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DIE MEDIZIN IM ANTIKEN ROM

Die Medizin im

antiken Rom



Bibliographie

Wess, Robert: Faktensammlung zur antiken Medizin.



Biedermann, Hans: Medicina magica; Graz 1978


I. Die Bedeutung der Medizin für den antiken Menschen


"Es gibt Tausende von Völkern, die ohne Arzte leben, aber trotzdem nicht ohne Medizin." Plinius der Altere

Dieser Satz eines der berühmtesten Arzte, die Rom jemals hervorbrachte, drückt sehr gut die Stellung der Heilkunde in der frühgeschichtlichen Epoche aus: Arzte wurden als überflüssig angesehen. Man war der Meinung, daß es unnötig sei, die Kran­ken zu pflegen, da das Schicksal und die Götter ohnehin die Menschen sterben ließen, die sie hinweg zu raffen beabsichtigten.

Jedoch entwickelte sich mit der Zeit auch eine in manchen Bereichen sehr gedie­gene Kräuterheilkunde. Diese in Rom "scientia herbarum" genannte Kunst, Verwun­deten und Kranken zu helfen, wurde der Sohn vom Vater gelehrt, sodaß das Wissen viele Generationen hindurch erhalten blieb.

Natürlich kam auch bald zu den mehr oder minder empirisch erlangten Kenntnissen auch noch das Okkulte in Form einer Art Zauberei hinzu. Ab damals gab es auch Beschwörungen, die helfen sollten, den Kräutern mehr Wirkung zu verleihen.

II. Historische Entwicklung

Es gab drei geistesgeschichtliche Gegebenheiten für das Entstehen und die Weiterentwicklung der griechischen, beziehungsweise antiken Medizin. Diese Verallgemeinerung kann man treffen, da man zu keinem Zeitpunkt von einer rein römischen ärztlichen Wissenschaft sprechen kann. Diese Gegebenheiten waren:

n       Die Empirie

n       Das Religiös-Magische

n       Die Spekulationen der Naturphilosophen

Der zweite Punkt, also die religiöse Motivation, verkümmert jedoch bald und läßt somit den anderen beiden freien Lauf. Dies bedeutete, daß man die Ursachen der Krankheiten, aber sehr wohl auch der Gesundheit zu erkennen suchte. Drei Schlagworte wären hierzu zu nennen: Diagnostik, Prognostik und Therapie. Dies bedeutete, daß die Kranken anfangs untersucht zu werden hatten, ehe der Arzt eine Vermutung über die Art der Krankheit und die damit verbundene Behandlung äußerte.

II.A. Die griechische Medizin

Ursprünglich stand die hellenische Medizin in Verbindung mit dem Gott Apoll. Der Legende nach wurden Chiron von Apoll die ärztlichen Künste beigebracht, der diese wiederum an Askulap weitergab. Jener dürfte in Wirklichkeit um 1200 a.C.n. gelebt haben, später aber als Gott angesehen und verehrt worden sein.

II.A.1. Die Koische Schule

Die vehementesten Vertreter der genannten Grundsätze der Diagnostik, Progno­stik und Therapie betreffend waren die Mitglieder der im vierten und fünften Jahr­hundert vor unserer Zeitrechnung auf Kos entstanden Schule (Koische Schule). Sie lebten unter dem Namen Asklepiaden, also eigentlich Anhänger des Gottes Asklepios, der auch besser als Askulap bekannt ist, in einer familienartigen Sippe. Diese ersten Arzte führten Einzelbeobachtungen bei Kranken durch, wobei sie induktiv vorzugehen pflegten. Hierbei stand das Beobachten und Festhalten der Symptome an oberster Stelle, um die gewonnenen Erfahrungen beim nächsten Patienten mit ähnlichen Krankheits­merkmalen ausnützen zu können.

Besonderen Stellenwert für den Gesundheitszustand maßen die Koer dem Klima und weiteren Umwelteinflüssen bei.

Der wohl bekannteste Vertreter dieser Schule war Hippokrates, der im Jahre
460 a.C.n. auf Kos geboren wurde. Er schrieb an die 70 Bücher über seine Tätigkeit und forderte, daß die Mediziner alle ihre Sinne, also auch Geruch und Geschmack, einsetzen sollten, um besser die verschiedenen Krankheiten erkennen zu können.

Die Koische Schule lag in einem ständigen Streit mit der auf der Insel Knidos etablierten, da diese bei ihren Diagnosen deduktiv vorging und auch ein starres Krank­heitsbild entwickelt hatte.

