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Die Rheinubergange und Britannienuberfahrten Caesars - Darstellung und moderne Kontroverse



Universität Hannover

Historisches Seminar



Referat


Die Rheinübergänge und Britannienüberfahrten Caesars:



Darstellung und moderne Kontroverse



EINLEITUNG:


Das nachfolgende Kurzreferat behandelt die Rheinübergänge und Britannienüberfahrten Caesars in den Jahren 55 bis 53 v.Chr. während seiner gallischen Statthalterschaft. Dargestellt werden sollen u.a. die Ereignisse, Motive, Ziele und Ergebnisse dieser Operationen, sowie die Diskussion selbiger in der modernen Literatur.




EREIGNISSE, MOTIVE, ERGEBNISSE:


Der 1. Rheinübergang im Frühsommer 55  (B.G. IV, 16-19):

Der Feldzug gegen die germanischen Usipeter und Tenktherer bewog Caesar u.a., den Rhein zu überschreiten und den Germanen Macht und Mut des römischen Heeres zu demonstrieren, um sie zukünftig davon abzuhalten, allzu leichtfertig und unüberlegt in Gallien einzufallen. Außerdem weigerten sich die Sugambrer, ebenfalls ein rechtsrheinischer Germanenstamm, die flüchtige Reiterei der besiegten Usipeter und Tenktherer, die nicht bei der entscheidenden Schlacht bei Andernach zugegen war, an Caesar auszuliefern, mit der Begründung, daß dieser rechts des Rheines keinerlei Befehlsgewalt beanspruchen könne. Schließlich ereilte ihn noch ein Hilfegesuch der befreundeten Ubier, die Caesar um Unterstützung gegen die sie hart bedrängenden Sueben baten und bereit waren, ihm für einen eventuellen Rheinübergang Schiffe bereitzustellen.

Caesar, der sich aufgrund der genannten Begebenheiten zum Rheinübergang entschloß, war jedoch der Ansicht, ein Übergang mit Schiffen sei nicht nur zu gefährlich, er entspreche auch nicht der Würde des römischen Volkes. So ließ er in nur 10 Tagen im Neuwieder Becken eine feste Brücke über den Rhein bauen - nicht nur wegen der natürlichen Hindernisse, die dem Rhein zu eigen waren, eine pioniertechnische Glanzleistung ohnegleichen -, diese durch Mauerbrecherpfähle absichern und das Heer über den Fluß rücken. Nachdem er an jedem Brückenkopf eine starke Sicherungstruppe hinterlassen hatte, marschierte er in das Gebiet der Sugambrer, wobei er auf dem Weg dorthin die Friedensangebote verschiedener germanischer Stämme entgegennahm. Es kam jedoch nicht zu einem Konflikt mit den Sugambrern, da diese bei Beginn des Brückenbaues und auf Anraten der bei ihnen verweilenden Tenktherer und Usipeter samt ihrer Habe in die Wälder geflüchtet waren. So ließ Caesar die Dörfer und Gehöfte der Sugambrer niederbrennen und das Getreide abmähen und ging dann zurück zu den Ubiern, um sich deren Hilfegesuches anzunehmen. Dort angekommen erfuhr er, daß die Sueben nach der Nachricht vom Brückenbau ihre Familien und ihren Besitz in Sicherheit gebracht hatten und mit allen wehrfähigen Männern in der Mitte des Suebenlandes kampfbereit den Anmarsch der römischen Legionen erwarteten.

Caesar ließ sich jedoch nicht auf dieses Wagnis ein und da er befand, daß er alles erreicht hatte, wozu er mit seinem Heer den Rhein überquerte - Demonstration römischer Macht, Rache an den Sugambrern und Hilfe für die Ubier-, ging er nach insgesamt 18-tägigem Aufenthalt jenseits des Rheines wieder nach Gallien zurück und ließ die Brücke abreißen.


