abendländischer Kultur auf der Grundlage des christlichen Glaubens." Die "jüdische Front" kommentierte am 1. Mai 1937: " Es dürfte daher keinen aufrecht österreichischen Juden geben, der diesen Staat nicht freudig bejaht und bereit ist, ihm bedingungslos zu dienen und nach Kräften zu seinem Wohl und Aufbau beizutragen."


Weiters schreibt das "Wiener jüdische Familienblatt":

"Dollfuß heißt Österreich ! Der Kanzler hat uns zum Vaterland geformt."

Das Verhältnis zum Nationalsozialismus


Dollfuß meinte: "Tiefe Trauer erfasst uns, wenn wir sehen, zu welchen Ergebnissen eine Bewegung, die sich einbildet und versprochen hat, daß sie das deutsche Volk in eine glückliche Zukunft führen wolle, in kurzer Zeit gelangt" Er erhob die Frage, ob denn irgend jemand , der es mit Österreich gut meine, glauben könne, das Land:

"mit Handgranaten, mit Bomben, mit einem unerhörten System von Lügen" auf einen besseren Weg zu führen. Österreich sei in seiner Geschichte stets ein " Bollwerk christlich-deutscher Kultur" gewesen. Hier hätten sich Awaren wie auch Türken die Schädel eingerannt, hier habe der Bolschewismus eine undurchdringliche Wand gefunden und "hier wird auch der Nationalsozialismus sein < halt > finden."

Den "nationalen Kreisen" in Österreich rief Dollfuß zu: "Wollt ihr mit diesem Verbrechertum etwas gemeinsam haben ? Ich appelliere an euch, restlos und klar, den Trennungsstrichzu ziehen. Diesen Methoden gegenüber gibt es nur eine Stellungnahme und die ist: Ich bin dagegen. Wer das nicht eindeutig sagt, ist mitschuldig"

Somit hatte Bundeskanzler Dollfuß deutlicher als jeder andere Regierungschef des damaligen Europa das Wesen des Nationalsozialismus demaskiert. Dem Nationalsozialismus wurde nicht nur die heidnische und größenwahnsinnige Selbstvergötterung der Rasse, des Volkes und des Führers vorgeworfen sondern auch die Selbstisolierung des Deutschen-Reiches und die Verletzung des Völkerrechts.


Dollfuß und die Vision des Ständestatts


Dollfuß unternahm den Versuch die parlamentarischen Parteien der ersten Republik durch einen christlichen Ständestaat zu ersetzen. Als Gelegenheit dazu, bot sich Dollfuß die Selbstausschaltung des Parlaments am 4. März 1933. Das parlamentarischer Parteinsystem sollte durch ein neues System ersetzt werden, daß durch eine starke autoritäre- jedoch nicht diktatorische- Regierungsgewalt und durch die Mitbestimmung ständisch gegliederter Berufsverbände sowie durch föderalistische Elemente geprägt sein sollte.


Der Klassenkampf sollte durch ein neues System christlicher Sozialpartnerschaft überwunden werden. Parteien waren nicht vorgesehen. Die als Massenbewegung gegründete "Vaterländische Front" wurde nicht als politische Partei gesehen, sondern als eine gruppenübergreifende Organisation patriotischer Österreicher, die die Selbstständigkeit Österreichs ebenso bejahten wie auch eine soziale und politische Umformung im Sinne des christlichen Ständestaates.


Dollfuß sagte kurz nach der Machtübernahme: " Autorität heißt nicht Willkür, Autorität heißt geordnete Machtwenn ich nicht vom Tiefen Glauben durchdrungen wäre, daß der Weg den wir gehen, uns von oben als Pflicht vorgeschrieben istso würde ich nicht die seelische Kraft fühlen, so zu Ihnen zu sprechen und diesen Weg Ihnen voranzugehen. Ich bin überzeugt, daß es Wille einer höheren Macht ist, daß wir unser Heimatland Österreich mit seiner ruhmreichen Geschichte ,wenn auch heute in kleinerer Form, erhalten. Wie die kreuzfahrer von dem gleichen Glauben durchdrungen waren, so wie hier vor Wien ein Marco d' Aviano gepredigt hat < Gott will es > so sehen auch wir im starken Vertrauen  in die Zukunft, in der Überzeugung, Gott will es ! "



Von der Krise bis zur Selbstausschaltung des Parlaments


Die Selbstausschaltung des Parlaments im Jahr 1934, hatte eine lange Vorgeschichte.

. Die wirtschaftliche Notlage nach dem ersten Weltkrieg erfasste alle Bevölkerungsteile der ersten Republik, und es gab in weiten Kreisen der Bevölkerung ein wachsender Vertrauensschwund gegenüber der demokratischen Staatsform.