II.A.1.a. Der Hippokratische Eid

Bevor damals in Kos ein Anwärter auf die Ausbildung zum Arzt diese genießen durfte, mußte er versprechen, sich an alle ethischen und asklepischen Grundsätze zu halten. Dieses Gelübde wurde in den folgenden Jahrhunderten, da er von Hippokrates eingeführt wurde, allgemein unter dem Namen Hippokratischer Eid berühmt und hat seine Bedeu­tung für den ärztlichen Berufsstand bis heute nicht verloren.

Gleich nach dem Anrufen der Götter verpflichtet sich der "Lehrling" der medi­zinischen Wissenschaft, seinen Lehrer als Vater und dessen Kinder als Brüder anzusehen, wobei die Kunst des Heilens vom "Vater" auf den "Sohn" übertragen wurde. Daraus wird ersichtlich, wie stark das Zusammengehörigkeitsgefühl der Arzte war. Jeder Außenseiter, der ebenfalls die Fertigkeit, Menschen zu helfen, lernen wollte, wurde, nachdem er eben diesen Eid geleistet hatte, in den familiären Kreis aufge­nom­men.

Weiters verpflichtet sich der Jungmediziner, den Menschen, die er in Zukunft behandeln wird, weder Leid zuzufügen, noch, selbst auf Verlangen hin, eine giftige Arznei zu verabreichen. Ganz im Gegenteil soll er den Patienten als individuelles Wesen und das Leben an sich respektieren; so wird zum Beispiel auch die Schweige­pflicht des Arztes hervorgehoben.

Ebenso muß er geloben, schwerere Operationen von den bei den Koern wenig geschätzten Chirurgen durchführen zu lassen.

Diese folgenden Zeilen beinhalten den Text des ursprünglichen Hippokrati­schen Eides, insofern er von der Geschichtswissenschaft richtig rekonstruiert werden konnte:

1. »Ich schwöre bei Apollon dem Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und allen Göttern und Göttinnen, sie zu Zeugen anrufend, daß ich nach meinem Vermögen und Urteil erfüllen werde diesen Eid und diesen (Lehr-)Vertrag:

2. Meinen künftigen Lehrer gleichzuachten meinen Eltern und das Leben mit ihm zu teilen und, falls er Not leidet, ihn mitzuversorgen und seine Nachkommen gleich meinen Brüdern in männlicher Linie zu halten und sie diese Kunst zu lehren, wenn sie diese erlernen wollen, ohne Entgelt und Vertrag, mit Vorschriften, mündlichem Unterricht und dem übrigen Lernstoff mitzuversorgen meine eigenen Söhne und die eigenen Söhne dessen, der mich unterrichten wird, und auch Schüler, die den Ver­trag unter­zeichnet und den Eid geleistet haben nach ärztlichem Brauch, sonst aber niemand.

3. Die diätischen Maßnahmen werde ich treffen zum Nutzen der Leidenden nach meinem Vermögen und Urteil, Schädigung und Unrecht aber von ihnen abwehren.

4. Nie werde ich irgend jemandem, auch auf Verlangen nicht, ein tödliches Mittel verab­reichen oder auch nur einen Rat dazu erteilen; ebenso werde ich keiner Frau ein fruchtabtreibendes Vaginalzäpfchen verabreichen.

5. Keusch und fromm werde ich mein Leben bewahren und meine Kunst.

6. Nie und nimmer werde ich bei (Blasen-)Steinkranken den Schnitt machen, sondern sie zu den Handlangern abschieben, die mit dieser Praxis vertraut sind.

7. In wie viele Häusern ich auch eintrete, eintreten werde ich zum Nutzen der Leidenden, mich fernhaltend von allem vorsätzlichen Unrecht und jeder sonstigen Übeltat, auch von Werken der Wollust, an den Leibern von Frauen und Männern, Freien und Sklaven.

8. Was immer ich bei der Behandlung sehe oder höre oder auch außerhalb der Behand­lung im Leben der Menschen, soweit man es nicht ausplaudern darf, werde ich darüber schweigen, solches als Geheimnis zu achten.