Die 1. Britannienüberfahrt im Spätsommer/Herbst 55  (B.G. IV, 20-36):

Obwohl der Sommer sich dem Ende neigte, entschloß sich Caesar zu einer Überfahrt nach Britannien, da von dort beständig Unterstützung für aufrührerische gallische Stämme herkam. Weil die Geographie der Insel und Sitten der dortigen Stämme nahezu gänzlich unbekannt waren, schickte er Gaius Volusenus mit einem Kriegsschiff auf eine kurze Erkundungsfahrt vor Britanniens Küsten, während er mit dem Heer zu den Morinern zog und eine große Flotte bauen und zusammenziehen ließ. Von Kaufleuten informiert, schickten mehrere britannische Stämme Gesandte mit Friedensangeboten, welche von Caesar freundlich angenommen wurden. Daraufhin entließ Caesar den Atrebaten Commius, einen ihm treu ergebenen Freund, mit dem Auftrag nach Britannien, mit möglichst vielen Stämmen bezüglich ihrer freiwilligen Unterwerfung zu verhandeln. Das Friedensangebot von Teilen der Moriner, die ihre Unterwürfigkeit bestätigen und bekräftigen, kam Caesar dabei sehr gelegen, da er so keinen Feind im Rücken hatte und die fortgeschrittene Jahreszeit einen Krieg auch schwierig machen würde. Schließlich teilte Caesar das Heer in drei Kontingente: die Invasionsarmee mit zwei Legionen, die Sicherungstruppe des Hafens unter dem Legaten Publius Sulpicus Rufus und die Hauptmacht unter den Legaten Quintus Titurius Sabienus und Lucius Aurunculeius Cotta, die gegen die Menapier und nicht unterwürfige Morinergaue vorgehen sollte.

Als das Fahrwetter günstig war, segelte Caesar um die dritte Nachtwache [wahrscheinlich von Boulogne] ab und befahl den verbündeten gallischen Reitern, zu den restlichen Schiffen weiter nördlich [nach Ambleteuse] zu gehen und nachzukommen. Schon um die vierte Tagesstunde erreichte die Flotte die britannische Küste, konnte jedoch aufgrund der natürlichen Gegebenheiten und einer starken, feindlichen Streitmacht nicht anlanden. Nach einer Besprechung mit seinen Unterführern suchte Caesar ca. 7 Meilen aufwärts einen geeigneteren Landeplatz und ließ die Schiffe an offenem, flachem Strand ankern. Da die großen Kriegsschife jedoch nur im tieferen Wasser liegen konnten und das Gelände unbekannt war, war es für die Römer äußerst schwierig, im Wasser Fuß zu fassen und nach römischer Kriegskunst zu kämpfen, so daß ihre Motivation von Unsichertheit und Unbehagen geschwächt war. Die nachgerückten Feinde, sich dieser Tatsache bewußt und ortskundig, begannen mit der Beschießung der römischen Flotte und trieben ihre Streitwagen nahe an das Ufer heran. Als Caesar dies sah, schickte er die leichteren Lastschiffe in die Flanke der Barbaren und begann seinerseits, die Feinde mit Geschossen einzudecken, die sich daraufhin erschrocken etwas zurückzogen. Diesen Moment nutzten die Römer zu einem entschlossenen, wegen der äußeren Umstände zunächst ungeordneten Angriff, der trotz heftigstem Widerstand bald Form annahm und die Feinde schließlich in die Flucht schlug. Da die gallische Reiterei aber noch nicht zugegen war, konnten die Barbaren nicht verfolgt werden, sie bereiteten Caesar jedoch umgehend Friedensangebote, bedauerten ihr Verhalten - sie hatten die Römer trotz vorherigem Friedensabkommen durch Gesandte auf dem Festland angegriffen -, und stellten einen Teil der von Caesar geforderten Geiseln. Außerdem ließen sie Commius frei, den sie bei seiner Ankunft gefangengenommen hatten. Die gallische Reiterei lief erst drei Tage nach Caesars Ankunft in Britannien vom nördlichen Hafen aus, geriet unglücklicherweise kurz vor dem Ziel in einen Sturm, wurde versprengt und mußte gänzlich nach Gallien zurückkehren.