. Die junge Republik, war durch den Friedensvertrag von St. Germain dazu gezwungen, viele unpopuläre Maßnahmen durchzuführen.

. Politik bestand nicht in klaren Entscheidungen sondern aus einem ständigem Zick-Zack Kurs der Großpartein sowie mühsamen Suchen nach Kompromissen. Dies brachte nur

"halbe Lösungen" mit denen niemand zur Gänze befriedigt war.

. Hinzu kam das oft beispiellose Verhalten der Parlamentarier, die einander öffentlich beschimpften, sogar in Prügelein miteinander gerieten und sich einander wie Schulbuben mit Tintenfässern und sonstigen Geschossen bewarfen.


Wegen einer drohenden Stimmengleichheit bei einer Abstimmung, kam Otto Bauer auf die Idee, daß sein Parteigenosse Karl Renner sein Amt als Präsident niederlegen solle und dadurch eine zusätzliche Stimme sichert. Gesetzmäßig musste dann der Vizepräsident, ein christlich-sozialer das Amt übernehmen und würde dadurch sein Stimmrecht verlieren, so daß die gegnerischen Christlichsozialen um eine Stimmer schwächer wurden. Der christlich-soziale Vizepräsident durchschaute aber diesen Trick und legte sein Amt ebenfalls nieder.


Schockiert über dieses gegenseitige ausgetrickse der beiden Großpartein, legte auch der zweite Vizepräsident, ein Abgeordneter der Groß-Deutschen Partei sein Amt nieder.

Niemand konnte die Sitzung mehr schließen, die Abgeordneten liefen verwirrt auseinander.

Dieser Vorfall wurde international belacht " Der Nationalrat hat sich selbst die Beine abgeschlagen und liegt nun da, ein Krüppel."   

Diese unvorhergesehene Selbstausschaltung erschien Dollfuß wie ein Wink im Schicksal.


Die als gescheitert betrachtete Parteindemokratie sollte durch eine neue Staats und Verfassungsordnung, durch einen christlichen Ständestaat auf der Basis päpstlicher Sozialenzyklika ersetzt werden.


Durch die vorher erwähnten Grundübel der ersten Republik, entwickelten sich militärisch bewaffnete und geschulte Parteiarmeen, nämlich auf der linken Seite der republikanische Schutzbund und auf der anderen die Heimwehr.
















Die Heimwehr und Dollfuß

Die Heimwehr war ein zusammenfassender Name freiwilliger, zunächst überparteilicher Selbstschutzverbände, die sich unmittelbar nach dem Ende des 1. Weltkriegs in den Bundesländern als Ortswehren, Kameradschafts- und Frontkämpferverbände gebildet hatten. Bei den meisten Frontkämpferverbänden, wie auch bei der Heimwehr, entwickelte sich eine anti-marxistische und vor allem anti-parlamentarische Haltung.

Eine Reihe ihrer Führer zeigten sich vom Faschismus beeindruckt, betonten aber, daß die Verwirklichungsmöglichkeit dieses Systems in jedem Land anders sein müsse. Der prominenteste Führer der Heimwehr, Graf Starhemberg, sagte in einer Rede im März 1934: "..wir haben eine absolut positive Einstellung zur christlichen Weltanschauungwir lehnen jede utopische Form der Rassenlehre und ihren sinnlosen Folgerungen ab" Die Heimwehr verkörperte die einzige Organisation in Österreich, vor der die österreichischen Nazis echte Furcht empfanden, weil sie ihrem Terror mit geballter Faust begegneten. Da sie aber von Mussolini gefördert wurden, bildeten sie für Dollfuß nicht nur ein innenpolitisches, sondern auch ein außenpolitisches Problem. Zuweilen waren sie bedrohliche, druckausübende und unbequeme Bundesgenossen.

Teils direkt, teils indirekt über Italien, versuchte die Heimwehr zur Erreichung bestimmter Ziele, Druck auf Dollfuß aus zu über. Dollfuß geriet jedoch durch geschicktes taktieren zwischen den miteinander rivalisierenden Heimwehrführern Fey und Starhemberg, nicht in eine völlige Abhängigkeit. Es gelang ihm auch dem Druck Mussolinis, die Heimwehr stärker einzubeziehen sowie den Vorschlag einer "Faschistisierung Österreichs" , auszuweichen.               