9. Wenn ich nun diesen meinen Eid erfülle und nicht zunichte mache, so möge mir Erfolg im Leben und in der Kunst beschieden sein, gerühmt bei allen Menschen bis in ewige Zeiten; wenn ich ihn aber übertrete und meineidig werde, das Gegenteil von alledem.«

Nachstehende Worte haben heutzutage die Mediziner, allerdings bereits nach Vollendung des Studiums, zu sprechen, ehe ihnen das Doktorat verliehen wird. Im Vergleich der beiden Gelübde kann man deutlich die brisante Aktualität des bereits in der Antike verfaßten Textes erkennen, da fast alle Passagen bis auf das Anrufen der Götter übernommen wurden und lediglich die Pflicht hinzu kam, jedem Notleidenden ohne Ausnahme zu helfen.

»Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.

Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben. Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit meiner Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein.

Ich werde alle mir anvertrauten Geheimnisse wahren.

Ich werde mit allen meinen Kräften die Ehre und Überlieferung des ärztlichen Berufes aufrechterhalten und bei der Ausübung meiner ärztlichen Pflichten keinen Unter­schied machen, weder nach Religion, Nationalität, Rasse noch Parteizugehörigkeit oder sozialer Stellung.

Ich werde jedem Menschenleben von der Empfängnis an Ehrfurcht entgegenbringen und selbst unter Bedrohung meine ärztliche Kunst nicht in Widerspruch zu den Geboten der Menschlichkeit anwenden.

Ich werde meinen Lehrern und Kollegen die schuldige Achtung erweisen. Dies alles ver­spreche ich feierlich auf meine Ehre.«

In der letzten Zeile tritt wieder diese Zusammengehörigkeitsgefühl zu Tage, das bereits in der Antike bestanden hat.

II.A.3. Die Säftelehre

Die Koer versuchten die Pathologie anhand eines von ihnen entworfenen Modells, der Säftelehre, zu erklären. Die Vorstellungen, die damit verbunden waren, hielten sich bis ins späte Mittelalter. Da dieses Modell also für die Nachwelt von unleugenbarer Wichtigkeit war, wird im folgenden näher darauf eingegangen.

Die Hauptaussage dieser Lehre war, daß ein Gleichgewicht der verschiedenen Säfte im menschlichen Körper von Nöten war, um den Organismus als gesund bezeichnen zu können.

Die beiden nachfolgenden Graphiken zeigen deutlich den Zusammenhang der diversen Körperflüssigkeiten mit den vier Elementen, den Hauptorganen, oder gar den Jahreszeiten. Noch heute weisen einige Redewendungen auf diese bereits früh erkannten engen Beziehungen zwischen Geist und Körper hin, wie etwa: >über die Leber laufen<, oder >herzhaft lachen<

Diese beiden Graphiken sind denen aus dem Buch "Medicina magica"
von Hans Biedermann (Graz 1978) nachempfunden.

Elemente:

Erde

Luft

Wasser

Feuer

Jahreszeiten:

Herbst

Frühling

Winter

Sommer

Körpersäfte:

Schwarze Galle

Blut

Schleim

Gelbe Galle

Temperamente:

Melancholiker

Sanguiniker

Phlegmatiker

Choleriker

Hauptorgane:

Milz

Herz

Hirn

Leber

II.B. Der Weg über Alexandria.

Etwa 300 a.C.n. kam es in Alexandria zu umwälzenden neuen medizinischen Entdeckungen, ohne die die ganze Entwicklung der folgenden Jahre und Jahrhunderte undenkbar wäre. So wurden damals auch die ersten Sektionen im Dienste der Wissen­schaft durchgeführt. Das Sezieren von Leichen war jedoch nur kurze Zeit und nur am Museion in Alexandria möglich, da der Respekt vor den Toten etwas zurück­gegangen war, aber auch da Aristoteles und Platon die Seele als das Wesentliche bezeichnet hatten, womit die Bedeutung des Körpers schwand. Zur gleichen Zeit kam erstmals die philosophische Skepsis auf, die den Analogieschluß in Frage stellte. Für die Arzte bedeutete dies, daß sie es nicht mehr akzeptierten von der Tieranatomie auf den Aufbau des menschlichen Körpers Schlüsse zu ziehen.

Die beiden berühmtesten Arzte dieser Periode waren Herophilos und Erasis­tratos, von denen sich auch eigene Schulen ableiten. Der erste dieser beiden war ein Empiriker, der die oben erwähnte medizinische Skepsis vorantrieb. Er unterschied erstmals das Groß- vom Kleinhirn, beschrieb minutiös die Hirnhäute und Gehirnwindungen und untersuchte den Aufbau des Auges. Weiters erforschte er das Darmsystem und gab dem duodenum, also dem Zwölffingerdarm, den Namen.