In jener Nacht wurde die Flotte von einer Springflut erheblich beschädigt, was bei den Römern große Niedergeschlagenheit hervorrief, da nicht nur aufgrund fehlenden Reperaturmaterials die Rückkehr, sondern auch die Versorgung gefährdet war. Die britannischen Führer erkannten die römische Misere und entschlossen sich auch aufgrund der geringen Größe des feindlichen Lagers, die Römer vom Nachschub abzuschneiden und den Kampf wiederaufzunehmen, um so auch ein Exempel für nachfolgende mögliche Invasoren zu statuieren. Caesar spürte das kommende Unheil und traf entsprechende Vorkehrungen, so ließ er beispielsweise das Lager stark ausbessern und einen Großteil der Schiffe unter schwierigen Umständen wieder reparieren. Da die Barbaren jedoch keinen Verdacht wegen neuer Feindseligkeiten aufkommen ließen, wurde die 7. Legion auf die Felder zum Getreideholen geschickt. Dort angekommen, geriet sie in einen Hinterhalt der Britannier und wurde hart bedrängt. Caesar, von seinen Wachen über diesen Kampf informiert, ahnte den Sachverhalt und eilte seinen Soldaten mit Entsatz zu Hilfe. Beim Kampfplatz angekommen, brachte er den feindlichen Angriff zum Stehen, hielt den Zeitpunkt für eine Schlacht aber für ungünstig und führte die Soldaten zurück zum Lager. In den folgenden Tagen riefen die Britannier, ermutigt durch die angebliche Schwäche der römischen Armee und durch die Aussicht auf Beute und Freiheit, eine große Streitmacht zusammen und strömten zum Lager, die Römer schlugen sie jedoch entscheidend, verfolgten sie und brannten ihre Gehöfte und Dörfer nieder. Daraufhin unterwarfen sich die Feinde und baten um Frieden. Caesar ließ sich Geiseln stellen und kehrte kurze Zeit später nach Gallien zurück.


Die 2. Britannienüberfahrt im August/September des Jahres 54  (B.G. V, 1-23):

Nachdem die römischen Truppen im Winter 55/54 etwa 600 Schiffe und 28 Kriegsschiffe ausgerüstet hatten, sammelte Caesar seine Flotte in Portus Itius [Boulogne] und bereitete sich, während er obendrein noch in das Gebiet der Treverer zog und einen Streit um die Herrschaft schlichtete und regelte, auf die zweite Überfahrt nach Britannien vor. Als er mit seinen Legionen wieder in Itius angekommen war, ließ er die führenden Adligen von allen Stämmen zu sich kommen und sie, bis auf wenige, deren Treue er sich sicher war, als Geiseln festhalten, um während seiner Abwesenheit keinen Aufstand in Gallien fürchten zu müssen, da er wußte, das Gallien noch keineswegs befriedet war. Besonders eine der Geiseln, der Haeduer Dumnorix, erwies sich als besonders umstürzlerisch und aufhetzerisch gegen den gallischen Adel und bereitete Caesar verstärkt Schwierigkeiten, die dieser jedoch nach einigen Anstrengungen überwand, indem nach der Flucht von Dumnorix die gerade begonnene Einschiffung sofort stoppte und diesen schließlich von seinen Reitern aufspüren und niederhauen ließ.