In diesem Zusammenhang, ist ein Brief von Dollfuß an Mussolini erwähnenswert, in dem er folgendes erklärt:  "Bei allem Respekt, den ich Ihrem faschistisches Ideal gegenüber habe, fühle ich mich verpflichtet zu betonen, daß ich Ihnen nicht folgen kann, denn meiner Ansicht nach, ist ein System basierend auf dem pantheistischen Konzept, auf der Vergötterung eines Staates sowie auf der Unterdrückung der individuellen Persönlichkeit, den christlichen Prinzipien, auf die sich meine Politik gründet, diametral entgegengesetzt." Neben der Heimwehr gab es auch den republikanischen Schutzbund. Der Schutzbund erklärte sich auch als Instrument zur Verteidigung der Demokratie, doch Otto Bauer (einer der prominentesten Sozialisten), sah die Demokratie nicht als ein übergeordneter Grundwert, sondern als ein "Durchgangsstadium" zu einer rein sozialistischen Staatsform.

Der Bürgerkrieg

Die sozialdemokratische Partei hatte am 17. September 1933 beschlossen, ihre Mitglieder zum Bürgerkrieg aufzurufen, falls eines der drei Ereignisse vorkommen sollte:                       1.) Die Auflösung der Partei 2.) Die Auflösung der Gewerkschaften 3.) Die Besetzung des Rathauses. Bis zum 12. Februar 1934, war keines der Ereignisse eingetreten.

Am 11. Februar 1934, schrieb der oberösterreichische Schutzbundführer Richard Bernaschek, einen Brief an die sozialistische Parteileitung in Wien. Sollte es am nächsten Tag zu einer Waffendurchsuchung der Exekutive in irgendeiner oberösterreichischen Stadt kommen oder Funktionäre des Schutzbundes verhaftet werden, würde gewaltsamer Widerstand geleistet werden. Noch in gleicher Nacht, wurden sämtliche Waffen des Schutzbundes in Oberösterreich bereitgestellt.

Die Polizei erfuhr von dieser Kommunikation und beschloss am 12. Februar eine Waffensuchaktion, diesmal gegen die zentrale der Linzer Sozialdemokraten, durchzuführen. Als deshalb in der Früh des 12. Februars eine Polizeiabteilung vor dem Hotel Schiff erschien, um dieses nach Waffen zu untersuchen, wurden sie mit Maschienengewehrfeuer und Granaten beschossen und waren zum Rückzug gezwungen.

So verwandelte sich die Stadt Linz in ein Schlachtfeld. Den blutigen Preis, zahlten die Schutzbündler in Wien, wo sie zwar in das Stadtzentrum eindringen wollten, doch fast überall auf abgeriegelte Einheiten der Exekutive stießen.

Ein Augenzeuge schreibt: "Die Brechung des Widerstandes in den von den Schutzbündlern besetzten Gemeindebauten war für die Polizei eine unlösbare Aufgabe.                                 Im Maschienengewehrfeuer, brachen alle versuche die roten Bastionen zu stürmen zusammen. In der Erkenntnis, daß nur durch die Verwendung schwerer Waffen dem Kampf ein Ende gesetzt werden könnte, entschloß sich die militärische Führung zur Verwendung zum Einsatz der Artillerie. Es genügte oft nur die Abgabe von wenigen Schüssen, um die Verteidiger von der Aussichtslosigkeit eines weiteren Widerstandes zu überzeugen." An Verlusten erlitt die staatliche Exekutive und die freiwilligen Wehrverbände 128 Tote, der Schutzbund 193 Tote. Auch 109 unbeteiligte Zivilisten sind getötet worden.

Obwohl die Exekutive schon vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges, 685 Maschienengewehre, 38 370 Gewehre und diverse Sprengkörper beschlagnahmt hatten, wurden als Ergebnis der Kämpfe immer noch weitere 90 Maschienengewehre, 5000 Gewehre, 3800 Pistolen sowie Handgranaten sicher gestellt.

Blitzputsch und Kanzlermord in Wien


Hitler musste im Frühjahr 1934 erkennen, dass Österreichs Widerstand trotz des zusätzlich verschärften Wirtschaftskrieges (siehe Kapitel 4.) noch nicht in die Knie gezwungen war.

Er war außer sich vor Zorn. Das bestätigt ein Gespräch vom Mai 1933: "Ich werde diesem Dollfuß den Prozess machen lassensie werden noch auf den Knien vor mir liegen, aber ich werde sie eiskalt als Verräter hinrichten lassen."


Schon einen Monat vor dem Putsch, der das Dollfuß-Regime stürzen sollte und an Stelle Dollfuß den Nationalsozialisten Rintelen setzen sollte, forderte der "Völkische Beobachter" (die Tageszeitung der NSDAP) die Bildung einer neuen Österreichischen Regierung unter dem erwähnten Rintelen.


Die SS-Sturmbandführer Theo Habicht, Rudolf Weydenhammer und Fridolin Glass, trugen die Hauptverantwortung der Putschplanung. Glass hatte in Wien die sogenannte

"SS Standarte 89" organisiert. Am 25. Juli 1934, startete in Wien um 12 Uhr 45 eine Lastwagen Kolonne mit ca. 150 bewaffneten Putschisten von der Siebensternstrasse aus zum Ballhausplatz fuhren. Sie waren getarnt in Uniformen des berühmten Wiener Hoch-und Deutschmeisterregiments und der Polizei.