Erasistratos seinerseits beschäftigte sich mit den Gehirnnerven und schaffte es, die Funktion des Kehlkopfes zu erklären, der beim Trinken die Luftröhre schließt.

II.C. .nach Rom

Im alten Rom gab es keine wissenschaftlich orientierten Arzte. Zumeist waren es lediglich Scharlatane, die an Marktständen ihre Heilsalben, Kräuter, Drogen oder sonstige Wundermittel feilboten. Sie waren oft weit bessere Geschäftsleute als Mediziner, da sie es mit Geschick verstanden, ihre Kunden durch Marktschreier anzulocken. Der Staat überwachte die medizinischen Tätigkeiten nur sehr freizügig, sodaß er erst bei schwerwiegenden Vergehen und daraus resultierenden Folgen ein­schritt und es zu einem Strafverfahren kommen ließ.

Im dritten Jahrhundert a.C.n. wurde schließlich auch in Rom die empirisch-volkstümliche von der wissenschaftlichen Medizin abgelöst. Bald beginnt ein wahrer Massenansturm griechischer Arzte auf die Hauptstadt der antiken Welt. Im Jahre 219 ließ sich der Peloponnesier Archagathos als erster Arzt dieser Welle der wissenschaftlich moti­vierten Mediziner in Rom nieder.

Obwohl die Griechen eine gewaltige Verbesserung der medizinischen Versorgung mit sich brachten, wurden sie dennoch von allen mit Mißtrauen behandelt, meinte sogar Cato, "man möge sich begnügen, die Kenntnisse der Griechen anzusehen, solle sich dieselben aber nicht zu eigen machen . Sie haben sich untereinander verschworen, alle Ausländer durch Arzneien umzubringen, und lassen sich für solchen Dienst obendrein noch bezahlen . Die Arzte lernen durch unsere Gefahren, experimentieren mit dem Tode."

Zu den Honoraren bemerkte Plinius der Altere: "Es gibt keinen Beruf, der mehr abwirft."

In der Kaiserzeit wurde eine medizinische Fürsorge für die gesamte Bevölkerung eingerichtet, die auf die kommenden Zeitalter stets eine Vorbildwirkung hatte. Fachleute wurden eingesetzt, um den Pflichten der Arzte nachzukommen. Am Kaiserhof wie auch in besseren Familien gab es sogar Hausärzte. Die Behand­lungsmethoden betreffend hatten die Mediziner völlig freie Hand, im Gegensatz zu früher, als sie traditionelle Behandlungsweisen anwenden mußten, ehe sie nach einer gewissen Zeit eigenmächtig handeln durften.

Doch gab es auch weiterhin Scharlatane, die das Handwerk des Arztes auszuüben vorgaben. So war eine verständliche Unsicherheit in der Bevölkerung und ein Mißtrauen gegenüber dem Arztestand vorhanden.

Der öffentliche Arzt mußte lediglich einen vollendeten Lehrgang und Verantwor­tungsbewußtsein vorweisen können, ehe er sich einer Wahl seitens der Bürger stellen durfte. Das Ergebnis dieser Wahl jedoch hatte durch eine Prüfung bekräftigt zu werden, die er vor einer Kommission von Fachleuten und bewährten Arzten ablegen mußte.

Im privaten Rahmen jedoch durfte jeder den Arzttitel annehmen, denn um im antiken Rom Arzt zu werden, bedurfte es nicht viel: man brauchte weder frei zu sein, noch das Bürgerrecht innezuhaben.

So konnte etwa jeder Sklave den Beruf des Arztes ausüben, wie es tatsächlich auch des öfteren der Fall gewesen sein dürfte. Allerdings gab es auch "Nebenerwerbs­ärzte": Römer, die sich noch ein kleines Taschengeld dazu verdienen wollten, konnten neben ihrer normalen Beschäftigung auch als Mediziner tätig sein. Dies mag heutzutage befremdlich klingen, aber es dürfte diese Amateurärzte sehr wohl gegeben haben, schreibt doch Phædrus in einer seiner berühmten Fabeln von einem Schuster, der so ungeschickt war, daß ihm niemand die Schuhe anvertrauen wollte, ihn aber doch viele in seiner Tätigkeit als Arzt aufsuchten, um ihm den Körper anzuvertrauen.