Danach übergab Caesar seinem auf dem Festland verbleibenden Legaten Labienus drei Legionen und 2000 gallische Reiter zum Schutz der Häfen und des Getreidenachschubes und zur Beobachtung der Situation in Gallien. Er selbst schiffte sich mit fünf Legionen, 2000 Reitern und der größten bisher gesehenen Ivasionsflotte von ca. 800 Schiffen nach Britannien ein. Die Landung erfolgt im Gegensatz zur ersten Überfahrt ohne feindliche Kontakte, da die versammelten Britannier sich ob der Masse der Schiffe verschreckt ins Binnenland zurückgezogen hatten. Caesar wählte einen geeigneten Lagerplatz, ließ 10 Kohorten und 300 Reiter unter dem Befehl von Quintus Atrius zur Sicherung von Schiffen und Lager zurück und machte sich noch in der Nacht auf den Marsch in Richtung des ihm von gestellten Feinden mitgeteilten Standortes der gegnerischen Truppen. Nach etwa 12 Meilen kam es schließlich zum Gefecht, aus dem die Römer trotz der befestigten Stellungen der Britannier siegreich hervorgingen und die Barbaren in die Flucht schlugen. Caesar verbot jedoch eine Verfolgung der Feinde und ließ ein Lager errichten. Tags darauf ordnete er die Verfolgung der Gegner an, mußte die Operation jedoch wieder abbrechen, da Boten des Quintus Atrius ihm meldeten, daß ein verheerender Sturm die Flotte in der Nacht schwer beschädigt hatte. Auf diese Nachricht hin kehrte Caesar ohne Umschweife mit seinen Truppen zum Hauptlager am Strand zurück und begutachtete die Situation. In den folgenden 10 Tagen ließ Caesar nun unter großen Anstrengungen die Schiffe, wenn möglich, reparieren, an Land ziehen und durch fortlaufende Befestigungen mit dem Lager verbinden. Nachdem das geschehen war, teilte er die gleichen Einheiten wieder zum Schutz des Lagers ein und begab sich zurück an die Stelle, von der er umgekehrt war.

Dort angekommen, wurden die römischen Truppen von größeren Streitkräften der Britannier erwartet, die sich trotz innerer Konflikte zwischen den einzelnen Stämmen zusammengeschlossen und den Oberbefehl dem Cassivellaunus aus dem Gebiet jenseits der Themse übertragen haben. [An dieser Stelle (B.G. V, 12-14) unternimmt Caesar einen kurzen Exkurs über Land und Sitten der Britannier.] Die Barbaren gingen zum Angriff über und wurden zurückgeschlagen, bedrängten die Römer auf ihrem Marsch und beim Befestigen des Lagers jedoch immer wieder, teilweise sogar recht beträchtlich und waren aufgrund ihrer fremden und verschlagenen, durch die Streitwagen und Reiter ermöglichten Kriegstaktik schwer zu fassen, da sie sich stets außerordentlich schnell wieder zurückziehen konnten und somit einer Verfolgung geringe Chancen einräumten. Caesar wurde schnell klar, daß er die übliche römische Takitk ändern und besonders vorsichtig vorgehen mußte. Als der zum Futterholen ausgesandte Legat Gaius Trebonius samt drei Legionen und der ganzen Reiterei in einen Hinterhalt der Britannier geriet, war das Schlachtenglück auf Seiten der Römer, die die Feinde nicht nur in die Flucht schlugen, sondern auch noch viele von ihnen auf dem Rückzug niedermachten und erreichten, daß die zerstreuten Gegner zukünftig nicht mehr mit ihrer gesamten Streitmacht gegen die Römer antraten.