Eines konnten aber die Putschisten nicht wissen, dass einer der Verschwörer Gewissensbisse bekommen hatte und die Regierung vor einem Anschlag warnte. Dollfuß beauftragte Generalmajor Zehner, das Bundesheer und die Polizei in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Er bat auch die Bundesminister zur Rückkehr in ihre Ministerien, damit sie im Falle eines Putsches nicht alle in der Mäusefalle sitzen.  Vierzig Minuten später gelang es den Putschisten ungehindert die dortigen Wachen zu überrumpeln und stürmten das Gebäude im Laufschritt.

Der Lärm wurde von oben gehört. Auf dem Fluchtweg über eine unbekannte Wendeltreppe, begegneten Dollfuß zehn Putschisten. Einer von ihnen, Otto Planetta, feuerte aus 15 Zentimeter einen Pistolenschuss auf Dollfuß ab, der den Halswirbel des Bundeskanzlers zerschlug. Als Folge traten eine innere Blutung und eine Rückenmarkslähmung auf.

Im Verlauf eines Gespräches mit den Putschisten, gaben die Putschisten auf den schwerverwundetem Bundeskanzler aus Wut einen zweiten Schuss ab, der ihn allerdings nur leicht verletzte.


Vergeblich bat Dollfuss, man möge einen Priester und einen Arzt rufen. Beides wurde ihm von den Putschisten verweigert. Die SS-Putschisten versuchten den Bundeskanzler zu verwirren und auf ihn Druck auszuüben, in dem sie die Lage falsch darstellten. Es ist gewiss, daß Dollfuß keinen Überblick über die Situation haben konnte.


Er muß in seiner schweren Sterbestunde unter dem furchtbaren Eindruck gestanden sein, daß sich die Polizei und das Bundesheer gegen ihn verschworen hatten und das sein Lebenswerk zusammengebrochen sein. Nach einem Gruß an seine Frau und seine zwei Kinder sagte Dollfuß zu seinen Wachbeamten wörtlich: "Kinder, ihr seid so lieb zu mir, warum sind die anderen nicht auch so ? Ich habe immer nur den Frieden haben wollender Herrgott soll ihnen vergeben." Nach dreistündigem Todeskampf, satrb Dollfuß. Hitlers Hauptwidersacher in Österreich war tot.


Der Exekutive gelang es die Putschisten zur Räumung des Bundeskanzleramtes zu veranlassen. Ihnen war freies Geleit für den Fall zugesichert worden, daß kein Menschenleben auf Seite der Mitglieder der Regierung zu beklagen sei. Die Putschisten willigten ein. Sie verschwiegen aber, daß Dollfuß tot ist und wurden verhaftet.

Der Putsch auf die Österreichische Bundesregierung war somit fehlgeschlagen.   


Die in Wien ausgestrahlte Radionachricht vom angeblichen Rücktritt der Dollfuß Regierung und ihre Ersetzung durch eine neue Regierung unter Rintelen, war landesweit ein Geheimsignal für österreichische Nationalsozialisten zur Erhebung gegen die Regierung.

Somit kam es in allen Bundesländern Österreichs zu einem Machtkampf um Österreich, hauptsächlich aber in der Steiermark und in Kärnten.


Doch auch die aufständischen Nationalsozialisten wurden vernichtend von dem Bundesheer, der Polizei und den freiwilligen Schutzcorps geschlagen.

Die Fahnentreue der österreichischen Exekutive hatte sich bewährt.


Es stimmt zwar, dass Hitlers Widersacher Dollfuss getötet wurde; doch dieses Ereignis, hatte vor allem im Ausland Reaktionen hervorgerufen, die für Hitler äußerst unangenehm waren.

Hitler machte ein starkes Rückzugsmanöver. Somit hatte Hitler 1934 in Österreich, die größte außenpolitische Niederlage vor 1941 erlitten.


In vielen Orten, wurden Straßen, Plätze und Kapellen nach ihm benannt. Natürlich förderte die Vaterländische Front den neuen Heldenkult. Auch die Kirche tat das auf ihre Weise.

Wie viele Opfer sterben schließlich mit der Bitte, der Herrgott möge den Tätern verzeihen und das unter starken Schmerzen und Verzweiflung. Dollfuß hatte sich durch seine natürliche und warmherzige Art des Umgangs mit Menschen in weiten Kreisen der christlich-sozialen Wählerschaft und vor allem auch im Bauerntum echte Sympathien erworben, die sich durch seinen dramatischen Tot nur erhöhten.






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