Schon zur damaligen Zeit gab es die Unterscheidung zwischen Spezialisten und allgemeinen Arzten. Bei den Spezialisten wurde jedoch nicht nur in Ohren-, Augen-, Zahn-, Hals- oder Frauenärzte unterschieden, sondern existierten auch Mediziner, die lediglich für Fieber, oder Schwindsucht zuständig waren. Die Spezialisierung wurde daher damals ad absurdum geführt.

Für innere Krankheiten waren die Clinici zuständig. Sie führten Krankenbesuche durch, bei denen sie von Anfängern beziehungsweise Studenten der Medizin begleitet wurden, damit diese die Erfahrungen und Künste ihres Lehrers übernehmen konnten. Der Kranke wurde behorcht, befühlt und beobachtet - von all den Händen, da die Schüler es dem Clinicus natürlich gleichzutun hatten. Daß diese Behandlung nicht gerade angenehm für den Patienten war, braucht wohl kaum dazu gesagt zu werden.

So brauten sich die Menschen ihre Medizinen für den Haushalt, also die Familie und die Sklaven, meist selbst und zogen es vor, den Arzt nur in absoluten Notfällen herbei­zurufen.

Nun zu einem Gebiet der Medizin, wenn es noch ein solches ist, das die Menschen in allen Zeitaltern stark zu interessiert zu haben scheint: die Kosmetik.

In den Apotheken konnten interessierte Käufer allerlei finden, das der Verbes­serung ihrer Erscheinung dienen sollte. Gab es doch etwa Mittel dafür, daß die Zähne weiß bleiben und die Haut geschmeidig, dafür, daß die Schweißproduktion des Körpers geschwächt wird, oder gar dem Haarausfall vorzubeugen. Denn der Mann der Antike empfand eine Glatze als Demütigung. Deshalb kämmte sich zum Beispiel auch Caesar die Haare immer so, daß sie seine Kahlheit verdeckte. Aus demselben Grund trug er ja auch bekanntlich stets seinen Lorbeerkranz.

Doch wer sich mit solchen verhältnismäßig primitiven Mitteln nicht begnügen wollte, konnte sich auch etwas aufwendigerer bedienen, die jedoch nicht immer sehr anregend waren, wie folgendes römisches Rezept beweist:

"Die kahlen Stellen des Kopfes mit Soda einreiben und dann ein Gemisch aus Wein, Safran, Pfeffer, Essig, Laserpicium [Dieses Kraut war das Allheilmittel der Römer] und Mäusedreck auftragen"[1]

III. Die Sparten

III.A. Die Anatomie

Die Anatomie nahm ihren Anfang, als Arztephilosophen über den Bau und die Funktion des menschlichen Körpers und sein Zentralorgan, sei es Herz oder Gehirn, nachdachten. Anfangs wurde, wie bereits erwähnt, die Tieranatomie auf den Menschen übertragen. Aus diesem Grund kam es klarerweise zu einigen Irrlehren.

Erst die Alexandriner konnten sich durch die Sektion von Menschen, die uns heutzutage selbstverständlich zu sein scheint, von diesen Vorstellungen lösen und eine morphologische Anatomie betreiben. Obwohl diese seit diesem Zeitpunkt nicht sehr viel weiter vorangetrieben wurde, erreichte sie doch ein erstaunlich hohes Niveau.

III.B. Die Augenheilkunde

In der Augenheilkunde wurden in der Antike kaum wesentliche Fortschritte erzielt, wenn man von der Entdeckung des Aufbaus des Auges durch Herophilos absieht. Im Normalfall wurden bei Augenkrankheiten wie Entzündungen eine Medizin entweder in fester oder flüssiger Form verabreicht, die das Gütesiegel des Arztes trug, und die um die Augen geschmiert wurde.

Bei Schlechtsichtigkeit stellten Brillen die absolute Ausnahme dar: fast einzig und allein von Nero ist uns bekannt, daß Augengläser bestehend aus geschliffenen Steinen als Hilfsmittel verwendet wurden - wahrscheinlich wegen des Kostenpunktes.

III.C. Die Chirurgie

Wie bereits aus dem Hippokratischen Eid ersichtlich wurde, war die Chirurgie stets streng getrennt von den übrigen medizinischen Sparten und Eingriffe wie etwa das "Steinschneiden", also Blasenoperationen, durften nur von Nichtärzten ausgeführt werden. Ihren frühen Anfang nahm die Chirurgie im Bereich von Unfall- und orthopädischen Eingriffen.

Von Alexandria ausgehend kam dann der Aufschwung und somit erreichte diese Sparte ungefähr 100 p.C.n. einen Höhepunkt: Es wurden gewagte Opera­tionen durchgeführt, die bislang primitiven Techniken um etliches verbessert und ein differen­zierteres Instrumentarium verwendet.