Caesar erkannte die feindliche Strategie und führte das Heer schnell an die Themse ins Land des Cassivellaunus. Obwohl die Flußüberquerung nur an einer Stelle durchzuführen war und durch feindliche Präsenz und Sicherheitsmaßnahmen erheblich erschwert wurde, gingen die Römer mit solcher Geschwindigkeit und Entschlossenheit über den Fluß, daß die Gegner dem nicht standhalten konnten und flohen. Cassivellaunus gab nun alle Hoffnung auf den Erfolg einer Schlacht auf, entließ einen Großteil seiner Truppen und ging mit etwa 4000 Wagenkämpfern zu einer Guerillataktik über, indem er Nahrung, Vieh und Menschen vor den vorrückenden Römern in die Sicherheit der Wälder schaffte und nur kleinere, verstreute Gruppen der römischen Armee überfallartig angriff. Die Römer reagierten daraufhin entsprechend mit einer engen Marschordnung und durch Verwüstung der Felder und Gehöfte. Zwischenzeitlich unterwarfen sich die Trinovanten, der mächtigste Stamm in diesem Gebiet, mit der Bitte um Schutz und Rückführung des Mandubracius, Sohn des ehemals von Cassivellaunus ermordeten Königs ihres Stammes, der sich Caesar vertrauensvoll angeschlossen und zu ihm aufs Festland begeben hatte. Caesar forderte Geiseln und Getreide und willigte ein. Dominoartig ergaben sich daraufhin auch andere britannische Stämme, da sie somit geschützt und auch vor den römischen Soldaten sicher waren.

Von Angehörigen der unterwürfigen Stämme erfuhr Caesar, daß das befestigte und gut geschützte Lager (Oppidum) des Cassivellaunus, in dem sich eine große Anzahl von Menschen und Vieh befände, ganz in der Nähe gelegen sei. Caesar marschierte dorthin und bestürmte den Platz von zwei Seiten. Die Britannier konnten sich nicht lange halten und flohen auf der rüchwärtigen Seite des Lagers, wurden jedoch teilweise gefangen oder niedergemacht. Daraufhin rief Cassivellaunus die Herrscher vom am Meer gelegenem Gebiet Cantium auf, das römische Schiffslager zu überfallen und zu stürmen. Diese kamen dem Aufruf nach, wurden jedoch von den dort stationierten Truppen verlustreich geschlagen. Nach dieser Niederlage unterwarf sich Cassivellaunus dem Caesar, der hierauf Geiseln forderte und einen jährlichen Tribut Britanniens an das römische Volk festsetzte. Da der Sommer fast vorüber war und Caesar wegen möglicher Unruhen in Gallien überwintern wolte und erkannte, daß man ihn in Britannien leicht hinhalten konnte, kehrte er zum Schiffslager zurück und setzte das Heer in zwei Transporten ohne nennenswerte Zwischenfälle wieder zum Festland über.




Der 2. Rheinübergang im Jahre 53  (B.G. VI, 9-10; 29):

Nach den Kämpfen in Nordgallien gegen die Treverer und Menapier entschloß sich Caesar zu einem erneuten Übergang über den Rhein. Er wollte die Entsendung von Hilfstruppen zu den Treverern ahnden und verhindern, daß Ambiorix jenseits des Rheines Zuflucht finden würde. In der oben beschriebenen Bauweise errichtete er in wenigen Tagen erneut eine Brücke etwas oberhalb der ursprünglichen Stelle, hinterließ an den Brückenköpfen wieder eine starke Bedeckung und führte die Hauptmacht des römischen Heeres und die Reiterei hinüber in das Gebiet der Ubier. Diese bekräftigten, nichts mit den Hilfstruppen für die Treverer zu tun zu haben und das sie Caesar nicht die Treue gebrochen hätten. Nach eingehenden Untersuchungen stellte Caesar fest, daß die Hilftruppen von den Sueben entsandt worden waren und nahm die Rechtfertigungen der Ubier an. Auf die Nachricht hin, daß die Sueben all ihre Streitkräfte zusammenzogen, befahl er den Ubiern. sich samt ihrer Habe in ihre befestigten Orte zu begeben, wählte einen günstigen Lagerstandort aus und sorgte für genügend Proviant in der Hoffnung, die Sueben würden sich u.a. aufgrund von Nahrungsmangel auf eine Schlacht unter für sie ungünstigen Umständen einlassen. Durch ubische Kundschafter erfuhr Caesar jedoch, daß die Sueben sich an die äußersten Grenzen ihres Gebietes an den Rand eines riesigen Waldes zurückgezogen hätten und dort auf die Römer warten würden. Nun mußte Caesar aber befürchten, daß die Versorgung des Heeres bei einem weiteren Vorrücken aufgrund der germanischen Siedlungs- und Landwirtschaftsstrukturen gefährdet wäre (- die Germanen legten auf Ackerbau wenig wert -) und beschloß, ein weiteres Vorstoßen zu vermeiden und nach Gallien zurückzukehren. Um bei den Barbaren jedoch die Furcht vor einer römischen Rückkehr zu wahren und die Entsendung weiterer Hilfstruppen für aufrührerische gallische Stämme zu erschweren, riß er nach der Rückführung des Heeres über den Rhein die Brücke zum ubischen Ufer hin nur auf ca. 60m Länge ab, befestigte sie und hinterließ eine Schutztruppe von 12 Kohorten unter dem Kommando des Gaius Volcacius Tullus.



Die Diskussion der Rheinübergänge und Britannienüberfahrten

in der modernen Literatur


RHEINÜBERGANGE:

Autor

Meinung zu den Rheinübergängen

Stade

Es war eine notwendige Demonstration röm. Macht, die der Sicherung Roms dient und Caesar als Verteidiger gemeinsamer Interessen erweist. Die von Caesar immer wieder beschriebenen Schwierigkeiten aufgrund natürlicher Hindernisse, wie etwa Wälder und Sümpfe, stellt seine Leistungen als Feldherr und die Macht seines Heeres deutlich heraus und begründet gleichsam, warum er sich nur mit Demonstrationen begnügen mußte.

Meier

Caesar wollte sich neben den bereits genannten Gründen auch den Rücken für andere, langwierigere Aktionen [Britannieneroberung?] freihalten.

Gesche

Beide Unternehmungen sollten Caesars Anspruch auf die gallischen Gebiete bis zum Rhein bekräftigen, den Rhein als Grenze des römischen Herrschaftsgebietes sichern und abschreckend auf germanische Vorstöße zum oder über den Rhein wirken. Caesar war im Gegensatz zu anderen Meinungen kaum darauf aus, die Rheinübergänge als Auftakt einer großangelegten Eroberung jenseits des Rheines angesehen zu haben, wenn man ihm nicht mangelndes Einsichtsvermögen in militärische Gegebenheiten und die Fehleinschätzung der Situation in Gallien unterstellen möchte.

Gelzer

Es handelt sich beim ersten Rheinübergang lediglich um eine Sicherung der Rheingrenze.

Mommsen

Caesar hatte nicht die Absicht, die Ubier von der suebischen Bedrohung zu befreien, was ihn in endlose Unternehmungen verwickelt hätte. Aber es schien zweckmäßig, durch römische Präsenz rechts des Rheines ein Erscheinen germanischer Gruppen links des Rheines zukünftig zu verhindern. Ein Übergang über den Rhein würde nicht nur den Germanen, sondern auch den gallischen Kelten sehr imponieren. Mit dem zweiten Rheinübergang wollte Caesar womöglich den 'lästigen Nachbarn' einen entscheidenden Schlag verpassen.


BRITANNIENÜBERFAHRTEN:

Autor



Meinung zu den Britannienüberfahrten

Stade

Die Übergänge nach Britannien warfen politische und militärische Probleme auf und sollten nach den waghalsigen Unternehmungen jenseits des Rheines das Prestige Caesars weiter steigern. Indem Caesar seine Fehler bei Planung und Durchführung der Operationen in diesem Falle offen zugibt und zugleich das Meistern eben jener beschreibt, stellt er sich selbst wiedermals als überlegener Feldherr dar.