III.D. Die Diätik

Die Diätik ist die Lehre der gesunden Lebensweise. Diese schließt sowohl die Hygiene, als auch etwaige Gymnastik mit ein. Vor allem auf diesen Bereich nahm die Säftelehre großen Einfluß.

Es wird versucht, dem Menschen zu helfen, indem der Arzt die Gebiete Ernährung und Schlaf, wohl aber auch Geschlechtsverkehr zu regeln probiert. In der Diätik wurde auch das Klima als ein Hauptfaktor des Wohlbefindens angesehen und dement­sprechend berücksichtigt.

III.E. Die Gynäkologie

Anfangs gab es die wildesten Spekulationen über die Entstehung des mensch­lichen Lebens im Mutterleib. So wurde etwa geglaubt, es gäbe einen weiblichen Samen, oder gar, daß der Uterus ein eigenes Lebewesen sei. Dies dürfte nicht zuletzt auf die Faszination für die Fruchtbarkeit der Frau und die Entstehung des Menschen zurück­zuführen sein, die bis heute anhält.

Doch schon in den (knidischen) Büchern des Corpus Hippocraticum tritt ein erstaunlich hohes Niveau zu Tage, obwohl manchmal zu gar abenteuerlichen Arzneien geraten wird.

Soranos von Ephesos gilt als der Gipfel der antiken Gynäkologie. Um 100 p.C.n. vereint er alle Erkenntnisse seiner Vorgänger mit den eigenen Erfahrungen über weibliche Hygiene, Säuglingsbehandlung, sowie ein gediegenes Wissen über Frauen­krankheiten.

III.F. Die Pharmakologie

Bereits früh existierten "Volksheilmittel" und magische Medizinen und war das Wissen von Kräutern als primitiven Heilmitteln in der Bevölkerung verwurzelt.

Im wissenschaftlichen Bereich waren es die knidischen Arzte, die sich als erste sehr vieler Pharmaka bedienten. Bei den Koern war die Nieswurz als Heilmittel sehr gefragt.

Ungefähr im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung schreibt Diokles von Karystos ein Kräuterbuch, wobei er auf das Wissen der sogenannten Rhizotomen (=Wurzelschneider) zurückgriff. Im Peripatos entwickelte sich die erste wissen­schaftliche Pflanzenkunde, die auch für die Pharmakologie unentbehrlich war.

In der Kaiserzeit wurden erstmals neben pflanzlichen auch mineralische und animalische und sogar menschliche Mittel als Medizinen verwendet. Wieder stieß damals das magische zum rein Wissenschaftlichen hinzu.

Das Standardwerk der Pharmakologie ist die »Materia medica« von Dioskurius, in dem alle bekannten Pharmaka gesammelt und systematisiert wurden.

III.G. Die Physiologie

Die Physiologie, die, wie man unschwer an der Säftelehre erkennen kann, stets spekulativ-philosophischer Einflüssen ausgesetzt war, stellt die stetige Suche nach den leitenden Prinzipien für alle Körpervorgänge und den damit verbundenen Haupt­organen dar. Unermüdlich versuchten die Arzte die Zirkulation des Blutes, den Sinn von Venen und Arterien, die Atembewegung, die Herzfunktion, aber auch die Sinnes­wahrnehmung zu verstehen.

Gerade auf diesem Gebiet hielt sich die ganze Antike hindurch der Dogmatismus und die Spekulation der Empirie und den wissenschaftlichen Entdeckungen die Waage.

III.H. Die Zahnheilkunde

Noch ehe Hippokrates etwa 500 Jahre und Aristoteles etwa 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung von Zahnbehandlungen wie dem Desinfizieren von Zahnfleisch mit einem glühend heißen Draht oder dem Verwenden von Drähten zum Stabilisieren der Kiefer bei Brüchen oder zum Fixieren loser Zähne schrieben, dürfte Aeskulap bereits ungefähr 700 Jahre früher kranke Zähne gezogen haben.

Auch von Celsus, einem der bekanntesten Autoren medizinischer Werke, der etwa 100 a.C.n. lebte, gibt es Überlieferungen, die von Erkrankungen im Mundbereich, sowie deren Behandlung berichteten. Daraus geht ebenfalls hervor, daß die Römer bereits eine primitive Art der Narkose kannten.



Plinius der Altere XXII, 104







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