Meier

Caesar vermutete jenseits des Kanals wahrscheinlich auch große Reichtümer aller Art und führte die erste Expedition nur als Ouvertüre zu einem späteren Feldzug durch. Diese Expedition brachte ihm wohl zu seinem Verdruß nur den Ruhm ein, eine unbekannte Insel betreten zu haben und er war froh, sie beendet zu haben. Nach der zweiten Überfahrt war Britannien noch nicht erobert, der auferlegte Tribut wurde wahrscheinlich nie entrichtet und Caesar verlor als erste große Schlappe seit Beginn seiner Statthalterschaft den Feldzug und ein Jahr. Er hatte sich bei der Suche nach immer spektakuläreren Erfolgen übernommen.

Gesche

Caesar ging in der Absicht nach Britannien, dieses Gebiet weitgehend unter römische Kontrolle zu bringen. Er war wohl realistisch genug, um nicht sofort an eine totale Einbeziehung Britanniens in das römische Reich zu denken, aber allein die sorgfältigen Vorbereitungen vor der zweiten Überfahrt lassen diesen Schluß zu. Obwohl von Inbesitznahme der südenglischen Gebiet nicht die Rede sein kann, steigerten gerade diese Fahrten Caesars Prestige und Ansehen in Rom nicht unerheblich. Auch die Zeitgleiche der ersten Expedition mit dem ersten Rheinübergang ist kein Zufall, Caesars Maßnahmen am Rhein können u.U. als direkte Vorstufe und Vorbereitung der Fahrt nach Britannien angesehen werden.

Gelzer

Die Überfahrt nach Britannien sollte eine dauerhafte Besitzergreifung dieses reichen Landes einleiten und in Rom Eindruck machen. Caesar erfuhr jedoch eine Schlappe, da die erhoffte, reiche Beute ausblieb und er den Feldzug aufgrund der sich verschlimmernden Lage in Gallien abbrechen mußte.

Mommsen

Caesar wollte den Britanniern mit der ersten Überfahrt lediglich die militärische Macht Roms vorführen und dachte weniger an eine Eroberung Britanniens. Trotzdem war er nach der ersten Expedition mit dem Erreichten hoch unzufrieden und bereitete die zweite Überfahrt wesentlich besser und umfangreicher vor. Caesar plante wohl diesmal die Eroberung Britanniens, scheiterte jedoch an der klugen Verteidigungstaktik des Cassivellaunus und an der Unbrauchbarkeit der italischen Ruderflotte, denn auch das der Tribut niemals entrichtet wurde, ist gewiß. Den einzigen Erfolg, den Caesar wahrscheinlich neben dem Ruhm verbuchen konnte, war, daß von der britannischen Insel wohl keine weiteren Hilfstruppen nach Gallien entsandt wurden.


Historische Probleme, die sich aus den Ereignissen ergeben:

- Genaue Lokalisierung von Orten, etc.

- Wie schwerwiegend waren die Gründe, mit denen Caesar sein Verhalten rechtfertigte?

- Warum zeigte die heftige Kritik seitens der Optimaten im Senat wenig Erfolg?




LITERATUR:

Caesar, Der Gallische Krieg, übersetzt u. erläutert v. Otto Schönberger, München 1991

M. Gelzer, Caesar - Der Politiker und Staatsmann, Wiesbaden 61960 (=ND 1983).

H. Gesche, Caesar (EdF 51), Darmstadt 1976.

Chr. Meier, Caesar, München 31993.

K. Stade, Cajus Julius Caesar, in:  Klassiker der Kriegskunst, Darmstadt 1960, 55-103.

P. Tasler, Caesar, in: RGA 4, 1981, 310-319.

D. Timpe, Caesars gallischer Krieg und das Problem des röm. Imperialismus, in: Historia 14, 1965, 189-214.

A. Heuß, Römische Geschichte, Braunschweig 61987.

Th. Mommsen, Römische Geschichte, München 51993.

Krohmeyer/Veith, Schlachtenatlas des Altertums. Römische Abteilung, Leipzig 1922.










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